18. Juli 2022, 17:42 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Stampflehm wurde schon jahrhundertelang in der Architektur verwendet. Jetzt wurde das nachhaltige Material wieder neu entdeckt. Was steckt dahinter, welche Vorteile bietet der Baustoff?
Stampflehm wird wie Beton in eine Schalung gegossen und kann nach dem Trocknen als Innen- und Außenwand sowie als Boden verwendet werden. Dank seiner klimafreundlichen Eigenschaften und der unvergleichlichen Beschaffenheit erlebt dieser natürliche Baustoff gerade ein Comeback in der Architektur.
Übersicht
Was ist Stampflehm?
Stampflehm ist eine erdfeuchte Mischung aus Ton, Schluff, Sand und Kies, die man lagenweise in eine handelsübliche Schalung füllt. Nach dem Auffüllen lässt sich die Mischung per Handstampfer oder mit einer Rüttelplatte verdichten. Die Schalung sollte man nach 12 bis 24 Stunden abnehmen. Erst dann kann der zum Teil getrocknete Baustoff vollständig austrocknen und ist bereit für die weitere Verwendung.
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Wie wird Stampflehm beim Hausbau verwendet?
Mit Stampflehm lassen sich tragende und nichttragenden Wände und Böden herstellen. Wie bereits erwähnt, werden die erdfeuchten Materialien in eine Schalung gestampft und getrocknet. Möchte man den Stampflehm für tragende Wände verwenden, muss eine entsprechende Druckfestigkeitsklasse nachgewiesen werden. Das kann durch spezielle Verfahren begünstigt werden – entweder mittels einer Schalung oder entsprechenden Schichtung von Stampflehm, auch als monolithische Lehmbauweise bekannt. Eine weitere Möglichkeit ist die Herstellung von Lehmbausteinen, die nach den Regeln des Mauerwerksbaus verarbeitet werden müssen.
Die Vorteile von Stampflehmwänden
- Stampflehmwände sorgen für ein besseres Raumklima.
- Die monolithischen Wände wirken abschwächend und verringern Temperaturextreme im Haus, besitzen dabei eine hohe Wärmespeicherfähigkeit, etwa in einem Holzhaus
- Das Material nimmt relativ schnell Feuchtigkeit auf, was wiederum für ein gesundes Raumklima sorgt und Schimmelbildung vorbeugt.
- Die Wände agieren als Luftfilter und können Schadstoffe auffangen.
- Stampflehm ist klimaneutral und recycelbar.
- Der Baustoff hat eine eigene Ästhetik und Haptik in verschiedenen Tönen.
- Verbesserung der Raumakustik.
- Das Material gibt keine unerwünschten Wohngifte ab.
- Verwendung als Innen- und Außenwand und als Boden im Innenbereich möglich.
Verarbeitungsfertiges Material vor Witterung schützen
Verarbeitungsfertiges Material sollte auf der Baustelle professionell vor Witterung geschützt sein. Deshalb ist eine sachgemäße Lagerung vor Hitze und Feuchtigkeit unabdingbar. Wurde das Material feucht oder zu trocken gelagert, ist es für die weitere Verwendung nicht mehr nutzbar. Zum einen verliert die Lehmmischung durch das Austrocknen an Festigkeit, zum anderen kann das zu feuchte Baumaterial beim Stampfen schwinden. Deshalb ist es immer empfehlenswert, die gelieferte Ware vor der Verwendung von einer erfahrenen Fachkraft prüfen zu lassen.
Vorgefertigte Stampflehmwände
Der Handel bietet mittlerweile schon vorgefertigte Stampflehmwände an. Das ist nicht nur zeitsparend, sondern bringt auch weitere Vorteile mit sich:
- Die Bauplanung ist einfacher, da die Platten nicht vor Ort fertiggestellt werden müssen.
- Materialkosten lassen sich niedriger halten, da es besser kalkulierbar ist.
- Individuelle Wünsche sind trotz Vormontage möglich.
- Mit dem Fertigteilbausystem kann man große, zusammenhängende Wände produzieren.
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Stampflehmfassade als geothermische Wandheizung
Die Architeken des von „haascookzemmrich STUDIO2050“ haben mit einem beeindruckenden Neubau einer Alnatura-Filiale in puncto Nachhaltigkeit ein Zeichen gesetzt. Dazu gehört eine originelle Stampflehmfassade, die mit einer weltweit erstmals eingesetzten geothermischen Wandheizung versehen wurde. Dazu kommt eine schallwirksame Holzlamellendecke, die sich über das Atrium und die sich darin gehaltenen Büroflächen zieht.
Ein besonderes Augenmerk liegt aber auf den an der Nord- und Südfassade angebrachten Stampflehmfassaden. Die individuellen „Stampflehmblöcke“ mit einer Größe von 3,50 mal 1,00 m wurden eigens vor Ort angefertigt. Für die Kerndämmung wurde eine 17 cm starke Schicht aus Schaumglasschotter und einem Recyclingmaterial verwendet. Zudem wurden in die Fassaden Heizschlangen „eingestampft“, die mit Erdwärmesonden betrieben werden.