7. Dezember 2024, 5:52 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wirsing ist mit seinen charakteristisch gewellten Blättern und seinem milden, leicht nussigen Geschmack ein besonders attraktiver Kohl. Erfahren Sie hier, wie man diesen vielseitigen Kopfkohl hegt und pflegt, um eine reiche Ernte zu erzielen.
Wirsing (Brassica oleracea convar. capitata var. sabauda), auch bekannt als Wirsingkohl, Welschkraut, Wirz oder Welschkohl, gehört zur Familie der Kreuzblütler. Ursprünglich stammt der Wirsing aus dem Mittelmeerraum, wobei Norditalien als wahrscheinlichstes Ursprungsgebiet gilt. Seit dem 18. Jahrhundert wird er auch in Deutschland angebaut. Das Gemüse ist im Vergleich zu anderem Kohl etwas widerstandsfähiger und daher besonders gut für Hobbygärtner geeignet, die erste Erfahrungen im Kohlanbau sammeln möchten.
Wirsing
Boden
Locker, durchlässig, lehmig, nährstoffreich und humusreich
Pflanzzeit
Anzucht zwischen Februar und Juli, Direktsaat bei frühen Sorten ab April
Standort
Sonnig bis halbschattig
Gießen
Regelmäßig
Blütezeit
Im zweiten Jahr, wenn er nicht geerntet wird
Giftig
Nein
Düngen
Alle vier Wochen mit Gemüsedünger
Bis zu -10 Grad Celsius
Übersicht
Aussehen und Wuchs
Der Wirsing ist ein Kopfkohl. Im Wuchs ähnelt er Weiß- und Rotkohl, unterscheidet sich jedoch durch seine gewellten Blätter. Diese sind gelbgrün bis dunkelgrün gefärbt und bilden Köpfe, die entweder rundlich sind oder spitz zulaufen. Wird der Kohl nicht geerntet, erscheinen im zweiten Jahr in verzweigten, traubigen Blütenständen die gelben kleinen Blüten. Aus ihnen entwickeln sich die Schoten, in denen die Samen reifen.
Wirsing säen und pflanzen
Wirsing kann entweder vorgezogen oder direkt gesät werden, wobei die Voranzucht meist besser klappt. Je nach Sorte findet die Anzucht zwischen Februar und Juli statt. Ausgesät wird etwa einen Zentimeter tief in flache Aussaatschalen. Sobald sich nach den Keimblättern die ersten echten Laubblätter zeigen, können die kleinen Pflänzchen in einzelne Töpfe umgepflanzt werden.
Frühe Sorten werden ab April ins Freiland gesetzt, späte ab Juli. Die Direktsaat erfolgt bei frühen Sorten ab April, bei späten Sorten später. Die genauen Aussaatzeitpunkte finden Sie auf den Saatguttütchen. Der Pflanzabstand sollte je nach Sorte zwischen 40 und 60 Zentimeter betragen.
Standort, Boden und Beetnachbarn
Wirsing gedeiht am besten an sonnigen Standorten, in halbschattiger Lage kommt er aber ebenfalls klar. Der Boden sollte locker, durchlässig, lehmig, nährstoffreich und humusreich sein. Sandige Böden lassen sich mit einer ordentlichen Portion untergemischtem Kompost verbessern.
Gute Nachbarn für den Wirsing sind Spinat, Salat, Paprika, Möhren, Kartoffeln, Bohnen und Erbsen. Zu den schlechten Nachbarn gehören Zwiebeln, Knoblauch und Erdbeeren.
Wirsingkohl kann auch im Kübel wachsen. Da er aber viel Platz braucht, sind Kohl-Liebhaber, die auf Balkon oder Terrasse gärtnern, sicher besser beraten, wenn sie auf Kohlsalate wie Mizuna, Green in Snow oder Red Giant ausweichen.
Sorten
Wirsing ist in vielen Sorten zu haben. Unter anderem sind folgende empfehlenswert:
- ‚Vorbote 3‘ ist eine sehr frühe Sorte. Die Köpfe sind klein und hochrund geformt.
- ‚Smaragd‘ ist eine mittelfrühe bis späte Sorte mit festen, runden bis querovalen Köpfen.
- ‚Große Tugenden‘ ist eine späte und ertragreiche Sorte mit großen, runden und festen Köpfen, die auch die ersten Fröste im Herbst noch gut wegstecken.
- ‚Paradeisler‘ ist eine späte, alte und robuste Schweizer Landsorte mit mittelgroßen, flachrunden Köpfen und einer hohen Kältetoleranz.
- ‚Winterfürst 2‘ ist eine sehr späte Sorte mit mittelgroßen, runden bis flachrunden Köpfen, einer sehr langsamen Entwicklungszeit, aber einer guten Lagerfähigkeit.
Wirsing pflegen
Wirsing ist nicht ganz unkompliziert in der Pflege. Um die zahlreichen Schädlinge abzuhalten, empfiehlt es sich, von Anfang an ein Insektenschutznetz zu nutzen. Eine weitere Pflegemaßnahme besteht darin, die Stiele im unteren Bereich mit Erde anzuhäufeln. Das hat gleich zwei Vorteile. Zum einen bringt es Stabilität und verhindert so, dass die schweren Köpfe umfallen und zum anderen, bietet es einen gewissen Schutz vor der Kohlfliege, die ihre Eier bevorzugt am Wurzelhals des Kohls ablegt. Während der Wachstumsphase sollte der Boden rund um die Pflanzen, hin und wieder mit einer Hacke aufgelockert werden.
Bewässerung
Wirsing braucht eine gute Wasserversorgung. Vor allem im Jungpflanzenstadium und im Juli und August sollte regelmäßig gegossen werden. Eine Mulchschicht rund um die Pflanzen kann helfen, den Boden vor schneller Austrocknung zu schützen.
Düngung
Wirsing gehört zu den Starkzehrern. Etwa alle vier Wochen sollte er daher gedüngt werden. Als Dünger eignen sich Gemüsedünger oder verdünnte Brennnesseljauche. Achten Sie darauf, es mit dem Dünger nicht zu übertreiben, denn zu viel Dünger verringert die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten. Auch die Lagerfähigkeit nimmt bei zu intensiver Düngung ab.
Schnitt
Äußere, welke Blätter können bei Bedarf entfernt werden.
Vermehrung
Wirsing wird durch Aussaat vermehrt. Wie die Aussaat funktioniert, erfahren Sie im Absatz „Wirsing säen und pflanzen“. Wirsing ist eine zweijährige Pflanze, die ihre Samen erst im zweiten Anbaujahr bildet. Soll Saatgut gewonnen werden, darf der Kohlkopf also nicht geerntet werden. Im zweiten Jahr bilden sich erst Blüten, dann Schoten. Wenn die Schoten gelbbraun sind, können die Samen geerntet werden.
Überwinterung
Wirsing ist im Vergleich zu vielen anderen Gemüsearten sehr kältetolerant. Je nach Sorte kann er bis zu -10 Grad gut aushalten. Eine Mulchschicht aus Kompost, Laub und Stroh kann ebenso wie ein schützendes Vlies bei starken Kälteeinbrüchen hilfreich sein.
Giftigkeit
Wirsing ist nicht giftig.
Alternativen
Eine gute Alternative zu Wirsing ist der Spitzkohl. Er hat zartere Blätter, einen milderen Geschmack und einen kompakteren Wuchs. Auch Grünkohl stellt eine gute Alternative dar. Er kommt ebenfalls mit kalten Temperaturen zurecht, ist robust und kann über einen langen Zeitraum Blatt für Blatt geerntet werden.
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Bienenfreundlichkeit
Normalerweise wird Wirsing geerntet, bevor er blüht. Wenn er jedoch nicht geerntet wird und zur Blüte kommt, wird er von Wildbienen und Schwebfliegen gerne angeflogen.
Krankheiten und Schädlinge
Zu den wichtigsten Krankheiten beim Wirsing zählen die Umfallkrankheit und die gefürchtete Kohlhernie, beides Pilzerkrankungen. Während die Umfallkrankheit junge Pflanzen absterben lässt, verursacht die Kohlhernie Wurzelverdickungen und hemmt das Wachstum. Eine Anbaupause von mindestens vier, besser jedoch sechs Jahren ist entscheidend, um beiden Krankheiten vorzubeugen und die Gesundheit des Bodens zu fördern.
Wirsing wird, wie andere Kohlarten auch, von diversen Schädlingen befallen. Zu ihnen gehören unter anderem Kohlfliegen, Kohlweißlinge und Erdflöhe. Kulturschutznetze können den Befall deutlich verringern. Auch das Anlegen einer Mischkultur oder das Ausbringen von Nützlingen helfen hier. Auch Schnecken lieben den Wirsing und fallen vor allem über Jungpflanzen her.
Ernte und Lagerung
Bei frühzeitiger Aussaat können frühe Sorten bereits im Juli geerntet werden, während bei späteren Sorten die Erntezeit bis in den Winter hineinreicht. Der Kohl wird mit einem scharfen Messer knapp unterhalb des Kopfes abgeschnitten, sobald er fest und ausreichend groß ist. Anschließend werden die äußeren Blätter entfernt. Um die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden, sollten die Wurzeln nach der Ernte ausgegraben und entsorgt werden.
Soll der Kohl länger gelagert werden, ist eine Aufbewahrung an einem kühlen und dunklen Ort ideal, beispielsweise im Keller oder Vorratsraum. Der Wirsing sollte mit Strunk geerntet und kopfüber aufgehängt werden. Feuchtigkeit fördert Fäulnis, deshalb ist es wichtig, den Kohl trocken zu reinigen und nicht zu waschen. Wirsing muss nicht unbedingt als Ganzes gelagert werden. Es ist auch möglich, ihn einzufrieren, einzulegen oder zu fermentieren.
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Verwendung in der Küche
Wirsing kann gut für die Zubereitung von Kohlrouladen genutzt werden. Er schmeckt aber auch in Suppen, Eintöpfen und Aufläufen. Roh passt er super in Salate und Smoothies. Besonders lecker sind die Blätter, wenn sie als Chips zubereitet werden.
Bleiben Sie gesund!
„Wirsing ist ein echtes Powerfood! Mit seinem hohen Gehalt an Vitamin C stärkt er das Immunsystem und hilft, Erkältungen vorzubeugen.“