27. Mai 2021, 17:18 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Biozide in Farben schützen die Hausfassade vor Algen und Flechten. Die umweltschädlichen Stoffe können jedoch ins Grundwasser gelangen. Welche Alternative gibt es zu den Chemikalien?
An einer Hausfassade können sich mit der Zeit graue, grüne oder braune Flecken bilden. Die Ursache sind oftmals Flechten, Moose oder Algen, die an der Fassade wachsen. Um das Wachstum möglichst lange in Schach zu halten, werden vielen Anstrichfarben und Putzen sogenannte Biozide beigemischt.
Die Stoffe sind toxisch gegen Algen und Pilze, werden aber auch für andere Pflanzen und Tiere zum Problem. Menschen sollten den direkten Kontakt meiden, raten Experten vom Umweltbundesamt. Denn eine Gefahr für die Gesundheit könne nicht ausgeschlossen werden.
Wann Biozide an der Hausfassade zum Problem werden
Biozide in Putz oder Anstrich schützen eine Hausfassade zwar effektiv vor einem Bewuchs durch Algen und Flechten. Allerdings nur für eine begrenzte Zeitspanne. Die Chemikalien können witterungsbedingt durch starken Regen ausgewaschen werden und sich im Bereich um das Haus anlagern. Versickern die Substanzen im Boden oder verteilen sich in Bächen, Flüssen oder anderen Gewässern, ist letztlich auch das Grundwasser betroffen. Viele Kläranlagen können die Stoffe zudem nicht richtig aus dem Abwasser herausfiltern.
Weil Biozide der Umwelt schaden, sind sie als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft mittlerweile verboten. In Baustoffen wie zum Beispiel Putz oder Farbe können die Substanzen jedoch noch eingesetzt werden. Reguliert werden die Chemikalien durch die Europäische-Biozid-Verordnung. Dennoch kann der Einsatz bei falscher Anwendung eine Gefahr für Mensch und Umwelt bedeuten. „Die Gesetzgebung fordert, ihren Einsatz generell auf das notwendige Mindestmaß zu beschränken und wirksame, aber weniger bedenkliche Alternativen stets zu bevorzugen“, raten die Experten vom Umweltbundesamt.
Modern gedämmte Gebäude anfällig für Algenwuchs
Durch die Dämmung nach heutigem Standard bleibt die Hausfassade in der Regel kühler als bei ungedämmten Gebäuden. Als Folge trocknet diese nach einem Regenguss oder feuchter Witterung viel langsamer. Für Algen, Flechten oder Moose bietet die feuchte Wand dann beste Bedingungen zum Wachsen.
Wie kann man den Einsatz von Bioziden verringern?
Viele Hersteller bieten Farben, Putze oder Reinigungsmittel mit oder ohne Biozide an. Im Handel gibt es zudem spezielle Farben ohne die Chemikalien, die dennoch das Wachstum von Moosen, Algen oder Flechten unterbinden. Wer unsicher ist, findet Rat beim Fachhändler oder Malerbetrieb.
Schon bei einer geschickten Planung der Gebäudefassade kann man dem Befall durch Algen oder Pilzen vorbeugen. So kann ein ausreichender Dachüberstand die Fassade vor Regen und Feuchtigkeit schützen. Bleibt die Oberfläche länger trocken oder trocknet schnell, wird sie nicht so leicht befallen.
Die Experten vom Umweltbundesamt raten Bauherren zudem, in der frühen Planungsphase eines Neubaus oder einer Gebäudesanierung mit den Architekten und Fachbetrieben die Auswahl der Produkte zu vereinbaren. Bei Wärmedämm-Verbundsystemen sollte man Baustoffe verwenden, die mit dem Blauen Engel gekennzeichnet sind, so die Experten.
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Verkapselte Biozide als Alternative
Wenn man gar nicht auf Biozide verzichten kann, sollte man zumindest auf Produkte zurückgreifen, die sogenannte „verkapselte“ Biozide enthalten. Dabei wird die Auswaschrate der Chemikalien vor allem im ersten Jahr stark verringert. Um das Gesundheitsrisiko zu minimieren, müssen die Arbeiten mit Bioziden fachgerecht durchgeführt werden. Die Ausführung überlässt man am besten Fachleuten.