8. Juni 2020, 11:07 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ein Brunnen schafft gerade in Dürrezeiten Unabhängigkeit, er spart Kosten, ist ursprünglich und damit wohl auch der Traum vieler Hobbygärtner. Wer in seinem Garten langfristig Zugriff auf das Grundwasser haben möchte, sollte im Vorfeld jedoch sorgfältig planen, denn jeder Brunnentyp unterscheidet sich in Sachen Kosten, Aufwand und Funktionsweise.
Es gibt einige Faktoren, warum Gartenbesitzer sich einen Brunnen wünschen. Bei einigen fehlt schlichtweg die Anbindung an die Wasserversorgung, sodass das Anzapfen des Grundwassers die einzige Möglichkeit sein kann, die Bewässerung sicherzustellen. Bei anderen spielen ökonomische und ökologischen Gründe eine Rolle. In jedem Fall gilt es, einige Dinge zu beachten, bevor man mit dem Bohren loslegt.
Übersicht
Darf ich in meinem Garten einen Brunnen bohren?
Bevor man sein Projekt in die Tat umsetzt, sollte man sich zuallererst rechtlich absichern, denn die Erschließung des Erdreichs ist auch ein Eingriff in das Grundwasser. Zwar gelten bundesweit ähnliche Standards, doch beim Brunnenbau unterscheidet sich die Rechtslage von Kommune zu Kommune. Soll der Brunnen ausschließlich für die Gartenwässerung oder Tiertränkung verwendet werden, reicht in den meisten Fällen die obligatorische Anmeldung. Diese Meldepflicht gilt aber auch für bauliche Veränderungen und die Wiederinbetriebnahme alter Brunnenanlagen.
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Möchte man mit dem Brunnen Brauch- und/oder Trinkwasser gewinnen, ist der Gang zum zuständigen Gesundheitsamt nötig. Typische Nutzungsarten für Brauchwasser sind zum Beispiel Toilettenspülungen, Waschmaschinen und Oberflächenreinigungen. Dementsprechend kommt es zu einer Prüfung der Wasserqualität. Unter Umständen fordern die Verantwortlichen zusätzlich eine Besichtigung der Anlage ein, um die Trennung der verschiedenen Wasserkreisläufe vor Ort sicherzustellen. Erst wenn man diese Kontrolle besteht, darf man seinen Brunnen bohren.
Achtung: Wer einen Brunnen betreibt, der nicht angemeldet oder genehmigt ist, sollte sich darüber im Klaren sein, dass dies auf Dauer nicht unbemerkt bleiben wird. Örtliche Wasserversorger führen regelmäßige Druckuntersuchungen durch. Zwar handelt es sich bei einem unangemeldeten Brunnen, der zur Bewässerung des Gartens genutzt wird, nur um eine Ordnungswidrigkeit. Kommt es jedoch zu einer Verschmutzung des Trinkwassers, muss man aber mit Schadenersatzforderungen durch den Wasserversorger rechnen.
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Lokale Grundwasserstände abrufen
Wenn man einen Brunnen bohren will, spielt der lokale Grundwasserstand eine wichtige Rolle. Er entscheidet darüber, ob ein einfacher Rammbrunnen möglich ist oder ob man mit schwererem Gerät anrücken muss. Da im Falle eines Bohrbrunnens nach Metern abgerechnet wird, ist der Stand des Grundwassers ein guter Anhaltspunkt für eine erste Kostenkalkulation.
Um sich nicht durch hydrogeologische Karten wühlen zu müssen, sollte man sich an das zuständige Landesamt wenden. In den meisten Fällen ist das die „untere Wasserbehörde“. Die Informationen sind online einsehbar. Außerdem empfiehlt es sich, einfach mal einen Gang zum Nachbarn zu unternehmen. Hat dieser bereits einen Brunnen bei sich im Garten, kann er wertvolle Tipps geben.
Wichtig: Bei Arbeiten im Erdreich agiert man blind. Deswegen ist es wichtig, sich im Vorfeld auch über etwaige Elektroleitungen oder andere Rohrsysteme kundig zu machen. Wer fahrlässig handelt, muss im Schadensfall mit hohen Kosten rechnen. Bei Unklarheiten sollte man sich bei der entsprechenden Behörde (Gas, Wasser, Internet) um einen sogenannten Schachtschein bemühen.
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Drei verschiedene Arten von Brunnen
Rammbrunnen
Der Rammbrunnen ist dank seiner Funktionsweise leicht zu bauen, liegt finanziell gesehen im unteren dreistelligen Bereich und findet vor allem in Gärten mit einem geringen bis mittleren Wasserverbrauch Anwendung.
Der Aufbau ist denkbar einfach. Bevor man sich dem Rammen widmet, muss man jedoch die wasserführende Schicht erreichen. Diese liegt in der Regel nicht tiefer als sieben Meter.
Wer keinen eigenen Erdbohrer besitzt, kann diesen mieten. Alle zwei bis drei Umdrehungen sollte man den Bohrer wieder an die Oberfläche bringen, um ihn von Erde zu befreien. Sobald man auf feuchten Boden trifft oder gar sieht, dass Erdreich nach oben schwemmt, ist es Zeit für den Rammvorgang.
Zuerst werden der sogenannte Rammfilter, ein mit einer Spitze versehenes Rohrstück, und die anderen Rohrelemente über Gewinde verbunden, zunächst bis auf die Länge des vorgebohrten Lochs. Die Verbindungsstelle dichtet man mit Hanf und Fermit ab. Dabei sollte man unbedingt präzise arbeiten. Es dürfen keine Verkantungen entstehen. Durch Rammen oder vorsichtiges Einschlagen (kein Vorschlaghammer!) wird der Rammfilter in die schlickige Erde getrieben.
Eine elektrische Brunnenramme, die man auf dem oben Ende des Rohres ansetzt, vereinfacht den Prozess. Ist das oberste Rohrelement bis auf eine Resthöhe von 20 Zentimeter versenkt, wird das Folgerohr aufgeschraubt. Das spitze Rohrende sollte zwischen zwei und drei Meter in die Grundwasserschicht eindringen. So entsteht genug Druck für eine sichere Förderung.
Ein Rammbrunnen kann mit einer elektrischen oder auch mit einer klassischen Schwengelpumpe betrieben werden und hält bei sachgemäßer Behandlung mehr als fünf Jahre. Hierbei spielt vor allem das Fördervolumen eine Rolle. Umso schneller man Wasser an- und abpumpt, desto schneller verstopft der Brunnen. Als Maximalwert für die mögliche Fördermenge gelten etwa 900 Liter pro Stunde. Das sollte man aber nicht ausreizen.
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Bohrbrunnen mit Hauswasserwerk
Diese Art von Brunnen kommt im privaten Brunnenbau am häufigsten vor. Solange der Grundwasserspiegel bei weniger als sieben bis acht Metern liegt, ist ein Bohrbrunnen mit Hauswasserwerk die beste Wahl. Er verfügt über eine gute Fördermenge von etwa 5.500 Litern pro Stunde. Über einen Schlauch saugt eine leistungsfähige Pumpe das Wasser an, um es dann nach oben zu drücken.
Bohrbrunnen haben eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten, vorausgesetzt die Bohrung wurde professionell durchgeführt. Mit steigendem Aufwand steigen zwar auch die Kosten, doch für alle, die ihren Garten zuverlässig bewässern wollen, ist dieser Brunnentyp die richtige Wahl. Für das Bohren und der anschließenden Verrohrung nehmen Brunnenbohrer zwischen 600 und 800 Euro. Gute Pumpen sind schon für etwa 100 Euro zu haben.
Bohrbrunnen mit Tiefbrunnenpumpe
Mancherorts ist der Grundwasserstand so niedrig, dass man keinen normalen Brunnen bohren kann. Ein Bohrbrunnen mit Tiefbrunnenpumpe ist dann meist die einzige Möglichkeit ist, verlässlich Wasser zu fördern. Die Pumpe senkt man komplett im Brunnen ab, wodurch es praktisch keine Einschränkungen hinsichtlich des Grundwasserstandes gibt. So erreicht man sehr hohe Fördermengen. Die Leistungsfähigkeit der Pumpe ist hier der einzige einschränkende Parameter.
Es kann unter den richtigen Bedingungen eine Fördermenge von 17.000 Liter pro Stunde erreicht werden. Da für die Errichtung eines Bohrbrunnens mit Tiefbrunnenpumpe hohe Kosten anfallen, wird diese Brunnenart im privaten Raum jedoch nur selten verwendet. Man sollte bei der Kostenplanung von etwa 120 Euro pro Meter ausgehen, dazu kommen Materialkosten von ungefähr 20 Euro pro Meter. Eine leistungsfähige Tiefbrunnenpumpe kostet zwischen 200 und 400 Euro.
Spartipp: Planen Sie Ihr Brunnen-Projekt in der Nebensaison. Damit können Sie mitunter ordentlich Geld sparen. So sind zum Beispiel Pumpen im Frühjahr und Sommer meist teurer. Und auch Brunnenbauer verlangen in den warmen Monaten deutlich mehr für ihre Leistung als in der Nebensaison.