30. April 2024, 5:29 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mehr Tomaten und weniger Ärger mit Krankheiten: Veredelte Tomaten versprechen genau das. Wenn Sie sich selbst einmal an einer Veredelung versuchen wollen, dann finden Sie hier eine einfache Anleitung.
Tomaten sind für viele Gärtner ein Muss im Gemüsegarten. Wer mehr Früchte ernten und sich gleichzeitig weniger Gedanken um Tomatenkrankheiten machen möchte, der kann veredelte Tomaten pflanzen. Solche veredelten Pflanzen können im Gartencenter, im Baumarkt oder im Online-Handel erworben werden. Genauso gut kann man zum Messer greifen und seine Tomaten selbst veredeln.
Was bedeutet „Veredelung“?
Befindet sich am unteren Teil des Stammes von Rosen, Obstgehölzen oder Gemüsepflanzen eine kleine Verdickung, dann deutet das darauf hin, dass die Pflanzen veredelt worden sind. Bei einer Veredelung werden zwei verschiedene Pflanzen so miteinander verbunden, dass sie zu einer Pflanze zusammenwachsen. Sinn der Sache ist es, die Vorteile jeder einzelnen Pflanzen in einer einzigen Pflanze zusammenzuführen und auf diese Weise besonders wuchskräftige, gesunde und ertragreiche Pflanzen zu erhalten.
Es gibt verschiedene Methoden, um Pflanzen zu veredeln. Bei Tomaten wird in der Regel die sogenannte Kopfveredelung angewendet. Eine Methode, die auch bei Auberginen, Paprika, Chili und Peperoni Anwendung findet.
Voraussetzungen für das erfolgreiche Veredeln von Tomaten
Etwa drei Wochen nach der Aussaat haben die Tomaten die richtige Größe für die Veredelung erreicht. Sie haben dann schon ihre ersten drei bis vier richtigen Laubblätter. Damit ein Zusammenwachsen der Pflanzen möglich ist, ist es unbedingt nötig, dass die Stiele von Unterlage und Edelsorte gleich dick sind.
Auch interessant: Aus Tomaten in 5 Schritten Saatgut für die kommende Saison gewinnen
Benötigtes Material zum Veredeln von Tomaten
- Die Unterlage: eine in einen Topf gepflanzte robuste Tomatenpflanze wie beispielsweise eine Wildtomate
- Die Edelsorte: die gewünschte Tomatenpflanze
- Ein sauberes, scharfes Messer oder eine Rasierklinge
- Veredelungsclips
- Einen Stab, der als Stütze dient
- Ein Mini-Gewächshaus
Tomaten veredeln – einfache Anleitung
- Zuerst wird die Unterlage vorbereitet. Dafür wird der Stiel unterhalb der Keimblätter mit einem scharfen, sauberen Messer oder einer Rasierklinge gerade durchgeschnitten. Der Stiel darf dabei nicht gequetscht werden. Der abgeschnittene obere Teil der Pflanze wird nicht weiter benötigt und kann entsorgt werden.
- Nun wird der Veredelungsclip so auf den Stiel der Unterlage gesteckt, dass der Stiel die Hälfte des Clips ausfüllt.
- Manche Clips haben ein Loch an der Seite, durch das ein Stab gesteckt werden kann, der die Pflanzen während des Zusammenwachsens stützt. Ist dieses Loch nicht vorhanden, kann man einen Stützstab natürlich auch ohne Halterung in die Erde stecken – oder man verzichtet ganz auf ihn.
- Nun schneidet man die Edelsorte knapp oberhalb der Keimblätter ab und steckt sie von oben so in den Veredelungsclip hinein, dass die Schnittflächen beider Pflanzen in direktem Kontakt ganz genau aufeinanderliegen.
Persönlicher Tipp
„Veredelungssets kann man in unterschiedlichsten Varianten im Handel erwerben. Manche enthalten schon passendes Saatgut, manche ein zusätzliches Messer und wieder andere enthalten nichts weiter als verschieden große Veredelungsclips.“
Die Pflege während des Zusammenwachsens
Damit die Edelsorte und die Unterlage gut zusammenwachsen können, braucht es eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Diese lässt sich am leichtesten mit einem Zimmergewächshaus erzeugen, dessen Boden mit etwas Wasser befüllt wird. Kieselsteine auf dem Boden oder eine andere Unterlage sorgen dafür, dass der Topf mit der Tomatenpflanze nicht im Wasser, sondern über dem Wasser steht.
Möglicherweise vorhandene Schlitze in dem Gewächshaus sollten zugeklebt werden, damit die hohe Luftfeuchtigkeit erhalten bleibt. Ein heller und gleichmäßig warmer Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung ist für das Gewächshaus der beste Platz. Optimalerweise nutzt man für gleichmäßiges Licht eine Pflanzenlampe, doch es geht auch ohne.
Etwa eine Woche lang bleiben die veredelten Pflanzen in dem feuchten Gewächshaus. Dann kann man anfangen, vorsichtig und kurz ein wenig zu lüften. Wenn die Pflanzen die Belüftung gut vertragen, sollte sie Tag für Tag ein wenig ausgedehnt werden. So werden die Pflanzen nach und nach abgehärtet. Wenn die Pflanze beginnt, kräftig auszutreiben, ist die Veredelung geglückt.
Für mehr und bessere Erträge Worauf man beim Veredeln von Gemüse achten sollte
Pflanzen vereinzeln Worauf man beim Pikieren von Tomaten achten sollte
Anleitung und Tipps Wie man Tomaten selbst auf dem Balkon anbaut
Wie pflanzt man veredelte Tomaten ein?
Normalerweise werden Tomaten beim Einpflanzen etwas tiefer gesetzt, als sie im Topf gestanden haben. So können sich unten am Stiel weitere Wurzeln entwickeln, die es der Tomatenpflanze ermöglichen, mehr Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Sind die Tomaten jedoch veredelt, dürfen sie nicht tiefer in die Erde gesetzt werden. Die Veredelungsstelle muss unbedingt über der Erde bleiben. Bekommt sie Bodenkontakt, bildet die Edelsorte eigene Wurzeln und macht damit den Sinn der Veredelung zunichte.