14. Oktober 2021, 10:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Betreiber einer Fotovoltaikanlage auf dem Hausdach können doppelt profitieren, wenn sie den Strom auch für die Ladesäule des E-Autos nutzen. Wie groß sollte die Solaranlage mindestens sein, damit es sich lohnt?
Elektromobilität ist auf dem Vormarsch und wird staatlich gefördert. Für Besitzer einer Solaranlage lohnt sich ein E-Auto umso mehr, denn sie können das Fahrzeug direkt an der eigenen Ladesäule „auftanken“. Was man dabei beachten sollte und wie weit man mit klimaschonendem und eigens produziertem Strom fahren kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
- Welche Vorteile bietet die Kombination aus Solaranlage und Ladesäule für E-Auto?
- Mit welchen Kosten müssen Betreiber rechnen?
- Wie umweltfreundlich ist Elektromobilität?
- Was sollte man bei der Planung beachten?
- Wie sieht es beim Laden fremder Fahrzeuge aus?
- Was ist zu beachten, wenn man mehrere Ladesäulen betreibt?
- Welche Fördermittel gibt es dabei?
- Wie weit fährt ein E-Auto mit Strom von der eigenen Solaranlage?
Welche Vorteile bietet die Kombination aus Solaranlage und Ladesäule für E-Auto?
„Fotovoltaikanlage, Stromspeicher und Solarstromtankstelle sind das Dreamteam moderner Gebäude“, erklärt eine Sprecherin vom Bundesverband Solarwirtschaft e. V. (BSW) auf myHOMEBOOK-Anfrage. Die Experten liefern dazu ein Beispiel aus der Praxis: Eine 40 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage mit einer Nennleistung von sieben Kilowatt produziert im Jahr rund 6.650 Kilowattstunden Solarstrom. Damit würde sie rechnerisch den durchschnittlichen Strombedarf einer vierköpfigen Familie decken – und liefert zudem genug Strom für rund 15.000 Kilometer Reichweite im Elektroauto.
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Mit welchen Kosten müssen Betreiber rechnen?
„Fotovoltaikanlagen sind in den letzten Jahren immer günstiger geworden“, meint die Sprecherin. Eine kleine Anlage zur eigenen Solarstromerzeugung gibt es bereits ab einigen tausend Euro. „So kann man auf dem eigenen Dach schon für rund zehn Cent pro Kilowattstunde Solarstrom erzeugen“, führt sie weiter aus. Planung, Installation, Inbetriebnahme, Anmeldung und Wartung der Anlage liegen in der Regel beim Installationsbetrieb in einer Hand.
Wie umweltfreundlich ist Elektromobilität?
Aktuell gibt es in diesem Bereich noch viel zu tun, wie die BSW-Sprecherin erklärt. „Damit die Elektromobilität tatsächlich dem Klimaschutz dient, muss das Ausbautempo der Solarenergie allerdings deutlich erhöht werden.“ Ohne eine Vervielfachung der Solarenergie sei demnach der wachsende Strombedarf infolge des Atom- und Kohleausstiegs sowie der Elektromobilität nicht klimafreundlich zu decken.
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Was sollte man bei der Planung beachten?
Spielen Besitzer einer Solaranlage mit dem Gedanken, ihr E-Auto darüber mit Strom zu versorgen, sollten sie gründlich planen. „Die messtechnische Anbindung der Ladestation innerhalb der Kundenanlage stellt eine Herausforderung dar“, meint die Solarverbandssprecherin. „Dabei geht es einerseits um eichrechtliche Anforderungen an die Messgeräte, andererseits um die klare Abgrenzung von Eigenverbrauch und Lieferung an Dritte.“
Wie sieht es beim Laden fremder Fahrzeuge aus?
„Wenn ein Elektrofahrzeug direkt von der PV-Anlage im Eigenverbrauch eingebunden werden soll, muss darauf geachtet werden, dass nur firmeneigene Fahrzeuge an der Ladestation geladen werden“, erklärt die BSW-Sprecherin. Versorgt die Wallbox auch fremde Fahrzeuge, braucht es ein entsprechend ausgelegtes Messkonzept, um die Lieferung an Dritte klar abzugrenzen. „Ansonsten kann das Privileg der reduzierten EEG-Umlage auf Eigenverbrauch für die gesamte Kundenanlage verloren gehen“, warnt die Expertin.
Was ist zu beachten, wenn man mehrere Ladesäulen betreibt?
Beim Betrieb mehrerer Ladesäulen sorgt ein spezielles Lademanagement dafür, die erlaubte Netzkapazität nicht zu überschreiten. Ferner dürfen keine unerwünschten Leistungsspitzen entstehen. „Das Energiemanagement der Kundenanlage muss mit dem Lademanagement abgestimmt werden, sodass Prioritäten bei der Anforderung an die Bereitschaft verschiedener Fahrzeuge eingehalten werden können“, sagt die Sprecherin. Fachbetriebe sorgen neben der Installation der Bestandteile – also PV, Speicher und Wallbox aus einer Hand – auch gleich für ein entsprechendes Energiemanagement.
Welche Fördermittel gibt es dabei?
Für die PV-Anlage gibt es für den eingespeisten Strom die EEG-Vergütung. Zudem trägt der Eigenverbrauch des kostengünstig erzeugten Stroms zur Wirtschaftlichkeit der Anlage bei. „In einigen Bundesländern gibt es zudem für Heimspeicher gesonderte Förderprogramme“, erklärt die Sprecherin. Über die KfW ist es zudem möglich, sich die Investitionen mit einem kostengünstigen Kredit zu finanzieren. Auch für die Ladesäule an sich gibt es Fördermöglichkeiten. Die Sprecherin nennt dabei etwa den KfW-Zuschuss 440 für Ladestationen an privat genutzten Stellplätzen von Wohngebäuden.
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Wie weit fährt ein E-Auto mit Strom von der eigenen Solaranlage?
Um diese Frage zu beantworten, verweist die Sprecherin auf eine Modellrechnung. Die Nenngröße „Kilowatt-Peak“ bemisst dabei die Leistung einer Fotovoltaikanlage. Demnach erzeugt eine beispielhafte PV-Anlage im Jahr – je nach Lage und Ausrichtung – ungefähr 950 kWh pro Kilowatt-Peak installierter Leistung. Übrigens kann der Kilowatt-Peak in anderen Ländern oft höher liegen, hier handelt es sich um den in Deutschland erreichbaren.
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Angenommen, ein E-Auto verbraucht rund 20 kWh/100 km, reicht die Stromerzeugung von einer Solaranlage mit nur einem Kilowatt-Peak für ungefähr 4750 km Strecke pro Jahr. Dementsprechend kann eine PV-Anlage mit fünf Kilowatt-Peak genug Strom generieren, um im Jahr rund 23.750 km ohne Benzin zu fahren.