19. Januar 2024, 11:13 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die einfache Bauweise eines Tiny Houses gilt als attraktiv und ist doch dessen Achillesferse. Für Einbrecher scheint ein solches Zuhause leichte Beute zu sein. Hier gilt es entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um für einen effektiven Einbruchschutz im Mikrohaus zu sorgen.
Keine Frage: Tiny Houses boomen. Das Leben auf kleinem Raum und in der freien Natur wird für viele immer interessanter. Wenig verwunderlich, die kompakten Mikrohäuser, die meist minimalistisch und natürlich eingerichtet sind, lassen den Traum vom Eigenheim wahr werden, ohne allerdings dabei einen zu großen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen. Doch nicht alles ist rosig: Ein Nachteil liegt in der Einbruchsgefahr, die solch ein Haus mitbringt. Wie also lässt sich dieses adäquat schützen? Im Gespräch mit Profis hat myHOMEBOOK zahlreiche Maßnahmen für mehr Einbruchschutz im Tiny House erfahren.
Übersicht
Warum ist ein Mikrohaus so einbruchgefährdet?
Es gibt mehrere Faktoren, die ein Tiny House in puncto Einbruchschutz vergleichsweise „sensibel“ erscheinen lassen. Immerhin besteht es zumeist lediglich aus Holzwänden und Glasfassaden. Beide Komponenten sind anders als ein Mauerwerk oder Stahl-Betonbau nur bedingt widerstandsfähig. Noch dazu bestehen die kleinen Behausungen meist nur aus einer Ebene und diese findet im Erdgeschoss statt. Bei einem potenziellen Zugriff gibt es entsprechend kaum eine Hürde. Für mehr Flexibilität befinden sich einige Modelle zudem auf Rädern. Diese Mobilität könnte sich gegebenenfalls auch durch Dritte zunutze gemacht werden und das Haus einfach abtransportiert werden.
Auch der Aspekt des Standorts und dessen Besiedelung spielen keine unwesentliche Rolle, wie Lars Bosse, Geschäftsführer vom Bundesverband Mikrohaus, erklärt: Ist ein Platz nicht ganzjährig belebt, wie etwa in einer Ferienhaussiedlung, „steigt unabhängig von der Gebäudeart die Einbruchsquote, weil sich Einbrecher eher unbeobachtet fühlen. Dies gilt ebenfalls, wenn Mikrohäuser unrechtmäßig im Außenbereich – also zum Beispiel auf einer Wiese, einem Acker, im Wald oder sonstigen Flächen – aufgestellt werden. Solche Behausungen unterliegen immer wieder einem gewissen Vandalismus.“
Maßnahmen für mehr Einbruchschutz im Tiny House
Eingangstür mechanisch und elektronisch sichern
Unabhängig von der Art der Behausung wird für einen unrechtmäßigen Einstieg nach wie vor am ehesten die Eingangstür gewählt. Weswegen sich empfiehlt, diese besonders stabil und zuverlässig abzusichern. Hier eignet sich etwa eine Haustür aus massivem Eichenholz, die zudem über ein Zylinderschloss mit Zylinderschutz und Sicherheitsbeschlägen verfügt. Der Türrahmen sollte dabei fest mit dem Wandpfosten verschraubt werden.
Julia Christiani von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes empfiehlt für einen wirksamen Einbruchschutz im Tiny House außerdem den Einbau einer Einbruchmeldeanlage. Ihre Meldewirkung erhöhe für den Einbrecher das Risiko, entdeckt zu werden. „Zudem verhindert die Alarmanlage die Gefahr, beim nach Hause kommen einem Einbrecher in die Arme zu laufen. Am besten ist es, die mechanische Sicherungstechnik mit der elektronischen Überwachung sinnvoll zu kombinieren.“
Auch Fenster einem Einbruchschutz unterziehen
Dass Einbrecher ein Fenster einschlagen, scheint heutzutage kaum mehr realistisch zu sein. Dennoch empfiehlt es sich für den Fall der Fälle direkt einbruchsicheres Glas einzubauen. Viel eher machen sich Einbrecher aber meist am Fensterrahmen zu schaffen und versuchen diesen brachial aufzubrechen. Um diesem vorzubeugen, kann es im Tiny House hilfreich sein, Fenster mit einem Stangenschloss abzusichern.
Auch abschließbare Griffe können schon Wirkung zeigen. Zwar wird ein Einbruch mit diesen Maßnahmen nicht vollständig verhindert, aber immerhin erhöht das die Barriere und verzögert den Einbruch. Im Ernstfall können dies auch die entscheidenden Minuten sein. Immerhin werden einige Taten aufgrund unvorhergesehener Hindernisse und Verzögerung vorzeitig und unverrichteter Dinge wieder abgebrochen.
Textile Schutzmaßnahmen
Weil sich das Leben im Mikrohaus grundsätzlich im Erdgeschoss abspielt und dieses zwangsläufig auch über das eine oder andere Fenster verfügt, sind stets Einblicke in den Innenraum möglich. Um allerdings keine Begehrlichkeiten bei potenziellen Einbrechern zu wecken, ist es ratsam, niemals besonders wertvolle Besitztümer im Sichtfeld liegenzulassen. Oder alternativ zu textilen Schutzmaßnahmen zu greifen: Schotten Sie teuren Schmuck, hochwertige Technik oder Bargeld mithilfe von Vorhängen oder Rollos bestmöglich ab.
Mobiles Tiny House absichern
Anders als bei einem stationären Tiny House, braucht es gerade bei mobilen Mikrohäusern, also Modellen auf Rädern, zusätzlichen Einbruchschutz. Idealerweise befindet sich eine Einzäunung um das dazugehörige Grundstück. So ist eine Barriere geschaffen, die nicht so ohne Weiteres überwunden werden kann. Ist außerdem in absehbarer Zukunft kein Umzug geplant, empfiehlt es sich, das mobile Mikrohaus aufzubocken und die Räder sogar gänzlich zu entfernen. Ganz nebenbei entlastet das auch die Achsen und Räder. Dann kann ein unerlaubter Abtransport effektiv verhindert werden. Bei einer kürzeren Standzeit, wo es sich nicht lohnt extra alle vier Räder zu demontieren, sollten diese wenigstens mit Parkkrallen versehen und so das Wegrollen blockiert werden.
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Abschreckung und Alarmanlagen sind alles
Um einem potenziellen Einbruch vorzubeugen, geht es auch viel um Abschreckung. Eine Außenbeleuchtung mit Bewegungsmelder kann bereits eine effektive Maßnahme sein. „Sollte sich dann doch ein Einbrecher an Fenstern oder Türen zu schaffen machen, empfehlen sich Glasbruch- oder Fenstermelder, die mit einer außerhalb des Mikrohauses installierten Sirene verbunden sind. Licht und Lärm sind grundsätzlich der beste Schutz, zumal Mikrohäuser drinnen nur wenige Chancen bieten, sich zu verstecken“, erklärt Lars Bosse. Bestenfalls alarmiert eine Überwachungsanlage auch direkt Polizei und Sicherheitsfirma.
„Darüber hinaus empfehlen sich über das Internet und per App kontrollierbare Kamerasysteme, die auch bei Abwesenheit eine Überwachung zulassen. Solche Systeme sind mit ein oder zwei Kameras und Verbindung zum Internet für weniger als 500 Euro erhältlich und genügen bei Mikrohäusern völlig. Datenschutzrechtliche Aspekte müssen natürlich auch mitgedacht werden“, weiß Bosse. Sind jedoch alle Maßnahmen viel zu teuer, gilt es zu bluffen, um Einbrecher in die Flucht schlagen. Hier erweist sich etwa eine Kamera-Attrappe als probates Mittel. Selbst der bloße Verweis mittels eines Schildes, dass ein Zuhause videoüberwacht wird und alarmgesichert ist, kann schon Wirkung haben.
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Professionelle Sicherheitsmaßnahmen ergreifen
Viele der genannten Maßnahmen lassen sich ohne fremde Hilfe realisieren. Bei anderen ist es wiederum ratsam, auf professionelle Unterstützung zurückzugreifen. So ist die Montage diverser Sicherheitsschlösser an Haustür und Fenstern besser von fachmännischer Hand erledigt. Hier kann etwa ein Schlüsseldienst helfen. Auch das Installieren einer Alarmanlage sollte besser von einem Sicherheitsunternehmen übernommen werden.
Und wer bei seinem Tiny House ganz auf Nummer sicher gehen will, nutzt die individuelle Beratung bei einer Polizeilichen Beratungsstelle, wie Julia Christiani empfiehlt: „Die Kolleginnen und Kollegen kommen bei Bedarf auch zu Ihnen nach Hause, um die Gegebenheiten vor Ort genau anzuschauen. Sie vermitteln Tipps, wie man sich konkret besser schützen kann und zeigen, welche technischen Möglichkeiten für einen optimalen Schutz sorgen.“