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„Baumädchen“-Kolumne

Handwerkerin und Model Sandra Hunke: Das sind die 11 größten Fehler beim Hausbau und wie man sie vermeidet

Sandra Hunke
Sandra Hunke ist Handwerkerin, Model und Autorin. In der „Baumädchen-Kolumne“ gibt sie Einblicke in ihre Leben zwischen Baustelle und Laufsteg Foto: Sandra Hunke
Sandra Hunke
Sandra Hunke Autorin, Model, Handwerkerin

14. Juni 2024, 6:06 Uhr | Lesezeit: 21 Minuten

Sandra Hunke alias „Baumädchen“ ist nicht nur erfolgreiche Influencerin, sondern auch Model, Autorin – und Anlagenmechanikerin. Bei myHOMEBOOK schreibt sie über ihr Leben zwischen Laufsteg und Baustelle und berichtet von ihren aktuellen Projekten.

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„Mahlzeit!“ – da bin ich wieder. Sandra Hunke, oder einfach das Baumädchen. Zack, direkt im ersten Satz ein beliebtes Klischee über uns Handwerker beerdigt: Handwerker sind nie pünktlich! Falsch, liebe Freunde der gepflegten Stereotype. Ich habe diese Baumädchen-Kolumne für den 14. jedes Monats angekündigt und tadaaa: Hier ist sie. Gegen die Verspätungs-Weltmeister von der Deutschen Bahn bin ich ein Schweizer Präzisionsuhrwerk! Und für jeden, der gerade ein Haus baut, mal eines bauen möchte oder sich insgesamt für Hausbau interessiert oder einfach ganz schlechte Handwerker-Wortspiele mag, bin ich der Schnellzug ins Glück. Bitte Vorsicht an Gleis 1, der ICE „Baumädchen“ fährt ein …

Bevor es diesen Monat so richtig losgeht, arbeite ich aber erst mal pflichtbewusst das Stichwort „schlechte Wortspiele“ ab. Hier also eins für die (selbstgebaute!) Galerie: „Mahlzeit!“ – das ist der offizielle Code für „Hände aus den Taschen, die Arbeit geht jetzt los!“ So weit, so einfach. Einen winzigen Haken hat der Spruch allerdings dennoch: man muss sehr genau hinhören. „Mahlzeit“, das ist Handwerk. „Malzeit“ dagegen, das ist Kunstunterricht.

Die 11 größten Fehler beim Hausbau

Diesen Monat schreibe ich über die 11 größten Fehler, die beim Hausbau unterlaufen können. Eine echte Service-Kolumne. Fehler am Bau können nämlich teuer werden. Denken Sie nur mal an die Elbphilharmonie. Die sollte mal etwa so teuer wie ein Fußballstadion werden – und kostete am Ende ungefähr so viel wie der Berliner Flughafen, Dubai und die Mondlandung zusammen.

Gut, eines muss man den Verantwortlichen für die Elphie zugutehalten: Damals gab es diese Kolumne noch nicht. Jetzt aber schon, also müssen Sie, liebe Leser, für Ihren Traum vom Eigenheim die nächsten 30 Jahre nicht von Waldbeeren und Morgentau leben, den Sie beim Spazierengehen sammeln. Denn die besten Dinge im Leben sind kostenlos. Häuser aber leider nicht.

Aber das ist noch nicht alles. Als Bonus berichte ich diesen Monat von meiner Villa. Wäre ich Köchin, wäre das vielleicht eine Kaumädchen-Villa. Dann gäbe es hier die 10 besten Kartoffelbrei-Rezepte. Zum Glück bin ich Handwerkerin, daher geht es um meine Baumädchen-Villa. Eine große Erleichterung für alle. Denn wäre ich als Anlagemechanikerin so gut wie als Köchin, würden meine Kunden auf Toiletten sitzen, die verkehrt herum an der Decke hängen und sich an fehlmontierten Waschbecken die Hände mit Bauschaum waschen, der aus den Hähnen kommt. Kalt und warm!

Sandra Hunke
In dieser Kolumne berichtet Installateurin und „Baumädchen“ Sandra Hunke von den größten Fehlern beim Hausbau Foto: Sandra Hunke

Nein, ich bin Profi und es geht um die Baumädchen-Villa. Klingt jetzt im ersten Moment vielleicht ein wenig schlüpfrig, aber bevor die Fantasie mit Ihnen durchgeht: Meine Baumädchen-Villa ist zwar auch eine mehrstöckige Immobilie mit vielen Zimmern, aber sie ist nicht in chinesischer Hand und leicht bekleidete Damen und Agenten gibt es da auch nicht. Ähnlichkeiten mit dem Pascha sind also gegeben, aber züchtig und überschaubar. Und Mama, falls du mitliest: Mit Agenten meine ich nicht James Bond!

Wobei, „leicht bekleidet“ ist ja ohnehin Ansichtssache. Die einen würden gerne bei hauchzart taillierten T-Shirts, bei denen man mit Mühe einen Zentimeter Bauchfreiheit erkennt, bereits das Kalifat ausrufen. Andere sehen am Ballermann eine dieser aus irgendwelchen Dating-Shows bekannten D-Promi-Tanten, die mit nichts als einem dünnen Schnürsenkel durch die Poritze bekleidet sind, und denken: „Warum zieht die nicht gleich einen Skianzug an?“ Ja, der berühmte Reality-TV-Bikini-Hintern. Quasi das Gegenstück zum Bauarbeiter-Dekolleté. Mehr über leicht bekleidete Frauen und damit den Aufreger des Monats kommen heute auch noch, aber jetzt müssen Sie erst noch einen Moment dranbleiben und lernen.

Mehr dazu: Sandra Hunke: „Als Model kreiere ich schöne Träume, als Installateurin schöne Bäder“

Was ist eigentlich so schwierig am Hausbau?

Heute widme ich mich nämlich erst mal der Schonung Ihres Geldbeutels. Wir Handwerker sagen immer: Das erste Haus baut man für Kunden, das zweite für einen Freund und das dritte dann für sich selbst. Damit Sie aber die ersten beiden Probeläufe überspringen können, habe ich hier exklusiv für Sie die 11 größten Fehler beim Hausbau aufgezeichnet, die Sie unbedingt vermeiden sollten:

1. Die Entscheidung – warum eigentlich ein eigenes Haus?

Einen Baum pflanzen, eine Familie gründen, ein Haus bauen. Man hört es immer wieder, vor allem von Eltern und Großeltern. Es ist wie ein Mantra der Lebensplanung. Als ich ein Kind war, liefen im Fernsehen oft Werbespots für eine Bausparkasse. Die gingen so: „Bausparen klingt vielleicht etwas konservativ, aber finden Sie Miete zahlen etwa fortschrittlich?“ Diese Denkweise ist noch heute sehr verbreitet. Fortschrittlich oder nicht: Man muss die Entscheidung gut überdenken.

Klar, man verliebt sich, man heiratet, man bekommt Kinder, man hat etwas Geld gespart. Was wäre jetzt logischer, als sich ein eigenes Nest für die Familie zu bauen? Ich verstehe diesen Traum. Ich lebe ihn selbst. Realistisch betrachtet muss man jedoch wissen: verabschieden Sie sich von dem Gedanken, eine Immobilie wäre eine easy Investition für die Zukunft. Nein, ein eigenes Haus kostet zunächst sehr viel Geld. Es verursacht lebenslang laufende Kosten, nimmt viel Flexibilität und schränkt die Zukunft finanziell ein. Jedenfalls, solange Sie nicht Bill Gates oder Warren Buffett sind.

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Ich weiß, das klingt zunächst leicht unsympathisch. Ich möchte Ihnen auch auf keinen Fall den Mörtel von der Kelle oder die romantische Vorstellung vom Hausbau nehmen. Aber ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, denn ich bin kein Immobilienmakler, Banker oder Kreditvermittler, der an Ihrem Hausbau verdienen möchte. Ich bin Handwerkerin, die Ihnen schnörkellos die Wahrheit sagt. Wenn sie Ihr mühsam angespartes Geld clever an der Börse platzieren oder in eine gute Geschäftsidee, haben sie die Chance, es zu vervielfachen. Ein eigenes Haus zu bauen ist dagegen ein Luxus, der „nur“ die Lebensqualität steigern kann.

Und wo wir schon mal dabei sind, auf die Euphorie-Bremse zu treten: sprechen wir doch auch noch kurz über Partnerschaft und Ehe. In Deutschland wird inzwischen jede dritte Ehe geschieden. Die durchschnittliche Dauer dieser Ehen beträgt 15 Jahre. In dieser Zeit haben Sie Ihr Haus wahrscheinlich noch nicht abbezahlt. Sie hängen dann also in einer immensen Kreditabhängigkeit für eine Immobilie, in der Sie nicht mal mehr wohnen. Das ist ein Thema, über das bei der Entscheidung für einen Hausbau viel zu wenig nachgedacht wird. Auch dafür – so unromantisch das auch klingt – sollte vorab eine Lösung erarbeitet werden.

Das sind elementare Fragen: Wer investiert wie viel, wer bürgt wofür, und was geschieht mit dem Haus, falls Ihre Ehe am Ende unerwartet doch zu dem Drittel gehört, dem auf dem Weg die Luft ausgeht? Wenn das alles besprochen ist: grandios! Dann kann ich Sie beruhigen. Sie haben jetzt alle Trümpfe in der Hand, denn Sie lesen gerade meine Kolumne. Lesen soll ja bilden und mit steigender Bildung sinkt die Scheidungsrate. Eine Win-win-Situation.

2. Der Grundstückskauf

Ihr Fazit aus Punkt 1 lautet also: Sie lieben sich und wollen bauen. Dann lautet die erste Frage: wo? Die wenigsten von uns haben zufällig irgendwo ein Baugrundstück herumliegen. Bei der Suche nach einem geeigneten Platz für das Eigenheim muss vieles beachtet werden. Neben Informationen über Bodenbeschaffenheit, Hanglage, Erschließung und die Bebauungspläne sind vor allem die Lage des Baugrundstücks entscheidend. Wo möchten Sie Ihr Leben zukünftig verbringen? Planen oder haben sie viele Kinder?

Dann wäre die Nähe zu deren Großeltern eventuell zu beachten. Nannys sind ein teurer Spaß. Ich selbst habe ein altes Haus direkt neben dem meiner Eltern kernsaniert. Das hat unzählige Vorteile. Einer davon ist: Ich chille gerade mit dem MacBook im Garten, schreibe diese Kolumne und meine Mutter braust gerade mit ihrer geliebten Enkelin im Kinderwagen vorbei.

Ansonsten ist die Infrastruktur des Ortes, an dem sie bauen möchten, entscheidend. Sie muss langfristig beurteilt werden. Gibt es öffentliche Verkehrsmittel, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Apotheken, Ärzte, Banken, Lebensmittelmärkte, Gastronomie? Um so begehrter und ausgestatteter die Lage, um so teurer der Bauplatz. Wenn Sie sehr zentral wohnen möchten, werden Sie wahrscheinlich kein unbebautes Grundstück finden. Dann heißt es: Bevor man sein Traumhaus bauen kann, muss eine alte Immobilie abgerissen und entsorgt werden. Das verursacht Mehrkosten und muss unbedingt bei der Finanzierung berücksichtigt werden.

3. Die Finanzierung

Wenn ich heute durch die sozialen Medien scrolle, sehe ich immer wieder Immobilienmakler, die eine 110-Prozent-Finanzierung anpreisen. Da fällt mir vor Fremdscham jedes Mal echt das Werkzeug aus der Hand. Diese windigen Goldgräber klingen so, als würde man noch Geld zurückbekommen, wenn man so freundlich ist, denen einen Immobilienkredit abzunehmen. Die meisten Familien müssen einen Kredit aufnehmen, um ein Haus zu bauen. Aber, und das ist keine Überraschung, wenn man noch bis drei zählen kann: Der muss auch zurückgezahlt werden. Mit Zins und Zinseszins. Während parallel Ihre Immobilie älter und renovierungsbedürftig wird. Da muss man realistisch bleiben. Zu einer so langen Verpflichtung gehört eine Portion Disziplin. Vor allem, wenn Sie bis jetzt noch keinen signifikanten Betrag für eine hohe Selbstbeteiligung beiseitegelegt haben.

Dazu stellt sich folgende Frage: Können und wollen Sie zukünftig auf einen großen Teil ihres Einkommens verzichten? Denn wenn Sie nicht im Lotto gewinnen, werden Sie das zur Kreditabtragung erledigen müssen. Ich persönlich empfehle: 20 Prozent Eigenkapital sollten Sie verfügbar haben und dabei die monatliche Belastung durch Kredit-Rückzahlungsraten auf keinen Fall 40 Prozent ihres Nettoeinkommens überschreiten lassen. Nur so ist gewährleistet, dass Sie zukünftig Ihr schönes Haus wirklich genießen können und nicht nur Monat für Monat irgendwie die Raten zusammensparen.

Ein Haus soll Ihr Rückzugs- und Wohlfühlort sein. Nicht der Grund für schlaflose Nächte, geplagt von Alpträumen über Kontostände. Derzeit sind die Preise für Baugrundstücke und Immobilien leicht gefallen, dafür sind allerdings die Zinsen gestiegen. Man wartet immer auf den richtigen Moment und fragt sich: wann ist der beste Zeitpunkt mit dem Hausbau zu starten? Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Steigen die Zinsen, fallen die Grundstückspreise. Fallen die Zinsen, steigen die Grundstückspreise. Es ist ein Kreislauf, den man kaum durchbrechen kann. Wenn ihre finanziellen Rahmenbedingungen stimmen und Sie ihr Traumgrundstück gefunden haben, legen Sie los.

Auch interessant: Die häufigsten Kostenfallen beim Hausbau

4. Die Nebenkosten

Kurz und schmerzlos: Neben den Kosten für Grundstück, Hausbau und eventuell einem Abriss fallen weitere Kosten an, die man im ersten Moment oft vergisst. Das sind Maklergebühren, Grunderwerbssteuer, Notarkosten, Aufwendungen für die Baugenehmigung, Vermessungsarbeiten, Bodengutachten und Beseitigung von Altlasten auf dem Baugrundstück. Planen Sie hierfür unbedingt 20 Prozent der gesamten Hauskosten ein.

5. Im Hier und Jetzt leben

Die Finanzierung steht, das Grundstück ist gekauft, Glückwunsch! jetzt geht es an die Planung. Hierbei sind zwei Dinge entscheidend. Zum einen die Wahl des Architekten. Während Sie voller Enthusiasmus ans Werk gehen, übersetzt der Architekt ihre Träume und Wünsche in die Realität. Er wird sie beim Hausbau begleiten und darauf achten, Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit zu vereinbaren.

Das ist wie mit Models: Sehr gutes Aussehen ist das A und O. Aber sie müssen auch funktionieren, belastbar sein und den Job bis zum Ende durchziehen können. Der Architekt ist quasi der Model-Manager Ihrer Immobilie. Er arbeitet eng mit den Bauunternehmen zusammen und koordiniert und kontrolliert die einzelnen Bauabschnitte.

Sandra Hunke
Beim Modeln reicht es nicht aus, nur gut auszusehen, weiß Sandra Hunke Foto: Sandra Hunke

Zum anderen muss man sich darauf konzentrieren, zukunftsorientiert zu bauen. Sie werden in diesem Haus ihr ganzes Leben verbringen. Ihre Kinder ihre gesamte Kindheit und Jugend. Die Ansprüche an das Haus werden sich über die Jahre verändern. Ich vergleiche es immer gerne mit Urlaub. Bis vor einem Jahr war es mir wichtig, eine gute Mischung aus Spa, Entspannung, guten Restaurants und auch ein bisschen Partymöglichkeiten zu haben. Heute buche ich familienfreundliche Hotels in ruhigen Umfeldern, die auf Babys vorbereitet sind. Buche ich hingegen Urlaub für meine Eltern, ist ein Beistellbett irrelevant, dafür muss das Hotelzimmer mit dem Fahrstuhl erreichbar sein und über eine begehbare Dusche verfügen.

Genauso ist es mit Ihrem Haus, denn das wird Sie in jedem dieser Lebensabschnitte beherbergen. Sind es bei der Planung noch der begehbare Kleiderschrank, das Wasserbett und der Platz für einen großen Grill, von dem Sie träumen, sind Ihnen schon bald das Kinderzimmer, ein Platz für ein Trampolin im Garten und später das barrierefreie Badezimmer wichtiger. Planen Sie also unbedingt vorausschauend!

6.  Hausbau

Das ist mein Steckenpferd. Warum? Ganz einfach: Es hilft sehr, wenn man beim Hausbau über handwerkliche Fähigkeiten verfügt. Ich habe sie schon – und Sie sind genau richtig hier, um bald ebenfalls perfekt vorbereitet zu sein. Denn auch Sie können ihr eigenes handwerkliches Geschick beim Hausbau einbringen. Das macht Spaß, hält fit und vor allem: spart bares Geld.

Allerdings: So wie man nicht von einem Dreirad direkt in einen Formel-1-Boliden umsteigt und Vollgas gibt, sollten Sie ihr handwerkliches Geschick vorher dringend geschult haben. Trauen Sie sich ruhig an alles heran, nehmen aber bitte immer einen gelernten Handwerker dazu, solange Sie kein Profi sind. Nur so können sie sicher sein, dass alles zu 100 Prozent fachgerecht erledigt wird und alle dabei unversehrt bleiben. Ein perfektes Badezimmer ist nämlich nur halb so schön, wenn man sich beim Kachelzuschneiden drei Finger absägt.

7. Das Zeitmanagement

Eine der wichtigsten Grundregeln, die man trotz minutiöser Planung nie aushebeln kann: Beim Hausbau kommt es in den meisten Fällen zu Verzögerungen. Gewerke sind nicht fristgerecht fertig, die Lieferzeit der Materialien verzögert sich, ein Dienstleister fällt aus, die bestellte Küche ist nicht mehr lieferbar – es gibt unzählige unangenehme Überraschungen, die man nicht planen, mit denen man aber dennoch rechnen muss. Ganz wichtig daher: Kündigen Sie nicht zu früh ihre Wohnung. Verzögert sich der Einzugstermin Ihres Hauses, wird aus dem stolzen Immobilienbesitzer ganz schnell ein temporärer Obdachloser.

8. Angebote vergleichen

Wenn man einen Handyvertrag abschließt, recherchiert man lange, wo man das beste Angebot erhält. Handyverträge bekommt man ab 10 Euro im Monat, sie laufen höchstens zwei Jahre. Ein Hausbau ist eine ungleich höhere Verpflichtung. Entsprechend noch intensiver sollte man sich vorbereiten. Viele Angebote einholen, diese detailliert vergleichen und dann unbedingt verhandeln.

Ich bin selbst Handwerkerin und ja, auch ich bin verwöhnt. Durch den Fachkräftemangel haben wir in den letzten Jahren mehr Aufträge gehabt, als wir schaffen konnten. Und der Markt, das wissen Sie vielleicht von Christian Lindner, regelt. Mehr Aufträge, als wir Handwerker erledigen können, das bedeutet: Die Preise steigen. Marktwirtschaft nennt man das im Feuilleton. Jetzt aber steigen die Zinsen wieder. Das hemmt den Wohnungsbau.

Gerade für Investoren, die nicht selbst in ihren Immobilien wohnen wollen, sondern sie als Geldanlage sehen, sind die Bedingungen derzeit nicht lukrativ. Wenn man so will, ist das schlecht für mich, aber gut für Sie: Sinkt die Auftragslage der Handwerker und Bauunternehmer, sinken die Preise und man kann erfolgreich verhandeln. Dabei aber keine Budget-Quantensprünge nach unten erwarten. Gute Handwerker kosten auch weiterhin gutes Geld.

9. Wahl der Materialien

Ein Hausbau ist kein Kochkurs. Natürlich kann man auch bei der Auswahl des Materials für den Hausbau eine Menge Kosten einsparen. Aber ist das mittel- bis langfristig der beste Weg? Eine Suppe schmeckt oft auch, wenn man statt zu Bio-Zutaten lieber zu Discounter-Produkten greift und nur die Hälfte zahlt. Insbesondere bei einem Haus, das möglichst viele Jahrzehnte stabil bleiben und sicher halten soll, hat Qualität aber nun mal ihren Preis. Und wie heißt es im Volksmund so schön: Wer billig kauft, kauft zweimal. Sparen Sie also auf keinen Fall am falschen Ende.

Sandra Hunke
Beim Hausbau sollte man nicht am falschen Ende sparen, sagt Sandra Hunke Foto: Sandra Hunke

10. Nachgelagerte Kosten

Auch oft vergessen oder vernachlässigt werden die Kosten nach erfolgreichem Hausbau. Auch die müssen von Anfang an in die große Gesamtrechnung einkalkuliert werden. Denn wenn das Haus steht und man endlich eingezogen ist, entstehen weiterhin Kosten. Als Hausbesitzer fällt zwar die Miete weg. Die Rate für den Kredit ist aber nicht das Einzige, was stattdessen regelmäßig bedient werden muss. Es kommen auch noch Grundsteuer, Straßenreinigung, Strom- und Heizkosten sowie Kosten für Versicherungen dazu. Auch dieses Geld muss eingeplant werden, damit es rechtzeitig zur Verfügung steht.

11. Auf den Haussegen achten!

Es ist ein Klassiker: Ihr seid im siebten Himmel, fühlt Euch wie Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in „Titanic“, habt bis vor Kurzem noch die Welt zusammen bereist und im Restaurant bei Kerzenlicht zu einem Gläschen Wein auf das Traumhaus angestoßen – und dann steht Ihr plötzlich auf einer matschigen Baustelle, auf der herzlich wenig von diesem Traum zu erkennen ist, bis zu den Knien im Beton. Lasst diese Situation nicht Euer Eisberg sein. An den unromantischen Phasen eines Hausbaus sind schon viele Beziehungen zerbrochen, die in ihrer Mietwohnung noch als die neuen Romeo und Julia galten.

Die romantische Vorstellung ist dahin, sämtliche Ersparnisse sind eingebracht. Jetzt ist das Konto leer, das Sparbuch auch und an jeder Ecke entsteht Termindruck. Alles muss pünktlich bezahlt werden, man muss dringend aus der überteuerten Mietwohnung raus, um das Geld zur Abtragung nutzen zu können. In dieser Stresssituation lernt man sich noch mal ganz anders lieben und kennen.

Eine belastende Situation – jetzt heißt es durchhalten. Denn es lohnt sich! Wenn Ihr diesen Sturm zusammen durchsteht, ist der Weg geebnet zu einem traumhaften Leben. Und obwohl ich nicht Jörg Kachelmann bin, verspreche ich: auf Regen folgt Sonnenschein. Wenn man erst sein neues Haus eingezogen ist, mit einem wohlriechenden Kaffee auf der Terrasse steht und den Blick über den Garten schweifen lässt, ist man glücklicher als je zuvor. Großes Baumädchen-Ehrenwort!

Woher ich das weiß? Ich habe es oben schon erwähnt: Ich habe vor einigen Jahren begonnen, mit meinem Mann ein altes Haus neben dem meiner Eltern komplett zu sanieren, in dem wir heute als glückliche Familie leben. Als es damals losging, waren unsere Verhältnisse noch deutlich anders als jetzt. Wir hatten sehr wenig Geld. So wenig Geld, dass wir das erste Zimmer renoviert haben und dann in die Baustelle eingezogen sind. Das hat den Vorteil, dass man sich jeden Morgen und jeden Abend die Anfahrt spart. Man steht auf, macht die Tür vom Schlafzimmer auf und steht auf der Baustelle.

Und obwohl wir an jeder Ecke gespart haben, hätten wir die Haussanierung niemals allein stemmen können. Wir mussten uns das Projekt von RTL2 co-finanzieren lassen. Also wurden wir für mehrere Folgen „Schnäppchenhäuser“ von TV-Teams begleitet. Ja, wirklich. RTL ZWEI. Und das zu einer Zeit, als RTL ZWEI noch RTL2 hieß. Ich glaube, das zeigt ganz gut, wie wenig finanzieller Spielraum damals bei uns verfügbar war.

Wir haben kaum Geld, aber jede Menge Tränen, Blut und Schweiß auf dieser Baustelle gelassen. Und wir haben es geschafft. Heute leben wir unseren Familientraum in genau diesem Haus mit unserer kleinen Tochter. Und weil ich viel gefallen am Hausbau gefunden habe und so viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, starte ich gerade mein nächstes Projekt: die Baumädchen-Villa. Ich habe ein Baugrundstück gekauft und werde darauf ein Mehrfamilienhaus bauen, das ich nur mit Handwerkerinnen realisiere. Oder wie ich sie eben gerne nenne: Baumädchen. Und damit kommen wir endlich zum schon angekündigten Aufreger des Monats.

Mein Aufreger des Monats

Seit Jahren setze ich mich für Gleichberechtigung im Handwerk ein. Ja, ich bin eine emanzipierte Frau. Gleichzeitig werde ich aber auch immer das Baumädchen bleiben. So hat mich meine Mutter als Kind liebevoll genannt, weil ich mich immer schon auf Baustellen mit Hammer und Bauhelm wohler fühlte als im Büro oder in der Küche. Und obwohl ich inzwischen Mutter bin, verzichte ich nicht auf meine Berufe.

Natürlich ist mein eigenes kleines Baumädchen jetzt der Mittelpunkt meines Lebens, aber ich arbeite trotzdem nicht nur weiter als Handwerkerin, sondern auch als Model. Ich liebe meine Berufe. Diese Woche war ich beispielsweise in Hamburg, um im legendären Hotel Atlantic (Grüße an Udo Lindenberg an dieser Stelle!) für die Fashion Show von Ernstings Family über den Runway zu laufen.

Und auf dem Red Carpet fragt mich dann doch einer von diesen Boulevard-Reportern tatsächlich, ob es für mich als emanzipierter Handwerkerin und Mutter noch zeitgemäß wäre, mich Baumädchen zu nennen und gleichzeitig als Model zu arbeiten, wo doch dabei durchaus auch immer mal wieder freizügige Bilder entstehen würden. Herzlich willkommen im Klischeeparadies Deutschland! Hier denkt man noch wie in den 50er-Jahren.

Als Mutter muss man sich offenbar entschuldigen, wenn berufsbedingt hin und wieder ästhetische Bilder entstehen, auf denen man nicht bekleidet ist, als würde man gleich auf eine Antarktis-Expedition aufbrechen. Da wurde mir einmal mehr klar – Emanzipation ist für viele auch heute noch ein Fremdwort. Eine emanzipierte Frau zu sein, bedeutet für mich, mein Leben so zu leben, wie ich es für richtig halte. Unabhängig von gesellschaftlichen oder sogar rein männlichen Vorstellungen. Ich kann eine gute Handwerkerin sein, ein gefragtes Model und eine fantastische Mutter. Alles gleichzeitig. Eine selbstständige, moderne Frau. Kein Abziehbild misogyner Relikte aus mittelalterlichen Rollenklischees.

Ich lebe meine besten Jahre als Model, als Handwerkerin, als Mama und als Unternehmerin. Dabei zeige ich mich in Unterwäsche auf dem Laufsteg, wenn ich Lust dazu habe, oder im Bikini am Strand genauso selbstverständlich, wie auf dem Bagger. Eine emanzipierte Handwerkerin muss nicht 24/7 aussehen, als hätte sie gerade ein Badezimmer durchgekärchert. Ich muss nicht zu einem menschgewordenen Blaumann mutieren, nur um das verquere Weltbild einiger Männer nicht ins Wanken zu bringen.

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Frauen dürfen etwa erst seit 1992 Installateurin werden

Seit einer Ewigkeit kämpfen Frauen für Gleichberechtigung. Schon Generationen vor uns sind ausgebrochen aus dem starren Korsett einer Welt, in der Frauen Kinder bekommen, Essen kochen und ansonsten weitestgehend den Mund halten sollten. Wir haben schon viel erreicht. Es gibt Frauen, die Dax-Konzerne leiten und Models, die mehr verdienen als Topmanager. Aber am Ende der Entwicklung sind wir noch lange nicht. Bei meiner Oma musste noch ihr Mann unterschreiben, damit sie arbeiten durfte. Stellt Euch das mal vor. Das ist keine 200 Jahre her, das sind gerade mal 50 Jahre. Selbst meine Mutter durfte noch nicht im Handwerk arbeiten. So absurd es heute klingt, aber Frauen dürfen etwa erst seit 1992 Installateurin werden.

Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurden Frauen um ihre Träume gebracht, als wären sie Menschen zweiter Klasse – und dann möchte man ausgerechnet mir heute vorschreiben, wie ich mich zu kleiden habe? Jeder zweite männliche Dachdecker arbeitet oben ohne, sobald es drei Sonnenstrahlen am Himmel zu erahnen gibt. Ich sage Euch, das ist auch nicht immer ein optischer Hochgenuss. Sexy geht anders, Freunde. Aber die Arbeit ist hart und jeder darf machen, was er möchte. Eigentlich. Denn wenn ich dann plötzlich ein Top auf der Baustelle trage, hagelt es Hasskommentare.

Sandra Hunke
Sandra Hunke auf dem Laufsteg der Berlin Fashion Week Foto: Sandra Hunke

Aber auch das ist für mich Gleichberechtigung. Ich trage das, was ich möchte. Ich kann auf dem Bau arbeiten und mir trotzdem die Nägel lackieren. Denn wusstet Ihr: Es gibt kein Gesetz, dass eine Frau, die einen kurzen Rock tragen möchte, einen Mann um Erlaubnis fragen muss. Schon gar nicht Männer, die kurze Röcke als Einladung für irgendwas fehlinterpretieren. In den USA sagt man: „It´s a Dress, not a Yes!“ – und das stimmt. Das Einzige, was die Kleidung einer Frau aussagt, ist: Ich bin selbstbewusst und lasse mich nicht verbiegen.

Ja, ja. Das hättet Ihr jetzt nicht erwartet, oder? Im Baumädchen steckt eine waschechte Feministin. Alice Schwarzer mit Stemmeisen, sage ich nur. Mit diesem Plädoyer für Frauenrechte verabschiede ich mich für heute und entlasse die geneigte Leserschaft in eine hoffentlich spannende EM. Zum Finale am 14. Juli treffen wir uns hier wieder.

Ob Deutschland dann Europameister ist, weiß ich nicht. Aber was ich versprechen kann: Ich sammle für Euch bis dahin viele News und Anekdoten zum Thema Handwerk und für die Hater ein paar scharfe Bikini-Bilder. Und sollten die Jungs von Julian Nagelsmann zufällig auf diese Kolumne stoßen, hier noch eine besondere Motivationsspritze: Wenn Deutschland ins Endspiel kommt, werde ich meine nächste Kolumne im Fußball-Bikini in der Badewanne meines selbst gebauten Bades schreiben und das ganze selbstverständlich in meiner Eigenschaft als seriöse Investigativ-Journalistin in einer Bilderstrecke dokumentieren. Ich denke, damit wird mir der Pulitzerpreis nicht mehr zu nehmen sein. Ich freue mich jedenfalls! Bis dann, Euer (emanzipiertes) BAUMÄDCHEN!

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