13. September 2023, 17:22 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der Gedanke, chemische Mittel im Garten zu reduzieren, ist immer eine gute Idee. Doch während man sich meist Gewiss sein kann, dass die Chemiekeule hält, was sie verspricht, ist die Anwendung verschiedener Hausmittel mit einer gewissen Unsicherheit verbunden. myHOMEBOOK hat bei einer Gartenexpertin nachgefragt, wie hilfreich verschiedene Hausmittel gegen Unkraut wirklich sind.
Kaum eine andere Aufgabe im Garten ist so lästig wie das Jäten von Unkraut. Das hat auch bereits eine myHOMEBOOK-Umfrage bestätigt. Und doch kann man nicht darauf verzichten. Immerhin ist ein zugewucherter Garten nicht nur kein schöner Anblick, die Wildkräuter können zudem eine Konkurrenz für die Gartenpflanzen darstellen. Um das Unkraut schneller zu entfernen, greifen Hobbygärtner zu Hausmitteln wie kochendem Kartoffelwasser, Natron, Steinmehl, Rasenschnitt oder Gurkenwasser. myHOMEBOOK hat bei Sandra von Rekowski vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde e. V. nachgefragt, ob man wirklich mit Hausmitteln Unkraut unbedenklich entfernen kann – und sollte.
Übersicht
Lässt sich mit Gurkenwasser, Steinmehl und Co. Unkraut entfernen?
Die Liste der potenziellen Hausmittel alias Unkrautvernichter ist lang. Als besonders effektiv und in vielen Haushalten vorrätig gelten Gurken- und Kartoffelwasser sowie Natron. Auch Rasenschnitt und Steinmehl sollen angeblich den ungeliebten Gewächsen den Garaus machen.
Beim Unkrautzupfen sollte man dennoch laut Expertin Sandra von Rekowski nicht zu rigoros vorgehen: „Viele der Wildkräuter sind wertvolle Nahrungsquellen für Insekten und bieten ihnen einen reich gedeckten Tisch. Einige wilde Ecken im Garten sorgen also vor allem für reichlich Leben im Garten. Wer Obst und Gemüse ernten möchte, muss dafür sorgen, dass Insekten rund ums Jahr von blühenden Pflanzen zehren und sie somit auch bestäuben können und Spezialisten unter den Insekten ihre bevorzugte Nahrung vorfinden.“
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1. Natron als Unkrautvernichter?
Natron, korrekt bezeichnet als Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3), gilt als Allzweckwaffe im Haushalt. Und auch im Garten soll dieses Hausmittel wahre Wunder wirken. Sandra von Rekowski hat diese Methode allerdings selbst noch nicht ausprobiert. Das schwach alkalische Natron entfernt nicht nur Unkraut und Moos. Auch kann es gegen Mehltau und Blattläuse verwendet werden. Und so wird Natron zur Unkrautentfernung genutzt:
- Einen Liter Wasser bis zum Kochen erhitzen.
- Anschließend einen Teelöffel Natron im kochenden Wasser lösen.
- Lassen Sie diese Mischung unter gelegentlichem Rühren abkühlen.
- Füllen Sie die abgekühlte Lösung in eine Sprühflasche.
- Besprühen Sie das unerwünschte Unkraut. Wichtig: Beim Sprühen muss unbedingt ein Abstand von mindestens zehn Zentimeter zu anderen Pflanzen gehalten werden!
Wichtig: Keinesfalls sollte Natriumlauge verwendet werden! Diese stark ätzende Lösung kann nicht nur Haut und Augen schädigen, sondern auch die Tier- und Pflanzenwelt.
2. Heißes Kartoffelwasser
Heißes Kartoffelwasser, oder einfach nur kochendes Wasser für die Unkrautbeseitigung zu nutzen, scheint eine schnelle Lösung zu sein, um ungeliebte Beikräuter im Garten loszuwerden. Schon Generationen vor uns rückten so dem Unkraut an den Kragen. Und so geht’s:
- Kochendes Wasser über das Unkraut schütten und trocknen lassen.
- Abgekühlte Pflanzen anschließend herausziehen und entsorgen.
Das meint die Expertin: „Gießt man das heiße Wasser auf die Pflanzen, platzen die Gefäße und die Pflanze stirbt in relativ kurzer Zeit ab. Leider macht das heiße Wasser benachbarten Pflanzen ebenso den Garaus. Auch wertvolle Bodenlebewesen sterben dabei, was unbedingt vermieden werden sollte.“
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3. Gurkenwassser
Die Gurken sind aufgegessen und das Gurkenwasser zu schade zum Wegkippen? Aufgrund des in ihm enthaltenen Essigs soll es auch Unkraut entfernen. Doch Sandra von Rekowski rät von diesem Hausmittel ab:
Das meint die Expertin: „Gurkenwasser ist sehr sauer und kann daher den natürlichen pH-Wert des Bodens stark beeinflussen. Nicht nur benachbarte Pflanzen leiden darunter, sondern auch Bodenlebewesen.“
4. Steinmehl
Viele Hobbygärtner haben Gesteinsmehl bereits zu Hause. Doch dieses Hausmittel ist nicht nur idealer Dünger, sondern auch Unkrautbekämpfer! Und so wirkt Steinmehl gegen Unkraut:
- Unkraut aus Fugen und Zwischenräumen entfernen.
- Fugen mit Steinmehl auffüllen.
Das meint die Expertin: „Steinmehle sollen vor allem den Unkrautwuchs in Fugen und Ritzen zwischen Steinplatten eindämmen. Einerseits wird dem Unkraut kein Raum geboten Fuß zu fassen, wenn Fugen und Ritzen einige Zentimeter tief mit Gesteinsmehl aufgefüllt werden. Auf der anderen Seite sorgen Gesteinsmehle für einen höheren pH-Wert im Boden, bei dem viele Pflanzensamen nicht mehr keimen.“
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5. Rasenschnitt gegen Unkraut?
Auch Rasenschnitt hilft als Mulchmaterial dem Wuchs von Unkraut vorzubeugen. Jedoch sollte dieser unbedingt frei von samentragenden Gräsern sein. Andernfalls verteilt man nämlich das Unkraut im gesamten Beet. Und so funktioniert es:
- Den Rasenschnitt einen Tag lang trocknen lassen. So reduziert sich die Gefahr der Schimmelbildung.
- Anschließend den Rasenschnitt ca. 5 bis 10 cm dick zwischen den Pflanzen im Beet ausbringen.
Das meint die Expertin: „Rasenschnitt kann als Mulchdecke zwischen den Pflanzen im Beet verteilt werden. So haben es Unkräuter schwer nackten Boden zum Keimen und Wurzeln zu finden. Da Rasenschnitt von den Bodenlebewesen sehr schnell zersetzt und zu Humus umgewandelt wird, erzielt der Gärtner zudem einen Düngeeffekt.“
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Wie kann man dem Wuchs von Unkraut vorbeugen?
Am besten wäre es natürlich, erst gar kein Unkraut jäten zu müssen. Im Garten und zwischen Steinplatten gibt es verschiedene Möglichkeiten, dem Wuchs von Unkraut vorzubeugen:
- Mulchen: Zwischen den Beetpflanzen kann vorbeugend Mulch ausgebracht werden. Dazu bietet sich Rasenschnitt, Stroh oder Lebendmulch in Gemüsebeeten – also eine Bepflanzung mit beispielsweise Feldsalat oder Spinat – an. Weit verbreitet ist auch das Ausbringen von Rindenmulch. Da dieser zu einem Absenken des Boden-pH-Wertes führt und nicht jede Pflanze das saure Milieu verträgt, muss dieser mit Bedacht zum Einsatz kommen.
- Bepflanzung: Eine sehr ansehnliche, simple und nützliche Methode, den Wildkrautwuchs einzudämmen, ist Beete einfach komplett zu bepflanzen. So können höhere Stauden und Gehölze ganz einfach mit niedrig wachsenden Stauden oder Bodendeckern unterpflanzt werden. Wildkräuter finden so keinen Platz mehr zum Wachsen.
- Unkrautvlies: Um Unkraut zwischen Steinplatten vorzubeugen, ist es sinnvoll vor dem Verlegen der Steinplatten ein Unkrautvlies in den Boden einzuarbeiten. Dieses ist im Baumarkt erhältlich und verhindert, dass Unkraut zwischen den Fugen wachsen kann.
- Pflasterfugenmörtel: Dieser auf Harz basierende Mörtel ist sehr elastisch und witterungsbeständig. Wird er nach der Unkrautentfernung mit einem Besen in die gereinigten Fugen gefegt, haben Löwenzahn und Co. keine Chance mehr.