
31. August 2023, 10:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Keine Solaranlage ohne Batteriespeicher – so lautet zumindest eine landläufige Meinung. Diese ist per se auch nicht falsch. Allerdings kursieren zu diesem Thema auch einige Irrtümer. Ein Profi erklärt, was es damit auf sich hat.
Bei einer neuen Photovoltaikanlage wird in 70 Prozent der Fälle auch ein Stromspeicher installiert. Damit lässt sich die gewonnene Energie auch nutzen, wenn die Sonne nicht scheint. Die Zusatz-Investition lohnt sich also – ist allerdings auch mit höheren Kosten verbunden. „Wichtig ist, sich die persönlichen Ziele der Photovoltaik-Nutzung in Verbindung mit einem Batteriespeicher bewusst zu machen und sich dann umfassend zu informieren“, rät Stefan Hoffmann, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW. In diesem Kontext nennt er auch einige Irrtümer rund um Stromspeicher und verrät, was dabei richtig ist.
Übersicht
1. Irrtum: Stromspeicher kann man nicht nachrüsten
Diese Aussage ist laut dem Verbraucherschützer falsch. Handelt es sich um eine PV-Anlage mit einem sogenannten Hybridwechselrichter, lässt sich ein Stromspeicher auch zu einem späteren Zeitpunkt integrieren. Aber auch bei einem „normalen“ Wechselrichter sei dies der Fall. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Anlage bereits seit Jahren in Betrieb ist.
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2. Irrtum: Je größer der Speicher, desto besser
Auf die Größe kommt es an? Nicht unbedingt in diesem Fall. Denn aktuell sind Stromspeicher mit einer großen Kapazität in Kilowattstunden (kWh) noch recht kostspielig. Damit das System auch wirtschaftlich bleibt, sollte man es beim Kauf nicht übertreiben, empfiehlt Hoffmann. Er nennt eine Faustformel: 1000 Kilowattstunden des Jahresstrombedarfs rechtfertigen eine Kilowattstunde Speicherkapazität. Als Jahresstrombedarf gilt dabei der zu erwartende Verbrauch von Haushaltsstrom, ohne Wärmestrom und ohne Strom für E-Mobilität.
Aber auch die Größe der Solaranlage kann ein begrenzender Faktor für die richtige Speicherkapazität der Batterie sein. Eine kleine PV-Anlage wird nur selten ausreichend überschüssigen Strom produzieren, um eine zu große Batterie auszulasten.
3. Irrtum: Mit einem Speicher kann man den Strom im Winter nutzen
Auch diese Aussage zählt zu den häufigen Irrtümern rund um Stromspeicher und Photovoltaikanlagen. Die Speicher, die aktuell für private Verbraucher auf dem Markt sind, sind in der Regel sogenannte Tageszeitspeicher – keine Jahreszeitspeicher. Damit lässt sich der tagsüber erzeugte Überschuss an Strom am Abend, in der Nacht und am nächsten Morgen nutzen. Also dann, wenn keine Sonne scheint. Danach beginnt die Produktion von Solarstrom erneut.
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4. Irrtum: Ein Stromspeicher spart Geld
Auch diese Aussage ist nicht allgemein zutreffend. Denn nach wie vor sind die Batteriespeicher sehr kostenintensiv. Geld lässt sich nur sparen, wenn die Summe des Preisvorteils gegenüber der Netzeinspeisung des Stromüberschusses über die geschätzte Lebensdauer hinweg höher als der Anschaffungspreis des Speichers ist. Kurz: Ist die Ersparnis höher als der Preis, lohnt es sich. Bei der recht komplizierten Berechnung spielen allerdings auch Faktoren wie der Strombedarf, die Menge an produziertem Solarstrom, der Strompreis und seine Entwicklung sowie die erwartete Lebensdauer eine Rolle.

Ergänzung zur PV-Anlage Faustformel für die richtige Größe eines Stromspeichers

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5. Irrtum: Mit einem Speicher ist man vom Stromnetz unabhängig
Auch dabei handelt es sich um einen typischen Stromspeicher-Irrtum. PV-Betreiber sind auch mit einem Speicher auf die technische Anbindung ans öffentliche Stromnetz angewiesen. Kommt es zu einem Stromausfall, liefert die PV-Anlage auch keinen Strom. Und auch aus dem Speicher fließt keine Energie. Es sei denn, der Betreiber hat zuvor in ein Notstrom- oder Ersatzstrom-System investiert. Diese Geräte kosten zwischen 500 und 2000 Euro.