26. November 2023, 6:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Skulpturen, Gemälde, Installationen, Mosaike oder Fotografien: Kunst am Bau bezieht Künstler und deren Kreationen bewusst in die Gestaltung von Gebäuden und mit ein. myHOMEBOOK-Autorin Daniela Matsuzaki erklärt, was dahintersteckt.
Die Idee bei der Integration von Kunst in der Architektur besteht darin, das ästhetische Erscheinungsbild und die kulturelle Bedeutung von Gebäuden zu bereichern. Tatsächlich ist dieses Konzept nicht neu. Wo man Kunst am Bau vorfinden kann und welche Wettbewerbe es gibt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Übersicht
Seit wann gibt es Kunst am Bau?
Kunst am Bau hat sich in Deutschland seit den 1950er-Jahren etabliert. Seitdem gibt es Gesetze, die eine Verbindung zwischen Kunst und Architektur fördern. Dadurch kann ein Teil der Baukosten für Kunstprojekte finanziert werden. Meist werden 1 Prozent der Baukosten öffentlicher Bauwerke verwendet.
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Was möchte man mit Kunst am Bau bewirken?
Mit Kunst am Bau möchte man Verbindungen herstellen, die die Identität und den Charakter öffentlicher Bauwerke verbessern. Diese Kunstwerke sollen jedoch nicht nur die visuelle Anziehungskraft eines Gebäudes steigern, sondern auch die Identität und den Charakter des Ortes verbessern. Zudem sollen dadurch historische oder kulturelle Geschichten erzählt werden, die eine Verbindung zur Umgebung herstellen.
Kunst am Bau kann öffentlich finanziert (Bund) oder von privaten Bauherren finanziert werden. Öffentliche Bauwerke haben jedoch meist einen direkten Bezug zum kulturellen und sozialen Leben einer Gemeinschaft.
Wo findet man Kunst am Bau?
Da man Kunst am Bau mit der Architektur verbindet, sind die vom Künstler geschaffenen Werke zum Teil im Innenbereich oder aber auch auf dem dazugehörigen Grundstück im Außenbereich öffentlicher Gebäude platziert. Es kommt aber auch vor, dass Kunstwerke auf Dächern und Fassaden angebracht werden.
Meist findet man Kunst am Bau in Regierungsgebäuden, Museen, Schulen, Krankenhäusern, Einkaufszentren, Wohnanlagen und öffentlichen Plätzen. Der Bund hat ein virtuelles Museum namens „Das Museum der 1000 Orte“, erstellt, das Kunst am Bau an vielen Beispielen in Deutschland zeigt.
Wer kann bei Kunst am Bau teilnehmen?
Viele Kunst-am-Bau-Projekte werden über offene Bewerberverfahren bekannt gegeben. Bei diesen Wettbewerben können sich Künstlerinnen und Künstler unabhängig von ihrer Erfahrung und ihrem Standort bewerben. Meistens wird aber vorausgesetzt, dass die Künstler in Deutschland leben und arbeiten. Es kann auch vorkommen, dass das Projekt standortabhängig ist. Die Projekte können dann nur von Künstlerinnen und Künstlern umgesetzt werden, die in der Nähe des Projektstandorts leben oder arbeiten.
Nicht selten müssen spezifische Kenntnisse vorgewiesen werden. Das ist der Fall, wenn es sich um größere oder kostenintensivere Projekte handelt. Dies könnte bedeuten, dass Künstlerinnen und Künstler bereits Erfahrung mit Kunst im öffentlichen Raum oder vergleichbaren Projekten haben sollten.
Was für Kunstwerke sind erlaubt?
Bei der Gestaltungsform der Kunstwerke hat man als Künstler einen großen Spielraum. Bislang gab es Kunstwerke, die von Teppichen, Brunnen, Skulpturen, Lichtobjekten bis zu Installationen, Mosaiken und Wandbemalungen und Digital Art reichen. In einem Leitfaden des Bundes werden die Anforderungen an Kunst am Bau geregelt. Darin wird beschrieben, was für die Umsetzung benötigt wird. Unter anderem findet man in diesem Leitfaden Informationen über:
- Ziele
- Arten der Kunst
- Anwendungsbereiche
- Planung
- Verfahren
- Kunstwettbewerbe
- Preisgericht
- Kosten
- Verantwortlichkeit
- Dokumentation
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Welche Wettbewerbe gibt es?
Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, erklärt in einem Video, dass es zweiphasige Kunst-am-Bau-Wettbewerbe gibt, aber auch einen nicht offenen Wettbewerb mit vorgeschaltetem Teilnehmerwettbewerb.
Zweiphasige Kunst-am-Bau-Wettbewerb
In dem zweiphasigen Kunst-am-Bau-Wettbewerb müssen sich Künstler zweistufig bewähren. Es gibt zwei Hauptphasen, in denen Künstler oder Künstlergruppen aufgerufen werden, sich mit ihrem künstlerischen Ansatz zu bewerben. In dieser ersten Konzeptphase machen meist viele Bewerber mit, so Petra Wesseler. Wenn man diese Phase erfolgreich bestanden hat, wählt die Jury Kandidaten für die zweite Phase aus. Danach wird eine begrenzte Gruppe von Teilnehmern erneut auserkoren, die sich dann in der letzten Phase behaupten müssen.
In der zweiten Phase müssen die Teilnehmer bestimmte Konzepte für das entsprechende Bauprojekt entwickeln. Das kann anhand von Skizzen, Modellen oder aber auch detaillierten Plänen geschehen. Man kann aber auch andere Darstellungsformen wählen. Hinterher werden diese Konzepte aufs Neue von der Jury bewertet und ausgewählt.
Mit einem zweiphasigen Ansatz ist es möglich, eine engere Auswahl von Kunstschaffenden zu treffen. Zudem hat man auch die Möglichkeit, gezielter vorzugehen. Dieser Ansatz eignet sich besonders bei größeren Projekten mit höherem Anspruch.
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Nicht offener Wettbewerb mit vorgeschaltetem Teilnehmerwettbewerb
Im nicht offenen Wettbewerb mit vorgeschaltetem Teilnehmerwettbewerb werden Künstler oder Architekten zunächst ausgewählt. Diese Art von Wettbewerb ist nicht für die allgemeine Öffentlichkeit zugänglich. Zum Teil werden Künstler oder Architekten wegen ihrer bisherigen Referenzen eingeladen, um dann in einem Wettbewerb für ein spezifisches Projekt teilzunehmen. Eine Auswahlkommission bewertet dann die Unterlagen und wählt einen kleineren Kreis von Teilnehmern aus. Danach entscheidet eine „Vorjury“, welche Künstler für welche Bauprojekte infrage kommen.
Diese Methode kommt oft zum Einsatz, wenn die Sponsoren bereits eine klare Vorstellung haben, wer für das Projekt geeignet sein könnte. Ausgewählte Architekten und Künstler und spätere Nutzer der Gebäude werden vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung durch den ganzen Prozess begleitet.