13. Oktober 2020, 14:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Holz ankokeln, um es besser zu machen? Was zunächst einmal etwas befremdlich anmuten mag, ist letztendlich eine uralte japanische Art der Holzveredelung, die nicht nur ästhetisch ansprechende Ergebnisse erzielt, sondern auch sehr nachhaltig ist.
Karbonisiertes Holz wird im Land der aufgehenden Sonne schon seit Jahrhunderten beim Hausbau benutzt. Vor allem bei Fassadenverschalungen spielt es eine wichtige Rolle. Auch hierzulande spezialisieren sich immer mehr Unternehmen auf die Feuerbehandlung. Was ist Yakisugi und wie kann man sein Holz selbst mit der Methode behandeln?
Was ist Yakisugi?
Das oberflächliche Ankohlen von Holz ist eine der ältesten Holzschutzmaßnahmen der Menschheit. Bereits im Altertum besaß man entsprechendes Wissen. Das bezeugen zum Beispiel Ausgrabungsfunde aus Pompeji. Genauso die Wikinger und Slawen machten mit Feuer ihre hölzernen Schiffe und Hütten widerstandsfähiger. Und auch heute noch gibt es vereinzelt Bauern, die ihre Weidepfähle mit Feuer behandeln, bevor sie diese in die Erde rammen.
Besonders traditionsreich ist die Holzbehandlung durch Feuer aber in Japan und dort seit dem 18. Jahrhundert unter Yakisugi bekannt. Dort wird üblicherweise nur Sugi-Holz verwendet, also japanische Zeder. Yaki bedeutet „gegrillt, verkohlt“. Yakisugi heißt also „verkohlte Zeder“. Das Holz erhält durch das spezielle Verfahren sein charakteristisches Aussehen und besitzt eine hohe Langlebigkeit.
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Welche Vorteile bietet Yakisugi?
Außergewöhnliche Ästhetik
Holz ist ein Naturprodukt und besticht deswegen mit einem einzigartigen Aussehen. Keine Maserung kommt zweimal vor. Genau diese Feinheiten sind es, die Yakisugi herausarbeitet. Je nach Hitzeeinwirkung kommen beim Verkohlen unterschiedliche Strukturen zum Vorschein. Außerdem gestaltet sich der Alterungsprozess bei Yakisugi-Holz ein wenig anders als bei anderen Fassadenverschalungen. Mit der Zeit wird die Kohleschicht nämlich abgewaschen und hellere Schichten mit geschwärzter Maserung scheinen durch.
Natürlicher Holzschutz
Durch das Verkohlen verdichten sich die Zellen im Holz. So entsteht ein natürlicher Schutz gegen Schimmel, Wasser, Fäulnis, Verwitterung und Insekten. Außerdem ist das entsprechend behandelte Holz nicht mehr so leicht entflammbar. Die Yakisugi-Methode macht eine Behandlung mit giftigen chemischen Holzschutzmitteln somit nahezu überflüssig.
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Viele Einsatzgebiete
Das Yakisugi-Holz wird sowohl als Fassadenverkleidung als auch im Innenbereich benutzt. im Außenbereich wird das Holz meist unbehandelt gelassen. Manche Hersteller setzen aber auf eine leichte Ölbeschichtung, um für die Langlebigkeit der Farbe zu sorgen. Innerhalb von Wohnung oder Haus wird karbonisiertes Holz zwar immer beliebter, braucht hier aber nach dem Verkohlungsprozess eine unbedingte Nachbehandlung, zum Beispiel mit Kunstharz. So wird gewährleistet, dass der Ruß nicht abfärbt. Auch Möbeldesigner haben Yakisugi bereits für sich entdeckt.
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Yakisugi-Veredelung selbst durchführen
Im Grunde ist der Veredelungsprozess als solcher kein extrem komplexer. Dennoch gibt es einige wichtige Dinge, auf die es zu achten gilt. Nach japanischer Tradition wird für das Verfahren nur Zedernholz verwendet. Allerdings kann man auch zu hiesigen Nadelhölzern greifen, wie zum Beispiel Fichte oder Lärche. Diese sind in ihrer Beschaffenheit ähnlich. Auch Eichenholz bietet eine gute Alternative.
Zum eigentlichen Vorgang findet man online etliche Anleitungen. So kann man zum Beispiel einen Gasbrenner benutzen, um die Bretter zu verkohlen. Das entspricht aber nicht unbedingt der japanischen Tradition und ist gemessen an der Anzahl der Bretter, die man für eine Hausfassade braucht, darüber hinaus auch recht mühsam. Besser funktioniert es, wenn man, wie oben im Video zu sehen, drei Bretter zu einem dreieckigen Kamin verbindet, sie mit etwas Papier bestückt, entflammt und dann einseitig ankohlt. Am Schluss der einige Minuten dauernden Yakisugi-Prozedur werden die Bretter mit Wasser abgelöscht.
Die wichtigsten Hinweise zu Yakisugi im Überblick
- Die Bretter sollten eine Dicke zwischen 10 und 15 mm haben.
- Das Holz sollte vor dem Brennprozess ausreichend trocknen (kann mehrere Wochen dauern).
- Die japanische Kaminmethode ist zu empfehlen.
- Die Zeit, wie lange die Bretter in Flammen stehen müssen, ist reine Erfahrungssache. Als Faustregel sollte man sie so lange brennen lassen, bis man denkt, sie ruiniert zu haben.
- Die nach dem Verkohlungsprozess entstandene Rußschicht kann man, wenn gewünscht, mit einer weichen Bürste entfernen.