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Irreführende Bezeichnung

Wann ist ein Haus eigentlich „schlüsselfertig“?

Schlüsselfertiges Haus
Können beim Abschluss eines schlüsselfertigen Hauses tatsächlich schon die Kisten gepackt und sofort ins neue Eigenheim eingezogen werden? Foto: Getty Images
Odett Schumann
Autorin und Interior Designerin

31. Mai 2024, 6:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wer wenig Zeit, aber den Wunsch nach einem Eigenheim hat, entscheidet sich häufig für ein schlüsselfertiges Haus. Doch können bei einem solchen Bauprojekt tatsächlich so schnell die Kisten gepackt werden oder verbirgt sich hinter der Formulierung doch etwas anderes?

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Häufig ist bei Fertighäusern die Rede von schlüsselfertigen Bauprojekten: Was verlockend und nach einem baldigen Einzug klingt, führt seitens der Interessierten oder Bauleute gelegentlich auch zu Fehleinschätzungen. Im Übrigen muss sich der Terminus auch nicht nur auf die Fertigbauweise beziehen, sondern ist durchaus auch bei Massiv-, Fachwerkhäusern und andere Bauarten möglich. myHOMEBOOK erklärt, was ein schlüsselfertiges Haus ausmacht.

Wie fertig ist ein schlüsselfertiges Haus wirklich?

Die Antwort lautet: nicht wirklich fertig. Vielmehr ist diese Bezeichnung etwas irreführend, ganz so als würden die Bauleute den Schlüssel für ihr neues Eigenheim ausgehändigt bekommen, könnten dieses aufsperren und direkt einziehen. So ist es leider nicht, denn ganz so sehr können sich Bauleute dann doch nicht vom eigenen Hausprojekt isolieren. Üblicherweise liegen sämtliche Arbeiten in der Hand des Bauunternehmens. Doch um einige Innenausbauten muss man sich meist selbst noch kümmern oder eine Firma beauftragen. Und so kommen zum Festpreis des Hauses meist noch weitere Kosten hinzu.

Schlüsselfertiges Haus – ein schwammiger Begriff

Schlüssel steckt schon im Türschloss
Den Schlüssel bekommt man zwar schon ausgehändigt, doch in den meisten Fällen lässt sich in diesem Status noch nicht wirklich im neuen Eigenheim wohnen Foto: Getty Images

Tatsächlich ist es so, dass der Begriff „schlüsselfertig“ baurechtlich nicht eindeutig definiert und geschützt ist. Demnach kann er von Baufirmen auch unterschiedlich ausgelegt werden. Anbieter schlüsselfertiger Häuser entscheiden also selbst, welche Arbeiten in ihrem Leistungsumfang enthalten sind und welche wiederum von den Bauleuten noch als zusätzliche Dienstleistungen gebucht werden müssen. Hier hilft ein Blick in den Bauvertrag, der entsprechend eine klar formulierte Bau- oder Leistungsbeschreibung umfasst und somit den Grad der Fertigstellung genau erklärt.

In jedem Fall aber hat man beim schlüsselfertigen Hausbau einen festen Partner an seiner Seite, der das gesamte Projekt im Sinne seiner Kundschaft und dem gemeinsam geschlossenen Vertrag koordiniert, kontrolliert sowie durchführt. Für Bauleute bedeutet dies wesentlich weniger Aufwand und Stress. Und doch müssen auch sie einige Aufgaben selbst übernehmen.

Auch interessant: Was ist eigentlich ein Townhouse?

Die Aufgaben der Bauleute

So ganz können sich Bauleute also auch bei einem schlüsselfertigen Haus nicht von Zuständigkeitsbereichen freimachen. Auch wenn ein Großteil der anfallenden Arbeiten vom Bauunternehmen geleistet wird, gilt es auch einiges selbst zu übernehmen. Das Einholen zahlreicher Genehmigungen, die Beauftragung von Vermessungsarbeiten und natürlich auch die Hausplanung selbst fallen ins Aufgabengebiet der Bauleute. Ebenso gilt es die Anschlüsse für Gas, Wasser und Strom bei den jeweiligen Versorgungsunternehmen zu beantragen. Es empfiehlt sich auch während der Bauphase, viel mit dem Bauunternehmen in Kontakt zu sein und regelmäßig die Baustelle zu besuchen.

Arbeiten wie eine Bodenplatte oder ein Keller gehören in der Regel nicht zum Leistungsumfang oder zum festgesetzten Preis der beauftragten Firma, können aber gegebenenfalls von den Bauleuten als Zusatzleistung gegen Aufpreis hinzugebucht werden. Darunterfallen etwa Fliesen-, Maler- oder Tapezierarbeiten, Bodenverlegungen, Einbaumöbel (etwa Einbauküche), aber auch Außenarbeiten wie das Installieren oder Bauen von Antenne, Carport, Zufahrt oder Umzäunung.

Außenarbeiten müssen meist zusätzlich oder extern beauftrag werden
Außenarbeiten müssen bei einem schlüsselfertigen Hausbauprojekt noch zusätzlich bei der verantwortlichen Baufirma oder aber extern beauftragt werden. Wer über das nötige handwerkliche Können verfügt und Kosten sparen will, übernimmt am besten selbst einige Aufgaben. Foto: Getty Images

Ebenso ist der umgekehrte Fall denkbar und es sind bei Bedarf der Bauleute auch Eigenleistungen möglich. Wer über gutes handwerkliches Können verfügt und gern Kosten sparen will, trifft am besten dahingehend individuelle Absprachen mit dem beauftragten Bauunternehmen. Derartige Vereinbarungen gilt es idealerweise klar zu definieren und vertraglich festzuhalten.

Mehr dazu: Diese Aufgaben beim Hausbau sollten Profis übernehmen

Höchste Ausbaustufe

Oftmals spricht man von „schlüsselfertig“, wenn die höchste Ausbaustufe gemeint ist. In diesem Status befindet sich das Haus nicht mehr im Rohbau und ist abschließ- sowie grundsätzlich bewohnbar, allerdings eben noch nicht vollständig ausgestattet. Folgende Leistungen sind in dieser Stufe eines Bauprojekts zum vertraglich festgelegten Preis enthalten:

  • Architekturbüro
  • Hauserrichtung mit Kran und Gerüst
  • Energieausweis
  • Transportkosten
  • Außenverkleidung oder Putz
  • Einbau aller Türen und Fenster
  • Balkone, Geländer sowie Stiegen
  • Dacheindeckung
  • Wärmedämmung von Dach und Wänden
  • Verspachtelte Decke und Wände in Vorbereitung auf Maler- oder Tapezierarbeiten
  • Heizungsanlage, Sanitär- und Elektroinstallationen
  • Fußbodenunterkonstruktion inklusive Wärmedämmung, Trittschallschutz und Estrich
  • Treppeninstallation
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Schlüsselfertig ist nicht gleich bezugsfertig

Auch das Wörtchen „bezugsfertig“ ist eine geläufige Formulierung bei Neubau-Projekten und wird häufig mit „schlüsselfertig“ gleichgesetzt. Dem ist allerdings nicht so. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Begrifflichkeit, die vom Gesetz her nicht klar definiert ist.

In den seltensten Fällen ist bei einem schlüsselfertigen Haus auch eine Endreinigung inklusive, was das Objekt somit „bezugsfertig“ macht. Meist müssen jedoch noch so einige Innenausbauten erfolgen wie etwa das Tapezieren der Wände. Bauleute, die ein bezugsfertiges Projekt in Auftrag gegeben haben, können hingegen in der Tat sofort einziehen und im neuen Eigenheim wohnen. Deshalb ist der „bezugsfertige“ Zustand bereits eine Stufe weiter im Bauprozess als das schlüsselfertige Haus.

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