6. August 2022, 5:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wenn es ans Bauen oder Renovieren geht, sind zunehmend mehr Bau- und Dämmstoffe mit guter Öko-Bilanz gefragt. Oftmals ist hier auch Perlite im Gespräch. Doch was ist Perlite genau, wie funktionieren der Dämmstoff und was sagt eigentlich die Öko-Bilanz?
Eigentlich kennt man Perlit als Düngemittel von Pflanzen, doch sein primäres Einsatzgebiet hat das Gestein als Dämmstoff in der Baubranche. Nicht ohne Grund: Das besondere Substrat bringt jede Menge positive Eigenschaften mit sich, hat aber auch so seine ökologischen Tücken. Dennoch sollte Perlite als Bau- und Dämmstoff ernsthaft in Betracht gezogen werden. myHOMEBOOK stellt Perlite als nachhaltige Dämmung in diesem Artikel genauer vor.
Was genau ist Perlite?
Die Frage könnte durchaus auch lauten: Woher stammt eigentlich Perlit? Denn es handelt sich hierbei um ein Vulkangestein, das auch unter dem Namen Obsidian bekannt ist. Das schwarze, vulkanische Gesteinsglas wird aus Minen entnommen, im Anschluss zermahlen und dann auf bis zu 1000 Grad Celsius erhitzt. Bei diesem Prozess fangen die einzelnen Perlitkörnchen allmählich an zu glühen, blähen sich auf wie Popcorn und gewinnen so zeitweise ein um das 20-fache gesteigertes Volumen.
Nach und nach verflüchtigt sich das eingeschlossene Kristallwasser des Rohperlits. Es entsteht ein weißes Granulat, das über einen festen Kern und etliche Lufteinschlüsse verfügt. Optimale Voraussetzungen also für einen Dämmstoff. Vorrangig kommt Perlit auf den griechischen Kykladeninseln wie beispielsweise Milos vor, aber auch auf Island sowie im Kaukasus ist der Rohstoff zu finden.
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Perlite als Dämmstoff
Perlite ist als Dämmstoff in unterschiedlichen Varianten erhältlich. In Form von Dämmplatten eignet sich das Material sehr gut zum Abdichten von Deckenkonstruktionen, Flachdächern sowie auch im Innenraum. Dabei verfügen die gepressten Platten über eine mittlere Druckfestigkeit.
In der Nutzung als loses Granulat wird der Dämmstoff – entweder als Rohperlite oder als Blähperlite – einfach in Decken- oder Dachhohlräume, aber auch Fußböden gegeben. Für Schütt- oder Einblasdämmungen wie diese ist allerdings ein dichter Unterbau notwendig. Mit Zusatzstoffen versehen, eignet sich die Perlite-Dämmung außerdem auch für feuchtekritische Bereiche.
Welche Vorteile gibt es?
Perlite bringt als Dämmstoff ein extrem geringes Eigengewicht mit, weshalb es kaum Einfluss auf die Statik eines Gebäudes hat. Außerdem gilt Perlit als ein feuerfestes Silikatgestein, welches nach DIN 4102-1 entweder in die Baustoffklasse A1 (nicht brennbar ohne brennbare Bestandteile) oder A2 (nicht brennbar mit brennbaren Bestandteilen) kategorisiert wird.
Brennbar kann der Dämmstoff dann sein, wenn ihm verschiedene Zusatzstoffe wie Kunstharze, Bitumen oder Silikonlösungen hinzugefügt werden, um so den Schutz vor Feuchtigkeit zu erhöhen. Grundsätzlich verfügt Perlite zwar über eine wasserabweisende Funktion, die Imprägnierung soll jedoch gewährleisten, dass der Baustoff tatsächlich kein Wasser aufnimmt.
Aufgrund seiner aufgeblähten Beschaffenheit eignet sich der Dämmstoff auch ideal als Schallschutz. Und weil Perlite in der Herstellung enorm erhitzt wird, ist es zudem steril, weshalb es nicht zu unangenehmen Überraschungen in Form von Bakterien, Ungeziefer oder anderen Erregern kommt. Auch gilt der natürliche Dämmstoff als alterunsgbeständig sowie witterungsfest, und zwar auch bei enormen Minusgraden.
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Wie nachhaltig ist Perlite als Dämmung?
Weil Perlite natürlichen Ursprungs ist, kann man es im Vergleich zu zahlreichen anderen, meist synthetischen Bau- und Dämmstoffen als ökologisch wertvoll einstufen. Aufgrund der ständigen Aktivität von Vulkanen kommt es auch permanent zu neuen Perlite-Vorräten, die dadurch gewissermaßen unbegrenzt sind. Außerdem handelt es sich hierbei um einen langlebigen Dämmstoff, der immer und immer wieder verwendbar ist.
Es empfiehlt sich zur Dämmung vor allem Perlite in reiner, unbehandelter Form. Was Perlite allerdings seinen ökologischen Glanz nimmt, sind etliche Zusatzstoffe, die die schützende Wirkung des Produkts stärken sollen. Stoffe wie Paraffine stammen aus der Erdölverarbeitung und haben so – aus ökologischer Sicht – alles andere als eine gute Auswirkung.
Bei einem Brandfall werden über bedenkliche Zusatzstoffe wie diese zudem giftige Gase freigesetzt. Apropos, auch die extreme Hitzezufuhr während der Herstellung bedarf eines enormen Energieaufwands. Noch dazu führt der Transport aus Regionen wie Griechenland zu hohen Emissionswerten.