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Gebäudeform erklärt

Was ist eigentlich ein Nurdachhaus?

Nurdachhaus im Grünen
Ob als Zuhause, Ferienhaus oder Gästeunterkunft – ein Nurdachhaus im Grünen sorgt trotz eigensinniger Raumverhältnisse für einen hohen Wohlfühleffekt Foto: Getty Images/selimaksan
Odett Schumann
Autorin und Interior Designerin

27. Januar 2024, 11:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Im Zuge des Hypes um Tiny Houses sind auch andere außergewöhnliche Gebäudearten aktuell sehr gefragt. Das sogenannte „Nurdachhaus“ ist dabei in jeder Hinsicht eine Besonderheit: Eine einfache Bauweise zu geringen Kosten steht einer beschränkten Nutzbarkeit des Wohnraums gegenüber. myHOMEBOOK-Autorin Odett Schumann stellt das Nurdachhaus mit all seinen Vor- und Nachteilen genauer vor.

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Beim Anblick eines Nurdachauses – auch als „Finnhütte“ bekannt – träumt man sich direkt in lauschige Wälder im hohen Norden. Doch was macht ein Nurdachhaus eigentlich aus? Und was sind seine Vor- und Nachteile?

Was ist eigentlich ein Nurdachhaus?

Der Name verrät im Grunde alles über diese besondere Hausform: Ein Nurdachhaus besteht im Grunde nur aus einem Dach, denn die Traufen beider Dachflächen reichen bis zum Erdboden. Es handelt sich hierbei entsprechend um die klassische Form eines Satteldachs, nur eben in extremer Ausprägung – und ohne reguläre Seitenwände.

Demnach ist auch der Innenraum eines Nurdachhauses von Schrägen geprägt, nur die beiden Giebelwände in Dreieckform sind gerade. In diesen Abschnitten der Fassade sind meist auch großzügige, raumhohe Fensterpartien eingelassen. So gewinnt das Haus an Licht und nach außen hin präsentiert sich meist ein malerischer Anblick. In der Regel gibt es in einem Nurdachhaus nur ein Erdgeschoss, in selteneren Fällen verfügt es über zwei oder mehr Etagen.

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Ursprung und Verbreitung von Finnhütten

Aufgrund seiner simplen Bau- und Konstruktionsweise ist dieser Gebäudetyp keine Erfindung der jüngeren Menschheitsgeschichte, sondern hat sich vor allem zur Zeit des Mittelalters als praktisch erwiesen. Gerade in ländlichen Regionen kam jene Hausform besonders oft vor. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Nurdachhaus dann immer mehr als Ferienunterkunft salonfähig. Insbesondere im skandinavischen Raum sowie Finnland legte es eine rasante Verbreitung z.B. als Haus am Strand hin, wodurch es weitere Bezeichnungen als Finnhütte oder Finnlandhaus erhielt.

Nurdachhaus im verschneiten Waldambiente
Von Skandinavien bis in die Skiregionen: Nurdachhäuser gibt es schon seit einigen Jahrhunderten und sind seit jeher in einigen Gegend vermehrt verbreitet. Foto: Getty Images

Hierzulande sieht man das Nurdachhaus vor allem im Norden und Osten wie etwa an der Mecklenburgischen Seenplatte, im Harz oder Erzgebirge. Aber auch in Bergregionen oder Skigebieten in den Alpen findet man den ungewöhnlichen Gebäudetypus oft. Immerhin rutschen Schneemassen über die besondere Dachform optimal ab. Und auch für heißere Gegenden eignet sich das Nurdachhaus. Während die Wärme nach oben steigt, bleibt das Erdgeschoss angenehm kühl.

Was macht das Nurdachhaus so besonders?

Das wohl prägnanteste Merkmal eines Nurdachhauses ist dessen A-Form. Zwei großzügige Dachschrägen, verglaste Giebelseiten und ein offener Grundriss verleihen dem Innenraum einen ungemein gemütlichen Charakter. Gerade auch weil das Nurdachhaus vorrangig in einfacher Holzbauweise aus überwiegend natürlichen Baumaterialien gefertigt wird, kommt hier gemütliches Hüttengefühl auf.

Auch wenn sich der Wohnraum in Richtung Dachfirst allmählich verjüngt und entsprechend beengt erscheint, werden die hohe Decke und zusätzliches Gebälk häufig als charmant wahrgenommen. Das Erdgeschoss mit Küche, Ess- und Wohnbereich ist meist enorm geräumig und kann trotz schräger Wände mittels Möbeln nach Maß passgenau eingerichtet werden. Im spitzen Winkel des Obergeschosses findet sich häufig das Schlafzimmer.

Nurdachhaus bei Nacht
Nurdachhaus bei Nacht: Umgeben von nichts außer Natur, großzügige Fensterpartien und ein gemütliches Ambiente machen ein solches Zuhause zum absoluten Wohlfühlort Foto: Getty Images

Weil die Dachflächen größtenteils über keinerlei zusätzliche Fenster verfügen, fällt der Lichteinfall über die Giebelseite mitunter gering aus. Ein eher dunkler Innenraum kann einige Menschen stören, anderen wiederum empfinden dies als ausgesprochen romantisch. Dennoch verstehen es die bodentiefen Fenster, das Interieur galant mit der umliegenden Natur zu verbinden.

In der Regel misst das Satteldach des dreieckigen Gebäudetypus einen 60-Grad-Winkel und kann in jedem beliebigen Maß errichtet werden. Gerade im größeren Format besticht das Nurdachhaus teils auch mit einem modernen Loft-Ambiente.

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Die Vorteile eines Nurdachhauses

Das Nurdachhaus ist in seinem Stil geprägt von einem besonderen Flair. Auch sonst erweist es sich als eine lohnenswerte Bauweise:

  • Schräge Dachflächen sorgen für behagliche Atmosphäre
  • Individuelles Interior Design möglich
  • Bodentiefe Fenster an den Giebelseiten präsentieren Panoramablick in die Natur
  • Einfache Konstruktionsweise generiert geringen Planungsaufwand
  • Stabile Bauweise
  • Schneller Aufbau
  • Geringe Baukosten
  • Holzbauweise bringt gesundes Raumklima
  • Holz verfügt über optimale Dämmwerte: Es braucht kaum zusätzliche Dämmstoffe, auch im Winter bleibt die Wärme im Innenraum bestehen
  • Geringer Energieverbrauch, geringe Heizkosten
  • Auf großzügigen Dachflächen ist reichlich Platz für Solarpaneele
  • Großer Dachüberstand ermöglicht eine niederschlagsgeschützte Terrasse
  • Schnee- und Regenmassen können über die steil geneigten Dachflächen optimal ablaufen
  • Aufgrund natürlicher Machart und traditionellem Charme ideal für Outdoor-Enthusiasten
  • Eignet sich optimal für Singlehaushalt oder als Ferienunterkunft für Gäste
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Die Nachteile eines Nurdachhauses

Zweifelsohne ist das Nurdachhaus eine äußerst spezielle Gebäudeform, die neben ihren vielen Vorteilen auch einige Nachteile mit sich bringt:

  • Beengter Wohnraum, insbesondere im oberen Geschoss direkt unter dem Giebel (Kopfstoßgefahr)
  • Schräge Dachflächen machen die Innenraumgestaltung in Bezug auf das Aufstellen herkömmlicher Möbel und dem Hängen von Bildern kompliziert. Selbst mit sehr niedrigen Möbelstücken wird wertvoller Wohnraum verschenkt. Es braucht teure, individuelle Schreinerlösungen
  • Flache Möbelstücke sind häufig schlecht erreichbar
  • Wohnraum mit ausreichender Standhöhe ist nur sehr eingeschränkt verfügbar
  • Baukonstruktion steht oft im Widerspruch mit der Bebauungsverordnung und wird entsprechend nicht immer genehmigt (siehe Traufhöhe)
  • Ohne Dachfenster kann es sehr dunkel im Innenraum sein
  • Ein großzügiges Satteldach bietet viel Angriffsfläche für Sonnenlicht, weswegen sich der Innenraum im Sommer enorm aufheizen kann
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