13. Mai 2020, 14:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Xylit heißt der Rohstoff, der das Gärtnern revolutionieren könnte – zumindest bei Blumenerden. Einige Institute forschen gerade, wie sich der Stoff auf das Pflanzenwachstum auswirkt. Xylit-Erde könnte sogar eine nachhaltigere Alternative zu Torferde darstellen.
In vielen Blumenerden kommt Torf zum Einsatz, was jedoch erwiesenermaßen schlecht für die Umwelt ist. Denn Torf zerstört Moorgebiete und damit Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen. Außerdem wird das Klima durch die Förderung negativ beeinflusst, da beim Trockenlegen der Feuchtgebiete viel CO2 freigesetzt wird. Nun könnte ein anderer Rohstoff Abhilfe schaffen: Xylit. Welche Vorteile Xylit-Erde für das Gärtnern hat, erklärt Anja Müller vom Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) auf Anfrage von myHOMEBOOK.
Was ist Xylit?
Der Begriff Xylit leitet sich vom griechischen Wort „Xylon“ ab, was übersetzt einfach nur „Holz“ bedeutet. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Holz im eigentlichen Sinn, sondern um ein Nebenprodukt der Braunkohleförderung. „Xylit ist Teil des fossilen Abraums in Braunkohle-Lagerstätten und entstand vor Millionen Jahren durch die unvollständige Inkohlung von Holz oder Pflanzenmaterial im Allgemeinen,“ sagt Müller vom IGZ. Auch optisch ähnelt Xylit Holzfasern, weshalb auch die Bezeichnung „Kohlenholzfaser“ geläufig ist.
Wie kann Xylit die Blumenerde verbessern?
„Die gartenbaulich nutzbaren Vorteile von Xylit sind dessen hohe Strukturstabilität bei gleichzeitig geringem Gewicht“, erklärt die Garten-Expertin. Ähnlich wie Torf hat auch Xylit einen geringen pH-Wert, zudem bindet es wenig Nährstoffe und zersetzt sich nicht. „Ähnlich wie Pflanzenkohle ist es salzarm und eignet sich für die Herstellung leichter Pflanzsubstrate“, ergänzt Müller. Deshalb eignet sich Xylit-Erde zum Beispiel für Topfsubstrate oder eine Dachbegrünung.
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In den Tests konnten verschiedene Pflanzen-Institute vielversprechende Ergebnisse mit Xylit erzielen, beispielsweise bei Wachstum und Blüte der Pflanzen. Zudem soll sich Xylit gut auf das Bodenklima auswirken. Einen Nachteil zu gewöhnlicher Torferde gibt es jedoch: Xylit kann weniger Wasser einspeichern als Torf.
Ist Xylit-Erde eine nachhaltige Alternative zu Torf?
„Die Gewinnung von Xylit setzt den Tagebau von fossiler Braunkohle voraus und ist damit langfristig keine nachhaltige Alternative zu Torf“, so Müller. Es könne aber vorteilhaft sein, bereits vorhandene Xylit-Bestände aus dem Tagebau aufzubrauchen, bevor neue Torfabbauflächen erschlossen werden. Dann wäre Xylit wiederum eine umweltfreundliche Alternative.
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Wie Hobbygärtner Xylit-Erde richtig einsetzen
Xylit-Erde kann durch seine Eigenschaften verschiedene Faktoren bei Pflanzen positiv beeinflussen. „Vor allem Topfsubstrate mit hohen Kompostgehalten könnten aufgrund ihrer Eigenschaften, das heißt tendenziell hohe pH-Werte und Neigung zur Verdichtung, durch die Beimischung von Xylit pflanzenbaulich verbessert werden“, erläutert Müller. Durch Xylit können Hobbygärtner gezielt einen hohen pH-Wert senken und durch die lockere Struktur des Rohstoffs die Pflanzerde gut durchlüften.
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Wann sollte man auf Xylit verzichten?
Xylit kann man grundsätzlich in vielen Bereichen einsetzen. Allerdings sollte man laut Müller bei hohen Beimischungen im Substrat berücksichtigen, dass Xylit auch eine beachtliche Menge an Magnesium und Schwefel mitliefert. Und diese Elemente sollten Hobbygärtner im Rahmen einer ausgewogenen Düngung reduzieren.