27. März 2020, 12:07 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Egal, wohin man schaut, Corona ist Thema Nummer eins. Aber auch Sorge Nummer eins. Denn, ob Arbeitgeber oder Arbeitnehmer, die Coronakrise trifft alle. Was ist zum Beispiel mit denen, die gerade ein Haus bauen?
Viele Gewerbe haben aufgrund des Coronavirus‘ bereits geschlossen. Friseure, Tattoo-Studios, Kinos. Andere Geschäfte wie Baumärkte haben in manchen Bundesländern geschlossen, in anderen sind sie nur unter strengen Hygiene-Auflagen geöffnet geblieben. Die Sorge steigt aber auch bei den Menschen, die sich gerade ein Haus bauen lassen wollen. Gibt es einen Baustopp? Wie verhalten sie sich richtig? Arbeiten Bauarbeiter noch? myHOMEBOOK sprach darüber mit Erik Stange, dem Pressesprecher des Bauherren-Schutzbund e. V.
Corona: Stehen Baustellen jetzt still?
Auch wenn die Krise noch nicht flächendeckend auf Baustellen angekommen ist, mahnt Stange zur Vorsicht: „Bauherren sollten sich auf Bauverzögerungen einstellen und bereits geplante Umzugstermine gegebenenfalls verschieben.“ Da die Situation sich täglich ändere, könne man kaum etwas mit Sicherheit planen. Durch strikte Einreisebestimmungen komme es immer häufiger zu Schwierigkeiten bei Material und Personal. „Montagearbeiter aus dem europäischen Ausland fallen aufgrund der aktuellen Einreisebestimmungen zunehmend aus. Auch bei Produzenten von Baumaterialien kommt es zu Lieferengpässen durch unterbrochene Lieferketten, fehlende Zulieferteile und personelle Ausfälle im Anlieferungsverkehr“, warnt Stange.
Dazu passend: Coronakrise: Kommt jetzt noch der Handwerker?
Sollte man sein privates Bauvorhaben vorsichtshalber aussetzen?
Die Coronakrise fällt genau in die traditionell beste Zeit, um einen Bau zu beginnen. Muss man seine Baustellen jetzt wegen Corona schließen? Erik Stange warnt gegenüber myHOMEBOOK vor überstürzten Reaktionen: „Auf keinen Fall sollten Bauherren wegen Terminverschiebungen Bauverträge kündigen. Die Krise trifft alle Baufirmen. Einen neuen Partner zu finden, wird schwierig bis aussichtslos.“
Was sollten Hausbauer wissen, wenn jetzt Bauarbeiten anstehen?
Die Coronapandemie kann schnell dazu führen, dass Baustellen leer stehen, Bauarbeiter fehlen oder ganze Firmen insolvent gehen. Daher rät der Pressesprecher des BSB zu Achtsamkeit: „Bauherren dürfen sich in der jetzigen Situation nicht über den Tisch ziehen lassen. Zahlungsaufforderungen sollten jetzt genau geprüft werden, damit nur das bezahlt wird, was auf der Baustelle tatsächlich an Leistung erbracht wurde. Auf keinen Fall sollten sie in Vorleistung gehen. Dann ist das Geld bei einer möglichen Firmeninsolvenz weg.“
Die Arbeiten auf der Baustelle ziehen sich wegen Corona viel länger, was tun?
Auch hier gilt: Bitte immer die außergewöhnliche Lage im Hinterkopf behalten. Niemand schafft es, ohne Einschränkungen zu bleiben. Daher rät Stange auch zu Nachsicht: „Bei Überschreitung der Ausführungszeit können Sie durchaus – mit dem gebührenden Einfühlungsvermögen für die aktuelle Lage – eine Frist zur Fertigstellung setzen. Dadurch wird nicht unbedingt gleich weitergebaut. Sie sichern sich aber Ihre Rechte und können später entscheiden, ob Sie einen Verzugsschaden geltend machen oder nicht.“
Tipp: Der BSB bietet am 1. April eine Corona-Sprechstunde als Webinar an, anmelden können Sie sich hier.
Was kann man tun, um Bauarbeiter zu unterstützen?
Seien Sie nachsichtig und verständnisvoll. Auch hier sind Menschen bei der Arbeit, die ihre eigenen Sorgen und Ängste haben. Stange: „Die Coronakrise ist eine Ausnahmesituation für alle am Bau beteiligten. Deshalb sollte mit einem gewissen Verständnis für die aktuelle Lage an die Baufirma herantreten und keine unrealistischen Forderungen versuchen zu erzwingen.“
Hinweis: Um die generelle Gefahr einer Ansteckung und Verbreitung von Viren wie dem Coronavirus zu reduzieren, empfiehlt es sich, verstärkt auf die Hygiene zu achten. Hierzu empfiehlt auch die myHOMEBOOK-Redaktion die Hinweise der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Liefer-Engpässe Auf den Baustellen werden die Baustoffe knapp – und teuer
Ursachen für Verzögerungen Darum dauert es auf Baustellen oft länger als geplant
Große myHOMEBOOK-Umfrage Hausbau in Krisenzeiten – bei fast der Hälfte platzt der Traum vom Eigenheim
Droht wegen Corona ein Baustopp auf Baustellen?
Die Gefahr sieht Erik Stange derzeit nicht, allerdings kann es vermehrt zu Verzögerungen kommen: „Beim typischen Einfamilienhaus bauen viele Gewerke aufeinander auf. Kommt es beispielsweise zu Terminverzögerungen bei Rohbauarbeiten, kann der Elektriker nicht beginnen. Die Probleme potenzieren sich dann.“