18. April 2022, 6:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die Finanzierung eines Hauses ist eine komplizierte Angelegenheit, die viele nur ein Mal im Leben angehen. Umso wichtiger ist es, sich vor Vertragsabschluss umfassend über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren.
Der Traum vom Eigenheim verbindet viele Menschen miteinander – doch ohne Eigenkapital ist eine seriöse Baufinanzierung heutzutage kaum mehr möglich. Vor allem normal Verdienende bekommen ohne ein Eigenkapital von rund 20 Prozent des Kaufpreises keine oder nur kostenintensive Kreditangebote. Daher sollten Darlehensnehmer ihre Vermögenswerte genauestens prüfen, bevor sie sich auf den Weg zu verschiedenen Kreditinstituten begeben. Gut zu wissen: Hierfür kann nicht nur das Barvermögen einbezogen werden, sondern auch Anlagen oder Bausparverträge. So ergibt sich auch für Normalverdiener die Möglichkeit, an einen guten Kredit zu gelangen und damit das Eigenheim zu finanzieren.
Übersicht
- 1. Die Baufinanzierung kalkulieren
- 2. Nebenkosten des Immobilienkaufs mit einbeziehen
- 3. Eigenkapital einbringen
- 4. Tilgungssatz und Zinsbindungszeit klug wählen
- 5. Auf Sondertilgungsrechte bestehen
- 6. Bereitstellungszinsen hinauszögern
- 7. Finanzierungs-Angebote vergleichen
- 8. Von staatlichen Fördermitteln und Baukindergeld profitieren
1. Die Baufinanzierung kalkulieren
Um eine solide Kalkulation aufzubauen, müssen Kreditnehmer im Vorfeld errechnen, wie viel Eigenkapital sie maximal mitbringen und welche Kredithöhe sie für den Bau ihres Hauses anstreben. Die Höhe des Kredits ist auch davon abhängig, welche monatliche Tilgungssumme man sich als Hausbesitzer leisten kann. Hierzu dient das monatliche Netto-Einkommen des Haushalts als Grundlage, von der die Lebenshaltungskosten sowie der anfallende Zinssatz abgezogen werden. Der übrige Betrag ergibt dann das Finanzierungspotenzial. Grundsätzlich gilt aber: Die monatliche Belastung durch den Kredit sollte nicht mehr als 40 Prozent des Haushaltseinkommens betragen.
2. Nebenkosten des Immobilienkaufs mit einbeziehen
Zu den Nebenkosten zählen etwa die Grunderwerbsteuer, Notargebühren, Eintragung ins Grundbuch, Finanzierungsnebenkosten und Maklergebühren. Diese Kosten werden von Immobilienkäufern häufig unterschätzt. Doch mit rund 15 Prozent des eigentlichen Kaufpreises handelt es sich um eine erhebliche Summe, welche die Gesamtkosten enorm steigert. Daher sollten die Nebenkosten von Anfang an auf den Kaufpreis addiert werden.
Ausgleichen kann man diese Preiserhöhung nur durch ein erhöhtes Eigenkapital. Lässt man zu, dass dieses bereits durch die Nebenkosten verbraucht wird, riskiert man eine deutliche Erhöhung des Kredit-Zinssatzes. Damit sind die Nebenkosten letztendlich auch ausschlaggebend dafür, ob man sich die Immobilie leisten kann oder nicht.
3. Eigenkapital einbringen
Wie bereits angesprochen, ist das Eigenkapital stark ausschlaggebend für den Hauskauf. Je mehr Eigenkapital man mitbringt, desto höher kann die aufgenommene Kreditsumme sein und desto günstiger wird die Baufinanzierung. Zwischen 20 und 30 Prozent des eigentlichen Kaufpreises sind ein Richtwert, mit dem Banken gerne arbeiten.
Als Eigenkapital zählt nicht nur das Geld auf Sparbüchern und in Bausparverträgen, sondern auch Aktien oder Fondssparpläne. Auch ein schuldenfreies Grundstück oder eine Immobilie können als Eigenkapital eingebracht werden. Wichtig ist aber, nicht das komplette Eigenkapital für die Finanzierung auszugeben. Denn auch die Baunebenkosten und andere unvorhergesehene Kosten müssen während des Hausbaus beglichen werden.
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4. Tilgungssatz und Zinsbindungszeit klug wählen
Hauskäufer profitieren aktuell vor allem von einem: von historisch niedrigen Zinsen beim Abschluss eines Darlehens! In Verbindung mit einer langen Zinsbindungszeit – von 15, 20, 25 oder 30 Jahren – kann sich der Hauskauf in finanzieller Hinsicht wirklich lohnen. Denn selbst, wenn die Zinsen steigen, bleibt der eigene Kredit dann günstig. Möchte man dieses Zinsniveau optimal nutzen, sollte jedoch auch der Tilgungssatz entsprechend ausfallen. Hier empfehlen sich vor allem erhöhte Tilgungssätze, damit der Kredit schneller abgezahlt wird.
5. Auf Sondertilgungsrechte bestehen
Je flexibler sich das Zurückzahlen des Kredits gestaltet, desto besser ist das für den Kreditnehmer. Räumt die Bank dem Kreditnehmer ein Sondertilgungsrecht ein, kann das von Vorteil sein. Denn hat man außerplanmäßig Geld gespart und steckt dieses in das Darlehen, verkürzt sich die Laufzeit des Kredits häufig um mehrere Jahre. Und nicht nur das: Denn dadurch reduzieren sich auch die insgesamt gezahlten Zinsen! Übrigens: Je früher die Sondertilgungen getätigt werden, desto besser. Denn dadurch lassen sich die Zinsen schnell und deutlich reduzieren.
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6. Bereitstellungszinsen hinauszögern
Wenn seit dem Abschluss des Kreditvertrags schon einige Zeit vergangen ist, der Kreditnehmer sein Darlehen aber noch nicht komplett abgerufen hat, fallen Bereitstellungszinsen an. Vor allem bei Bauherren, deren Hausbau sich verzögert, ist das häufiger der Fall. Diese Bereitstellungszinsen belaufen sich meist auf 0,25 Prozent pro Monat. Ab wann ein Kreditinstitut diese Zinsen verlangt, ist unterschiedlich und kann individuell ausgehandelt werden. Um nicht in die Kostenfalle zu tappen, ist es also ratsam, einen möglichst langen zinsfreien Bereitstellungs-Zeitraum auszuhandeln.
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7. Finanzierungs-Angebote vergleichen
Nicht nur die angebotene Darlehenssumme, auch die Höhe des Zinssatzes kann von Anbieter zu Anbieter variieren. Allein deswegen ist es sinnvoll, einige Zeit in die Suche nach dem passenden Kreditinstitut zu investieren, schließlich kann man davon langfristig nur profitieren. Wichtig ist auch, sich auf einen seriösen Anbieter zu verlassen, auch wenn dieser eventuell etwas teurer ist, als ein Angebot aus dem Internet. Lokale Banken und Kreditinstitute sind für die Baufinanzierung in der Regel die beste Wahl, da hier auch immer ein zuverlässiger Ansprechpartner vor Ort ist.
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8. Von staatlichen Fördermitteln und Baukindergeld profitieren
Seit einigen Jahren bietet der Staat mit Fördermitteln, wie etwa dem Baukindergeld, finanzielle Hilfe bei der Baufinanzierung. Damit können vor allem Familien mit einem niedrigen bis mittleren Einkommen profitieren, denn die meisten Förderprogramme setzen eine bestimmte Einkommensgrenze voraus. Für das Baukindergeld der KfW beispielsweise sollte das Netto-Haushaltseinkommen nicht mehr als 90.000 Euro pro Jahr betragen. Dann erhält eine Familie mit einem Kind rund 12.000 Euro Zuschuss (insgesamt in 10 Jahren).