
13. Dezember 2024, 17:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass es in wärmegedämmten Häusern schneller schimmelt – da die Wände nicht mehr „atmen“ könnten. Stimmt das wirklich? Ein Profi klärt darüber auf.
Schimmel in der Wohnung kann nicht nur der Bausubstanz, sondern auch der Gesundheit schaden. Dabei hält sich die landläufige Meinung, dass Häuser mit Wärmedämmung schneller zu Schimmelbildung neigen. Die Wände müssten „atmen“, damit ein Luftaustausch stattfinden könne. Was hinter dieser Annahme steckt und welchen Einfluss die Dämmung auf Schimmelbildung hat, erfahren Sie hier.
Schimmel wegen Wärmedämmung? Das sagt ein Experte
Ein häufiger Mythos besagt, dass Wärmedämmung die Entstehung von Schimmel begünstigt, weil Wände angeblich nicht mehr „atmen“ könnten. „Dies ist jedoch ein Irrglaube“, so Zukunft Altbau, ein vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördertes Informationsprogramm. „Lässt eine Wand doch Luft durch, ist sie baufällig“, so Frank Hettler von Zukunft Altbau. Intakte Wände sind laut dem Experten stets luft- und winddicht. Der Austausch erfolgt ausschließlich durch Lüften, undichte Fenster oder Lüftungsanlagen.
Woher stammt der Mythos?
Der Mythos der atmenden Wand hat seinen Ursprung in einem wissenschaftlichen Irrtum aus dem Jahr 1858. Damals schloss der Forscher Max von Pettenkofer fälschlicherweise, dass Ziegelwände luftdurchlässig seien. Die Grundlage für diesen Irrtum war ein Experiment, bei dem Pettenkofer zum Ergebnis kam, Ziegelwände seien atmungsfähig. Dabei irrte er sich laut Zukunft Altbau aber gewaltig.
Pettenkofer dichtete damals in einem Büroraum alle Fugen zwischen den Fenstern und Wänden ab und nahm dann eine Luftwechselmessung vor. Das Resultat: Die Messdaten unterschieden sich nicht wesentlich vom Ergebnis vor der Abdichtung.
Allerdings hatte er dabei den Ofen und seinen Rauchabzug nach außen übersehen, so Zukunft Altbau. Vermutlich war auch die Raumdecke undicht – so konnte Luft entweichen. Einige Jahrzehnte später widerlegte der Physiker Ernst Raisch diese These. Er wies nach, dass der Austausch feuchter Innenluft nicht über die Wände erfolgt. Doch der Mythos, dass Wände atmen, hält sich bis heute.
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Wie sich eine Wärmedämmung tatsächlich auf Schimmel auswirkt
Eine Wärmedämmung spielt tatsächlich eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung von Schimmel. Gedämmte Außenwände haben nämlich eine höhere Oberflächentemperatur, wodurch Feuchtigkeit aus der Raumluft nicht kondensieren kann.
Eine durchgängige Wärmedämmung vermindere laut Hettler das Schimmelrisiko enorm. Denn dadurch steigt die Temperatur an den Innenseiten der Außenwände – was verhindert, dass sich Feuchtigkeit aus der Luft auf ihnen niederschlägt. Das Dämmen sei laut Zukunft Altbau daher eine sehr effektive Strategie gegen Schimmel.

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Was wirklich gegen Schimmel hilft
In Altbauten oder Neubauten, die nicht ausreichend getrocknet sind, kann unzureichendes Lüften Schimmel an der Außenwand begünstigen. Eine fachgerechte Dämmung reduziert dieses Risiko erheblich, indem sie die Wandtemperatur erhöht und Kondensation verhindert.
Die beste und einfachste Strategie gegen Schimmel ist aber ein regelmäßiger Luftaustausch. Laut dem Umweltbundesamt sollten die Fenster mehrmals täglich für fünf bis zehn Minuten weit geöffnet werden. Alternativ kann eine Lüftungsanlage die feuchte Luft effektiv nach außen befördern.
Mit Material der dpa