11. November 2023, 6:10 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Auch wenn es sich bei einem Pultdach um eine Dachform handelt, die man vergleichsweise wenig in Wohngebieten sieht, so birgt sie doch viel Potenzial beim Bauen und Wohnen. myHOMEBOOK stellt das Pultdach mit all seinen Vor- und Nachteilen genauer vor.
Klassisch werden Wohngebiete stets von einer Landschaft aus Sattel- und Walmdächern geprägt. Immer öfter sticht zwischen den gängigen Dachformen das sogenannte Pultdach hervor. Bisher wurde es vor allem bei gewerblich genutzten Gebäuden verbaut. Im privaten Hausbau gilt es eher als Seltenheit. Wenn überhaupt, zierte das Pultdach lediglich kleinere Bauten wie etwa Garagen oder Geräteschuppen. Was ein Pultdach auszeichnet und wo seine Vor- und Nachteile liegen, lesen Sie hier.
Was ist ein Pultdach?
Auch wenn das Pultdach nicht unbedingt zu den gängigsten Dächern zählt, so ist es doch eine besondere Form. Hierbei handelt es sich um eine eben-, aber vor allem einflächige Dachform, die nur zu einer Seite geneigt ist und gewissermaßen wie ein halbes Satteldach anmutet. Mehr noch erinnert die sonderbare Dachform an das namensgebende Pult, wie man es aus der Schule kennt. An der höchsten Wand des Hauses befindet sich entsprechend der Dachfirst und damit auch die oberste Kante des Pultdachs.
Das einfache Pultdach
Der Aufbau eines herkömmlichen Pultdachs ist einfach, aber deswegen nicht weniger besonders. Anders als beim Satteldach liegt der Dachfirst nicht mittig, sondern an der höchsten Hauswand. Von diesem Punkt, also der obersten Kante, fällt die gesamte Dachfläche allmählich ab und liegt damit nicht wie etwa das Flachdach bloß auf. Demnach bildet die untere Kante die Dachtraufe.
Insgesamt ist das Pultdach deutlich kleiner als klassische Dachformen, wodurch weniger Material beansprucht wird und es als vergleichsweise günstig gilt. Ein Dachstuhl, der statt aus zwei nur aus einer einzigen geneigten Dachfläche besteht, weicht damit von konventionellen Dachformen ab. Diese besondere Raffinesse in der Bauweise wird so auch von immer mehr Architekten und Bauleuten erkannt.
Das versetzte Pultdach
Für noch mehr Aufsehen sorgt hingegen eine Sonderform des Pultdachs, das sogenannte versetzte Pultdach. Diese Dachform hat schon deutlich mehr Ähnlichkeit mit dem Satteldach, bleibt aber in seiner Kernidee ein Pultdach. Nur eben eines mit zwei geneigten Dachflächen, die sich allerdings in unterschiedlichen Höhen befinden. Auf diese Weise befinden sich beide Pultdächer in versetzter Position zueinander. Diese Form des Dachstuhls ist nicht nur außergewöhnlich, sie schafft gleichzeitig auch noch mehr Platz im Hausinneren.
Welche Neigung darf es sein?
Mit der passenden Neigung des Pultdachs ist es so eine (optische) Sache. Ist der Winkel sehr steil, wirkt ein Haus besonders imposant, wohingegen unter dem Dach viel wertvoller Wohnraum verloren geht. Bei geringer Neigung erweckt ein Gebäude schnell den Eindruck, es sei weniger ein Wohnhaus, sondern viel eher für den gewerblichen Zweck gedacht.
Bei einer zu flachen Bauweise ist außerdem noch ein zusätzliches wasserdichtes Unterdach notwendig. Grundsätzlich aber ist die Neigung flexibel und kann zwischen 10 und 60 Grad liegen. In der Regel werden die meisten Pultdächer mit einem Winkel von durchschnittlich 25 Grad gebaut. Entscheidend für die jeweilige Neigung ist die gewünschte Eindeckung. Je nachdem, welches Baumaterial verwendet werden soll, orientiert sich daran auch die Neigung des Pultdachs.
Eindeckungen für ein Pultdach
Aufgrund seiner doch vergleichsweise geringen Neigung kann das Pultdach mit einer großen Bandbreite an Materialien gedeckt werden. So eignen sich für eine Neigung von 22 Grad entweder Schiefer oder aber Dachziegel- oder schindeln aus Ton. Wenn es mit 35 Grad etwas steiler wird, dürfen auch Metalle wie Kupfer, Edelstahl oder Zink aufs Dach.
Wenn das Pultdach flacher geneigt ist, etwa 10 Grad, empfiehlt sich auch eine Dachbegrünung. Für eine Dachneigung von ca. 5 Grad eignet sich Trapezblech, denn dann kann Regen- oder Schmelzwasser optimal abfließen.
Auch für Photovoltaik-Anlagen geeignet?
In Zeiten der Energiewende entscheiden sich immer mehr Menschen für Solarstrom. Doch eignet sich eine Photovoltaik-Anlage auch fürs Pultdach? Die Antwort lautet: Ja. Die besondere Dachflächenform bringt die idealen Voraussetzungen zur Gewinnung von Solarenergie mit. Immerhin kann die gesamte Dachfläche mit den einzelnen Modulen belegt werden.
Allerdings sollte die Traufe des Pultdachs dabei gen Süden, also Richtung Sonne ausgerichtet sein, um so zu jeder Jahreszeit möglichst viel Licht einzufangen. Außerdem empfiehlt sich eine Dachneigung von etwa 30 Grad, wodurch die Sonnenstrahlen das ganze Jahr über ausgesprochen lang auf die Kollektoren fallen. Somit erweist sich die Energiegewinnung mittels eines Pultdachs als optimal.
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Die Vorteile eines Pultdachs
Nur weil Pultdächer bisher in Wohngegenden noch rar sind, heißt es nicht, dass sie nicht auch einen hohen Nutzwert haben:
- wenig Verlust an Wohnraum direkt unter dem Dach
- hoher Lichteinfall im obersten Stockwerk des Hauses
- einfache Konstruktion
- geringer Materialverbrauch generiert vergleichsweise geringere Kosten
- guter Abfluss von Regenwasser (zudem ist nur eine Regenrinne nötig)
- kaum Abdichtungs- und Sanierungsarbeiten
Dachform Das Satteldach und seine Vor- und Nachteile
Dachform Das Walmdach und seine Vor- und Nachteile
Dachform Das Zeltdach und seine Vor- und Nachteile
Die Nachteile eines Pultdachs
Bei allen Vorzügen gibt es auch einige wenige kritische Faktoren bei einem Pultdach zu beachten:
- aufwändige Abdichtung und Dämmung
- schnellere Aufheizung des Wohnraums direkt unter dem Dach
- bei zu geringem Neigungswinkel und vielen umliegenden Bäumen können Laub und Äste dauerhaft auf dem Dach liegen blieben