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Ist der Hausbau ohne Keller wirklich nachhaltiger?

Keller beim Hausbau
Wer nachhaltig bauen möchte, steht auch vor der Frage, ob ein Keller damit vereinbar ist Foto: iStock / BanksPhotos
Sonja Jordans Autorin

11. April 2022, 17:46 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Nachhaltigkeit spielt in vielen Lebensbereichen eine große Rolle – so auch beim Hausbau. Ökologische Baustoffe, umweltfreundliche Heizsysteme und ein achtsamer Umgang mit Ressourcen sind für viele Bauinteressenten deswegen selbstverständlich. Baumaterial und CO2 lässt sich beispielsweise sparen, wenn auf die Unterkellerung des Hauses verzichtet wird. Doch ist der Hausbau ohne Keller wirklich nachhaltiger und was gilt es dabei zu bedenken?

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Besonders in Einfamilienhäusern dient der Keller nicht nur der Aufbewahrung von allerlei Krimskrams wie Gartenmöbeln, Kartons mit Weihnachtsdekoration und Fahrrädern. Auch die Heizungsanlage, Sicherungskästen, Waschmaschine und Trockner finden dort Platz. Und wer noch ein Eckchen frei hat, richtet sich im Keller gerne einen Hobbyraum oder ein Arbeitszimmer ein. Doch muss das wirklich sein? Gartenmöbel und Grill lassen sich auch in einem trockenen Gartenhaus oder auf dem Dachboden unterbringen. Moderne Heizungsanlagen passen in einen kleinen Raum im Haus. Und arbeiten lässt es sich ebenso gut im Obergeschoss. Denn wer auf einen Keller verzichtet, baut doch nachhaltiger, allein schon, weil sich Baumaterial sparen lässt, dessen Herstellung bereits Ressourcen verbraucht – oder nicht?

Hausbau ohne Keller – nachhaltig und kostengünstig?

„Pauschal mit Ja oder Nein beantworten lässt sich das nicht“, sagt dazu Felix Jansen von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen. Zwar sei das Bauen ohne Keller nachhaltiger, wenn man allein auf den CO2-Verbrauch schaue, der dann geringer sei. Allerdings müsse sich jeder Bauwillige auch die Frage stellen, wie man die Funktionalität eines Kellers anders abfangen könne. „Wer zwar auf einen Keller verzichtet, dann aber eine größere Garage nebenan und ein Häuschen in den Garten baut, kommt nicht unbedingt auf eine bessere CO2-Bilanz.“

Deswegen rate Jansen, vor dem Hausbau gründlich zu planen und sich zu überlegen, was man dauerhaft benötige. „Eine Familie mit Kindern hat andere Platzbedürfnisse als ein älteres Ehepaar.“ Es sei also ratsam, sich auch Gedanken zu machen, was im Laufe der Zeit passieren soll: „Was ist, wenn die Kinder ausgezogen sind, brauche ich dann noch den Platz? Oder soll im Keller vielleicht eine Einliegerwohnung entstehen?“ Wenn nein, könne man eher auf einen Keller verzichten.

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„Einen Keller kann man nicht nachrüsten“

Allerdings ist Jansen bewusst, dass nicht wenige Hausbauer allein aus finanziellen Gründen auf einen Keller verzichten würden. Dann sei es erst recht wichtig, auf einen sinnvollen Zuschnitt des Hauses zu achten, um dennoch ausreichend Stauraum zu haben. Den könne man etwa mit flexiblen Wänden erreichen, was jedoch eine besondere Planung voraussetze, die wiederum Geld kostet. Zudem müssten sich Bauinteressenten klar sein: „Einen Keller kann man nicht nachrüsten“, so Jansen. „Wer sich dagegen entschieden hat, muss damit leben.“


Das gibt auch Andreas Garscha vom Verband privater Bauherren (VPB) zu bedenken. Zwar würden Neubauten von Reihen- oder Doppelhäusern immer öfter ohne Keller errichtet. Allerdings spielten auch stets die Bodenbeschaffenheit des individuellen Grundstücks und das Grundwasser eine Rolle, ob tatsächlich ein Hausbau ohne Keller möglich ist.

Auch eine Bodenplatte kann viel Material verbrauchen

Wer etwa an einem Hang oder auf weicherem Untergrund baue, müsse auch für eine Bodenplatte ein dementsprechendes Fundament schaffen. Mitunter müsse man dabei so viel Aufwand berücksichtigen, dass sowohl Materialverbrauch als auch Kosten im Unterschied zum Kellerbau nicht mehr viel ausmachten. „Ansonsten hat man viel Beton für eine Bodenplatte versenkt, ohne einen Nutzen davon zu haben.“ Garscha rät Bauwilligen deshalb ebenfalls, genau zu überlegen, ob und wozu ein Keller gebraucht werde.

Zudem sollte man ein Bodengutachten in Auftrag geben, um genau zu wissen, wie der Untergrund beschaffen ist. „Das kostet zwar auch noch mal Geld“, gibt der Bauberater zu bedenken. Bei den aktuellen Grundstücks- und Baukosten sei das jedoch ein Betrag, der kaum noch ins Gewicht falle. „Ansonsten erlebt man vielleicht eine Überraschung, die dann richtig teuer wird.“ Denn gerade bei schlüsselfertigem Bauen sei oftmals lediglich eine dünne Bodenplatte inbegriffen. „Wenn der Boden dafür aber nicht geeignet ist, steigen die Kosten ganz schnell.“

Wie Jansen rät auch Garscha, sich vor dem Bau Gedanken über die Zukunft zu machen: „Soll das Haus auch später selbst genutzt oder irgendwann vermietet oder weiterverkauft werden?“ Ein Haus mit Keller habe für viele Interessenten einen höheren Nutzen, weswegen auch der Wiederverkaufswert höher sei. Zudem diene ein trockener Keller, der vielleicht sogar über ein Tageslichtfenster verfüge, nicht nur als Stauraum. „Besonders die Corona-Zeit hat gezeigt, dass ein Keller auch als Homeoffice genutzt werden kann“, sagt Garscha.

Zudem müsse, wer auf einen Keller verzichtet, anderswo Stauraum schaffen. „Gerade bei kleineren Grundstücken bedeutet das aber auch, dass durch die Gartenhütte nochmals Platz verloren geht.“

Passend dazu: Baukosten pro Quadratmeter berechnen – wie viel kostet der Hausbau?

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Fazit

Doch auch der VPB weiß, dass bei vielen Bauwilligen nicht nur solche Überlegungen eine Rolle bei der Entscheidung spielten, ob man auf einen Keller verzichten kann. „Meist sind es finanzielle Fragen.“ Die Errichtung eines Kellers sei nicht günstig, denn zu den Baukosten kommen noch Aushub und Deponiekosten, die je nach Region ordentlich ausfallen könnten. „Aber die Erde muss schließlich entsorgt werden.“ Deswegen sagt auch Garscha: „Ein pauschaler Rat, ob der Bau mit oder ohne Keller nachhaltiger oder besser ist, lässt sich nicht erteilen.“

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