28. Februar 2020, 11:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auf den ersten Blick wirken Baustoffe wie Zement, Mörtel oder Putz sehr ähnlich. Alle werden mit Wasser angerührt und ergeben eine dickflüssige Masse, die beim Hausbau oder Renovieren zum Einsatz kommt. Doch es gibt einige Unterschiede bei Herstellung und Verwendung.
Egal, ob Zement, Mörtel oder Putz – für jede Anwendung gibt es den richtigen Baustoff. Der wichtigste Unterschied vorweg: Während es sich bei Zement um ein hydraulisches Bindemittel handelt, das durch eine chemische Reaktion sogar unter Wasser aushärtet, beinhalten Mörtel und Putz üblicherweise ein mineralisches oder organisches Bindemittel wie Gips oder Kalk. Hinzu kommen je nach Einsatzgebiet noch verdichtende und verflüssigende Mittel oder Zuschlagstoffe wie Sand oder Steinmehl.
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Putz, Mörtel und Zement im Überblick
Die Baustoffe Putz, Mörtel und Zement kommen nicht nur auf Baustellen, sondern auch bei der Sanierung von Gebäuden zum Einsatz. Inwiefern sich die Materialien unterscheiden, erfahren Sie in der großen myHOMEBOOK-Übersicht.
1. Zement
Zement ist weltweit eines der wichtigsten Bindemittel und zudem sogar der am meisten verwendete Werkstoff weltweit – mit einer speziellen Eigenschaft: Es ist ein hydraulisches Bindemittel. Das bedeutet, dass das grauweiße Pulver nach Verarbeitung wasserfest ist und sogar unter Wasser abbindet. Deshalb eignet sich Zement gut als Grundlage für Mörtel (mit Sand), oder auch Beton (mit Kies). Mörtel wiederum ist die Grundlage für verschiedene Arten von Putz.
Herstellung von Zement
Die Zutaten für die Zementherstellung variieren je nach Art. Unter anderem kommen dabei gemahlener Portlandzementklinker, Hüttensand, Flugasche, Kalksteinmehl und verschiedene organische oder mineralische Stoffe zum Einsatz. Mit Wasser angerührt entsteht eine Masse, die aushärtet und wasserfest ist. Die am weitesten verbreitetsten Arten sind Portlandzement (Zugabe von pulverisiertem Portlandklinker) und Trasszement (Zugabe von Trass, ein Naturstein aus Vulkanasche).
Verwendung von Zement
Zement wird vor allem bei der Betonherstellung verwendet. Damit lassen sich zum Beispiel stabile Pfostenanker herstellen oder ein Fundament für ein Gartenhaus gießen.
Wichtig: Beim Arbeiten mit Zement und Kalk sollte man Schutzkleidung tragen – am besten robuste Kleidung, feste Schuhe, Handschuhe und Schutzbrille. Die Stoffe können Haut, Schleimhäute und Augen reizen.
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2. Mörtel
Zement wird auch als Bindemittel für die Herstellung von Mörtel und Putz verwendet, alternativ auch mit Kalk. Durch eine chemische Reaktion wird das Material hart. Mörtel wird meistens direkt auf Baustellen hergestellt und verarbeitet. Zementmörtel hat eine hohe Festigkeit, Kalkmörtel kann dafür Feuchtigkeit gut regulieren und kommt im Innenbereich zum Einsatz.
Herstellung von Mörtel
Neben gebranntem Kalk oder Zement kommen bei Mörtel noch Zuschlagstoffe aus Gestein hinzu, die allerdings im Gegensatz zu Beton nur eine Korngröße von wenigen Millimetern haben dürfen. Meistens handelt es sich dabei um Sand. Dazu kommen noch Wasser und Zusatzstoffe, die das Gemisch verdünnen oder verdicken. Generell unterscheidet man zwischen drei Arten – Kalkmörtel, Kalkzementmörtel und Zementmörtel.
Verwendung von Mörtel
Mörtel kommt unter anderem beim Hausbau zum Einsatz, wenn Mauersteine verbunden oder Wände verputzt werden. Während Zementmörtel aufgrund seiner Stabilität bei besonderes beanspruchten und belasteten Bereichen zum Einsatz kommt, beispielsweise beim Kellermauerwerk, wird der weniger robuste Kalkmörtel im Wohnbereich zum Verputzen von Wänden benutzt. Weitere Unterarten sind Dünnbettmörtel zum Mauern mit Porenbetonsteinen, feuerfester Schamottmörtel für Feuerstellen, Gipsmörtel zum Verfugen sowie Fliesenmörtel zum Fliesenlegen.
Hinweis: Bevor ein Baustoff gewählt wird, sollten die Angaben auf der Verpackung aufmerksam gelesen werden. Dort stehen genaue Informationen zur Zusammensetzung und Hinweise zur Verwendung.
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3. Putz
Im Grunde unterscheiden sich Mörtel und Putz kaum. Der Unterschied besteht vielmehr in der Verwendung der Baustoffe und den entsprechenden Zusatzstoffen. Wie der Name schon sagt, dient Putz zum Verputzen von Wänden oder Decken. Bei Putzen unterscheidet man zudem zwischen Nass- und Trockenputz. Während man Nassputz mit hydraulischen Bindemitteln feucht verarbeitet, besteht Trockenputz aus Platten für die Wandverkleidung. Weitere Unterarten sind beispielsweise Zementputze, Kalkputze, Gipsputze, Normalputze, Kunstharzputze, Leichtputze oder Wärmedämmputze.
Herstellung von Putz
Nass- und Trockenputz bestehen aus Bindemittel (Zement, Gips etc.), Gestein mit bis zu vier Millimetern Korngröße und weiteren Zusatzstoffen. Die Zusammensetzung ähnelt also sehr dem Mörtel und unterscheidet sich hauptsächlich bei den Zusätzen.
Verwendung von Putz
Putze werden zum Verputzen im Innen- und auch Außenbereich verwendet. Ein bestimmter Putzmörtel, der durch enthaltenen Löschkalk eine alkalische Eigenschaft aufweist, ist sogar schimmelresistent und eignet sich deshalb besonders gut in Nassräumen. Lehmputz überzeugt hingegen durch die Fähigkeit, das Raumklima positiv zu beeinflussen, Wasser aufzunehmen und Wärme zu speichern. Spezielle Dekorputze geben Wänden im Innenbereich einen individuellen und plastischen Look.