9. Mai 2024, 13:44 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Wer sich für ein Architektenhaus entscheidet, bekommt ein neues Eigenheim, das ganz den eigenen Vorstellungen entspricht und mit fachkundiger Baubegleitung punktet. Dafür braucht es allerdings auch die Bereitschaft, für ein solches Projekt ein gewisses Maß an Kosten, Zeit und Energie zu investieren. Alles zu den Vor- und Nachteilen eines Architektenhauses erfahren Sie hier.
Geht es an die Planung eines eigenen Neubaus, stehen meist drei Optionen zur Auswahl: Fertighaus, Bauträgerobjekt oder Architektenhaus. Gerade letzterem Terminus begegnet man häufig auf dem Immobilienmarkt. Was ein Architektenhaus ist und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, erfahren Sie hier.
Was ist eigentlich ein Architektenhaus?
Zugegeben, die Bezeichnung „Architektenhaus“ führt ein wenig in die Irre. Denn auch bei anderen Neubauten wie etwa dem Fertighaus braucht es die Arbeit eines Architekten. Allerdings wird dieser dann nicht gesondert von den Bauleuten beauftragt, sondern ist bereits für das entsprechende Bauunternehmen tätig. Treffender wäre also wahrscheinlich eine Bezeichnung wie etwa „Individualhaus“. Der größte Unterschied zwischen Fertig- und Architektenhaus ist sicherlich der, das bei letzterem ein Architekturbüro den Auftrag erhält, welches dann eine Art Unikathaus mit allen persönlichen Wünschen, Ideen und Vorgaben der Bauleute realisiert.
Neben der Hausplanung gehört hierzu auch die Vorbereitung der Baugenehmigung sowie die Bauüberwachung. Im Vergleich dazu handelt es sich bei einem Fertighaus um die Konstruktion eines bereits existierenden Bauplans. Bei Bedarf sind vorab auch Besichtigungen des Objekts möglich. Der individuelle Gestaltungsspielraum ist in diesem Fall entsprechend geringer, die Kosten allerdings auch.
Die Vorteile eines Architektenhauses
Ob der Bau eines Architektenhauses die geeignete Wahl für den eigenen Traum vom Eigenheim ist, verrät vielleicht ein Blick auf die Vorteile eines solchen Objekts.
1. Maximal individuell
Ein Architektenhaus bietet beim Planen ganz klar ein Maximum an Flexibilität sowie ein Höchstmaß an Individualität. Bauleute können demnach sämtliche persönlichen Wünsche, Ideen und Bedürfnisse in ihr neues Zuhause einfließen lassen. Der Stil des Hauses, Größe, Raumaufteilung, Haustechnik, Grünanlagengestaltung oder die Materialauswahl liegen ganz in deren Händen. Und soll es mal eine eher unkonventionelle Gestaltung sein, kann auch das mit dem Architekturbüro besprochen und realisiert werden.
Genau dieser Aspekt unterstreicht die Unterscheidung zum herkömmlichen Fertighaus: Hier sucht man sich ein Objekt aus dem Katalog aus und kann dann nur noch marginale Veränderungen vornehmen.
2. Überprüfung des Baugrundstücks
So einzigartig ein Architektenhaus ist, so einzigartig soll meist auch seine Lage sein, damit es in jedem Fall auch optisch heraussticht. Wenn sich das neue Eigenheim also nicht inmitten eines Neubaugebiets befindet, sondern eher an einem exponierten Ort stehen soll, ist es die Aufgabe des Architekten zu überprüfen, ob der geplante Neubau überhaupt auf dem erwählten Grundstück möglich ist. Zu derartigen Spezialfällen zählen etwa Baulücken, Restgrundstücke oder auch Hanglagen.
3. Hausplanung mit Weitsicht
Bekanntermaßen bedeutet ein neues Eigenheim eine erhebliche finanzielle Investition, weshalb es seinen Bewohnern, meist Paare oder Familien mit kleinen Kindern, idealerweise möglichst langfristig Nutzen und Freude bringen sollte. Ist ein solches Haus also von ausgezeichneter Qualität, hat es in der Regel über viele Jahrzehnte lang Bestand und bleibt attraktiv als auch praktikabel zum Wohnen. Und zwar etwa dann, wenn der Nachwuchs größer wird und sein eigenes Bad oder aber Zutritt von außen benötigt.
Im Fall von pflegebedürftigen Familienmitgliedern wird vielleicht eines Tages eine Einliegerwohnung mit separatem Zugang notwendig. Ansprüche wie diese lassen sich schon jetzt im Architektenhaus mitberücksichtigen und der Grundriss oder Wasser- und Stromanschlüsse entsprechend vorausschauend planen.
4. Fachkundiger Baupartner
Ein weiterer Vorteil eines Architektenhauses besteht darin, dass der Architekt von Anfang bis Ende das Bauprojekts begleitend zur Seite steht und die Bauleute in allen Belangen fachkundig berät. Schon bei der Planung hat er den abgesteckten Zeit- und Kostenrahmen im Blick. Regelmäßig ist er etwa auf der Baustelle und überwacht das Projekt, ist aber gleichzeitig auch Ansprechpartner für das Bauunternehmen und Handwerkerfirmen vor Ort. Fallen ihm an irgendeiner Stelle Mängel oder Probleme auf, greift er frühzeitig ein und interveniert.
Auch interessant: Die Vor- und Nachteile einer Doppelhaushälfte
5. Individuelles Haustechnikkonzept
Die Flexibilität eines Architektenhauses zeigt sich auch bei dessen Haustechnik, welche ebenfalls individuell konzipiert werden kann. Es kann frei darüber entschieden werden, welches Heizsystem es sein soll oder ob die Energiegewinnung über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach generiert wird.
Ebenso denkbar sind Sonderwünsche wie ein Kamin im Wohnzimmer oder eine Sauna im Keller. Fast schon selbstverständlich verfügen moderne Häuser heutzutage über Smart-Home-Technologie. Daher kann auch dieser Aspekt in der Planungsphase flexibel gestaltet werden.
Irreführende Bezeichnung Wann ist ein Haus eigentlich „schlüsselfertig“?
Bauweise, Kosten, Planung Die 5 gängigsten Haustypen im Vergleich
Vor- und Nachteile Fertighaus oder lieber Massivhaus? Zwei Bauweisen im Vergleich
Die Nachteile eines Architektenhauses
Natürlich gibt es auch Gegenargumente für diesen besonderen Haustyp. Entsprechend gilt es sich vor der Planung eines neuen Eigenheims auch über die Nachteile im Klaren zu sein:
1. Wer suchet, der findet …
Es ist gar nicht mal so einfach ein Architekturbüro für das eigene Bauvorhaben zu finden. Nicht ganz ohne Grund: So ganz lukrativ sind private Bauprojekte für diese nicht. Es empfiehlt sich einen Blick auf die Webseite der Architektenkammer des eigenen Bundeslandes zu werfen. Hier muss jedes Architekturbüro gemeldet sein. Macht man ein passendes für sich ausfindig, verschafft man sich am besten über dessen Onlineauftritt einen ersten Eindruck.
Und natürlich kostet die Arbeit eines Architekten keinen unerheblichen Betrag Geld, weswegen es ratsam ist, diese Entscheidung mit Bedacht zu fällen. Wer unsicher ist, kann das entsprechende Büro auch stufenweise beauftragen – bis man ein gutes Gefühl hat und diesem auch die komplette Bauleitung und Fertigstellung des Projekts übertragen möchte.
2. Aufwendigere Planung
Es ist wie ein Naturgesetz: Individualität fordert Aufwand. Insbesondere was die Planungszeit betrifft, muss mit deutlich mehr Investition gerechnet werden als etwa bei einem schlüsselfertigen Haus. Schließlich ist man hier Teil eines jeden Entscheidungsprozesses und bekommt so am Ende auch ein Wohnobjekt ganz nach den eigenen Vorstellungen.
Entsprechend gestaltet sich die Planungsphase als ausgesprochen intensiv: Permanent gilt es Fragen den Baustil, die Haustechnik oder die Materialauswahl betreffend zu klären. Zusätzlich sind auch gelegentlich Besichtigungstermine vor Ort wahrzunehmen.
3. Kostenintensives Haus
Eine weitere Kehrseite des Architektenhauses ist ganz klar der Preis. Im Vergleich zu einem schlüsselfertigen Objekt fallen hier erheblich mehr Kosten an. Unikate haben eben ihren Wert! Eine individuelle Planung, besondere Materialien oder auch Sonderausstattungen beim Bauen, etwa was die Haustechnik betrifft, machen den Hausbau schnell zu einem kostspieligen Projekt.
Dafür kann bei der Planung aber auch auf individuelle Bedürfnisse eingegangen werden. Und natürlich muss es nicht immer jeder Extrawunsch sein, immerhin soll auch der größte Traum vom Eigenheim noch im finanziellen Rahmen liegen.
Allerdings kommen bei einem solchen Bauprojekt auch noch die Kosten für die Arbeit des Architekturbüros dazu. Es empfiehlt sich außerdem, dem beauftragten Architekturbüro ein eher niedriges Budgetlimit zu setzen, um so gegebenenfalls noch genügend Puffer für unvorhergesehene Kosten zur Verfügung zu haben.
4. Lange Bauzeit
Auch im Hinblick auf die Bauphase unterscheidet sich das Architektenhaus deutlich vom klassischen Objekt. So sind etwa Fertighäuser bereits binnen weniger Wochen komplett bezugsfertig, wohingegen bei einem maßgeschneiderten Haus mit mehreren Wochen bis zu einem halben Jahr Bauzeit zu rechnen ist.
Hier kommt es auch darauf an, wie außergewöhnlich das Objekt ist und wie viele Sonderwünsche es gibt. Sollen besondere Materialien verbaut oder spezielle Techniken, die nur bestimmte Handwerksbetriebe beherrschen, angewandt werden, kann auch das zum Verzug auf der Baustelle führen.