20. Juli 2023, 15:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eine gute Dämmung ist in Zeiten der Energiekrise wichtiger denn je. Denn, je weniger Wärme verloren, geht, desto mehr Heizkosten können eingespart werden. Allerdings kursieren zu diesem Thema einige Irrtümer. Ein Verbraucherschützer klärt auf.
Die Gebäudedämmung ermöglicht es, die Energiekosten zu senken und gleichzeitig das Klima zu schützen. Ansonsten bildet die Dämmung oft die Grundlage für den Einsatz moderner Heizsysteme, häufig in Verbindung mit selbst erzeugter Photovoltaik-Energie. „Wichtig ist zu wissen, dass sich die Dämmung von Dach oder Wand fast immer lohnt, in der Regel günstiger als eine neue Heizung ist und viel CO2 einspart“, sagt Christian Handwerk, Energieexperte von der Verbraucherzentrale NRW. „Wir raten Verbraucher:innen daher, vor energetischen Investitionen am Haus zu prüfen, in welcher Reihenfolge Energieeffizienz-Maßnahmen sinnvoll sind. Die Gebäudedämmung steht dabei meist an erster Stelle.“ Es gibt jedoch viele falsche Informationen und hartnäckige Vorurteile über die Gebäudedämmung. Was sind die häufigsten Irrtümer bei der Dämmung?
1. Irrtum: Dämmung rechnet sich finanziell nicht
Dabei handelt es sich bereits um einen von mehreren Irrtümern rund um die Dämmung. Die Dämmung der Außenwände ist oft kostengünstiger als der Einbau einer neuen Heizung, selbst unter Berücksichtigung der üblichen Förderzuschüsse. Darüber hinaus führt die Gebäudedämmung zu erheblichen Energieeinsparungen.
Eine gedämmte Außenwand lässt beispielsweise nur noch 10 bis 15 Prozent der ursprünglichen Energiemenge entweichen. In den meisten Fällen rentiert sich die Investition in die Gebäudedämmung bereits innerhalb von weniger als 15 Jahren. Zudem haben sanierte Wände eine Lebensdauer von mehr als 40 Jahren, was langfristige Kosteneinsparungen ermöglicht. Ähnliches gilt für die Dämmung des Daches.
Obwohl sich die Amortisationszeit für die Dachdämmung etwas länger gestaltet als bei der Fassadendämmung, lohnt sie sich ebenfalls auf lange Sicht. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der Wert der Immobilie durch die energetische Aufwertung von Dach oder Fassade steigt. Die Höhe dieser Wertsteigerung variiert je nach Wohnlage, trägt jedoch zur insgesamt positiven Bilanz der Außendämmung bei.
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2. Irrtum: Dämmstoff ist Sondermüll
Auch diese Aussage über die Dämmung zählt zu den geläufigen Irrtümern. Die gängigen Dämmstoffe, die heutzutage verwendet werden, sind expandiertes Polystyrol (EPS) und extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS). Früher enthielten diese Dämmplatten ein als gefährlich eingestuftes Flammschutzmittel. Daher müssen entsprechende Dämmstoffe, die vor 2016 verbaut wurden, jetzt getrennt entsorgt werden. Seit 2016 dürfen solche Dämmstoffe in Deutschland weder verkauft noch verwendet werden. Andere Dämmstoffe wie Mineralwolle oder Naturdämmstoffe sind von dieser Diskussion um Sondermüll ohnehin nicht betroffen.
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3. Irrtum: Glaswolle ist schädlich für die Gesundheit
Ähnlich wie beim Thema „Sondermüll“ ist dies seit vielen Jahren nicht mehr zutreffend, da sich die Beschaffenheit des Dämmmaterials geändert hat. Seit 2005 wird in Deutschland keine Glas- oder Steinwolle mehr verkauft, die als krebserregend eingestuft wäre. Die Fasern des Materials wurden weiterentwickelt, sodass diese Art von Dämmwolle als unbedenklich angesehen werden kann. Allerdings kann sie bei direktem Hautkontakt reizend wirken, weshalb es ratsam ist, bei der Verarbeitung Handschuhe zu tragen. Es besteht jedoch kein gesundheitliches Risiko.
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4. Irrtum: Dämmung erhöht das Brandrisiko
Hauptsächlich bezieht sich dieser Irrtum auf die Hartschaumplatten aus EPS, die als der am häufigsten verwendete Dämmstoff im Gebäudebereich gelten. Untersuchungen und Statistiken von Experten zeigen, dass Fassadendämmungen mit EPS äußerst selten den Brandverlauf beeinflussen.
In den seltenen Fällen, in denen es zu Brandvorfällen kommt, ist dies oft auf einen unsachgemäßen Zustand des gesamten Wärmedämmverbundsystems (WDVS) zurückzuführen. Das WDVS umfasst den Dämmstoff, die Befestigungsmethoden (Kleben/Verdübeln oder Schienensystem) und die Putzschichten. Statistisch gesehen besteht das höchste Brandrisiko im Wohngebäudebereich jedoch im Küchenbereich.
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5. Irrtum: Dämmung kann Schimmel verursachen
Ein weitverbreiteter Irrtum besagt, dass Bauteile wie Wände oder Decken nach einer Dämmung zu undurchlässig werden und dadurch die Feuchtigkeitsregulierung beeinträchtigt wird. Die meisten Dämmstoffe, wie beispielsweise die oft verwendeten EPS-Hartschaumplatten, sind jedoch nicht ausreichend dicht, um dieses Problem zu verursachen.
Ein Fehler bei der Installation könnte jedoch darin bestehen, die Dämmung von außen, also von der kalten Seite her, zu stark abzudichten, beispielsweise durch die Verwendung eines ungeeigneten Außenputzes. Eine fachgerecht ausgeführte Gebäudedämmung durch einen qualifizierten Fachbetrieb reduziert letztendlich immer das Risiko von Schimmelbildung.