21. Februar 2021, 14:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Regen- und Kompostwürmer gelten geradezu als wahre Kuhherde unter der Erde. Die Allesfresser pflügen um, sie grasen ab – und scheiden wertvollen Humus aus. Mit den Würmern gibt nur einen Haken.
Sechs Nieren, fünf Herzen, dafür keine Lunge und keine Zähne. Würmer sind wohl mithin die bizarrsten, aber auch produktivsten Geschöpfe auf Erden. Besser: unter der Erde. Da, wo sie kein Lichtstrahl stört, saugen sie unermüdlich Erde und organische Pflanzenabfälle ein und lockern den Boden. Und das, was hinten rauskommt, ist bekanntlich wichtig: reinster, feinster Humus. Regenwürmer mit ihren rund 40 Zentimeter Länge graben dabei besser als jeder Hobbygärtner den Garten um. Diese sollten geradezu behutsam umgraben, um die wichtigen Helfer nicht zu verletzen. Besser als ein Spaten eignet sich eine Grabegabel.
Welche Kompostwürmer eignen sich für den Komposthaufen?
Weltweit gibt es zwar rund 3000 bekannte Wurmarten, davon an die 47 Arten in unseren Breiten. Unter den Kompostwürmern gelten hierzulande drei Arten als besonders effektiv: Eisenia foetida, Eisenia hortensis und Eisenia andrei. Sie graben ihre Gänge nahezu horizontal in rund 20 Zentimetern Tiefe. Diese Wurmarten sind daher besonders gut für Komposter und Wurmkisten geeignet.
Eisenia foetida
Einer der am häufigsten in Europa vorkommenden Kompostwürmer ist dabei Eisenia foetida, der auch die schönen Bezeichnungen Mistwurm oder Stinkwurm trägt. Typisches Merkmal sind seine abwechselnd hellen und dunkeln Ringelstreifen. E. foetida ist besonders eifrig, rund die Hälfte seines Körpergewichts verdrückt er an organischem Material und scheidet humushaltige Nährstoffe aus.
Eisenia hortensis
Eisenia hortensis gilt als der größere Verwandte von E. foetida. Auch er zeigt starken Appetit auf Kompostmaterial, auch auf welches wie Holz oder Pappe, was andere Kompostwürmer eher verschmähen.
E. hortensis erkennt man leicht an seinem gelb gefärbten Hinterleib und seinen pinken Ringeln. Aus Wurmkisten und Wurmfarmen vermag der Wurm leicht zu fliehen. Um den Freiheitsdrang der Würmer zu bremsen, empfiehlt sich, nachts eine energiesparende LED-Leuchte brennen zu lassen. Die Würmer mögen kein Licht und trauen sich dann auch nicht aus der Kiste.
Eisenia andrei
Auch Eisenia andrei ist auf Grund seiner positiven Eigenschaften für den Komposthaufen unter Hobbygärtnern sehr beliebt. Er sieht seinem Artverwandten Eisenia foetida sehr ähnlich, allerdings ist die Färbung eher rötlich bis violett.
Kann man Kompostwürmer selber sammeln?
Kompostwürmer selber sammeln? Ein eher schwieriges Unterfangen. Man findet die kleinen Tiere zwar mitunter auch einfach in der oberen Schicht des Erdbodens. Eher aber wuseln sie im schon von ihnen besiedelten Kompost und Misthaufen. Dort an sie heranzukommen, dürfte mühsam werden. Kennt man jedoch jemanden, der schon einen bewurmten Kompost oder eine Wurmkiste besitzt, kann man diesen bitten, etwas vom Material zu bekommen.
Beim selber Sammeln kann es zudem zur Verwechslungsgefahr kommen. So lassen sich die nützlichen Kompostwürmer mit bloßem Laienauge schwer von anderen Artgenossen unterscheiden. Es gibt denn auch Regenwürmer, die es lieber in die Tiefe zieht. Diese Exemplare würden in flacheren Erd- oder Kompostschichten und Wurmkisten schnell eingehen.
Würmer nur bei der richtigen Witterung online bestellen
Um der Verwechslungsgefahr zu entgehen und Zeit zu sparen, bietet sich ein Mix verschiedener Kompostwürmer an. Den bekommt man im Gartenfachhandel, bei Wurmfarmen, in Anglergeschäften und natürlich auch online.
Ein Kilogramm besteht aus rund 800 bis 1000 lebenden Würmern. Kompostwürmer mögen es generell nicht zu kalt und nicht zu heiß. Bedeutet: Eine Bestellung gibt man besser nicht im tiefsten Winter oder Hochsommer auf. Bei idealen Temperaturen können die Tiere bis zu 14 Tage ohne Nahrung überleben.
Was macht Kompostwürmer so wertvoll für den Garten?
Ihre nährstoffreichen Ausscheidungen gelten unter Hobbygärtnern als schwarzes Gold. Die kleinen Kügelchen werden durch Verdauungssekrete zusammengehalten, was wiederum andere wichtige Mikroorganismen im Boden anlockt. Was dann folgt, ist eine humushaltige, aufgelockerte Erde.
Leiden Pflanzen im Topf oder Gartenbeet an Nährstoffmangel, muss man schnell gegensteuern. Woran erkennt man jedoch, welcher Nährstoff genau fehlt? Das erklärt myHOMEBOOK in diesem Artikel. In jedem Fall hilft Wurmhumus, da der Gehalt an den Hauptnährstoffen wie Stickstoff, Phosphor und Kali im Vergleich zur Erde in der näheren Umgebung meist deutlich höher ausfällt.
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Wo hängt beim Wurm der Haken?
Wurm ist nicht gleich Wurm. Und nicht überall sind die kleinen Tiere so hilfreich wie im heimischen Kompost oder in der eigenen Wurmkiste. Es gibt Arten, die durch Klimawandel und den globalen Handelsverkehr, in andere Ökosysteme einfallen. Weil Flora und Fauna auf die neuen Mitbewohner nicht vorbereitet sind, entstehen so schnell immensen Schäden. myHOMEBOOK berichtete bereits über einen fleischfressenden Grusel-Wurm, der über Südeuropa nach Deutschland einzuwandern droht. In Gefahr sind vor allem kleine Tiere auf dem Acker und im Garten.
In den USA und in Kanada breitet sich zudem seit einigen Jahren rasant der Europäische Regenwurm aus. Würmer galten dort seit der letzten Eiszeit als ausgestorben. Als Folge verändert sich nun die Bodenqualität, Regen- und Tauwasser fließt schneller ab, feuchtliebende Pflanzen trocknen aus. Experten gehen davon aus, dass sich die Invasion der durch Angler eingeschleppten Regenwürmer nicht mehr stoppen lässt.