28. Oktober 2021, 10:51 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die alten Fliesen im Badezimmer entsprechen nicht mehr dem aktuellen Geschmack? Kein Problem – Fliesen lassen sich nämlich streichen. Allerdings gibt es dabei einige Unterschiede im Vergleich zum Streichen einer Wand mit Dispersionsfarbe. Worauf sollte man achten?
Welche Farbe eignet sich für Fliesen? Wie muss man die Fliesen vorbereiten? Und was tun mit den Fugen? Möchte man die Fliesen in Bad oder Küche in einer neuen Farbe streichen, kommen schnell einige Fragen auf. Zudem sollte man für das Projekt ausreichend Zeit einplanen – vor allem für die Trocknungsdauer der Farbe. Schneller und vor allem auch kostengünstiger, als das komplette Badezimmer neu zu fliesen, ist es allemal. Wichtig für Mieter: Vorher unbedingt mit dem Vermieter sprechen und sich bestenfalls eine schriftliche Erlaubnis geben lassen. Zudem sollte man während des Streichens und danach auch gut lüften – Fliesenfarbe hat oft eine hohe Geruchsentwicklung.
Übersicht
Fliesen streichen – die richtige Vorbereitung
Beim Fliesen streichen kommt es vor allem auf die richtige Vorbereitung an. Beim unsauberen Arbeiten werden Fehler schnell sichtbar, und können nicht so leicht korrigiert werden wie beim Streichen von Wänden. Folgende Punkte sollte man vorab berücksichtigen:
- Der richtige Lack: Fliesenlack ist hier das Mittel der Wahl. Dabei gibt es im Baumarkt-Regal eine breite Auswahl an Produkten in verschiedenen Farben, glänzend oder matt. Hochwertige Lacke vereinen Grundierung und Deckanstrich in einem Gebinde, teils sogar noch mit einer Versiegelung. Andere bestehen wiederum aus mehreren Komponenten. Eine Dose Lack kostet rund 30 Euro. Wichtig: Unbedingt die Angaben auf dem Gebinde beachten!
- Fugen überstreichen: In vielen Fällen – außer bei Silikonfugen – kann man sie mit einem geeigneten Fliesenlack überstreichen, allerdings ist dies oft nicht gewünscht (außer etwa bei weißen Fliesen). Eine Alternative sind sogenannte Fugenbänder aus dem Baumarkt, um die Fugen abzudecken. Danach zieht man die Bänder wieder ab.
- Fugen auskratzen: Weitere Möglichkeiten sind etwas komplizierter. Silikonfugen kann man nicht ohne Weiteres überstreichen, diese muss man zunächst mit einem Fugenmesser auskratzen und anschließend die Fliesen neu verfugen. Das ist viel Arbeit, liefert am Ende aber das beste Ergebnis. Wie man Fugen neu zieht, sehen Sie in dieser Anleitung.
- Kaputte Fliesen austauschen: Sind die Fliesen bereits in die Jahre gekommen, haben Risse oder wackeln, sollte man die entsprechenden Fliesen austauschen. Wie man dabei vorgeht, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
- Abkleben: Bevor es ans Streichen geht, sollte man wie bei normaler Wandfarbe alle Stellen abkleben, an die kein Lack kommen soll. Dafür eignet sich übliches Malerkrepp, Vlies oder Folie.
- Fliesen anschleifen: Je nach Fliesenlack kann es sein, dass man die Fliesen zunächst anschleifen muss, damit die Farbe besser hält und nicht abplatzt. Dafür verwendet man am besten eine kleine Schleifmaschine mit feiner Körnung (220 oder mehr).
- Fliesen reinigen: Damit der Anstrich haften kann, muss die Oberfläche frei von Fett und Schmutz sein. Am besten vorher gründlich reinigen.
Welches Equipment braucht man?
Hat man den passenden Fliesenlack gefunden, fehlt noch das entsprechende Material, um die Fliesen zu streichen. Dazu gehört:
- Schwamm und Reinigungsmittel (evtl. speziellen fettlösenden Anlauger)
- Tuch, um Fliesen von Staub zu befreien
- Malerkrepp zum Abkleben
- Fugenmesser, wenn man Silikonfugen entfernt
- Handschuhe
- Lackier-Set (bestehend aus Rolle, Pinsel, Wanne und Abstreifgitter)
- Schleifpapier (fein) und Schleifmaschine
Hinweis: Bei manchen Fliesenlacken ist zudem eine Grundierung nötig, damit er besser hält. Das sollte man bei der Planung berücksichtigen – oder gleich zu einem Produkt greifen, das auch ohne den Anstrich auskommt. Genauso verhält es sich mit der Versiegelung.
Fliesen streichen – Schritt für Schritt
Das eigentliche Streichen ist nur ein Teil der Arbeit und kommt an die Reihe, wenn die Vorbereitung abgeschlossen ist. Die Fliesen sollten nun fett- und schmutzfrei sein, außerdem sollte man die Ränder abgeklebt haben. So geht man beim Lackieren vor:
- Fliesenlack gründlich durchrühren: Vor allem bei Gebinden, die mehrere Komponenten wie Grundierung oder Versiegelung vereinen, sollte man den Lack gut durchmischen.
- Nass in nass streichen: So lassen sich sichtbare Farbansätze vermeiden und es entsteht ein harmonisches Gesamtbild. Am besten arbeitet man sich Fläche um Fläche voran. Mit der Lackierwalze lässt sich der Lack gleichmäßig auftragen. Streicht man die Fugen mit, eignet sich hier der Lackierpinsel. Das Malerkrepp sollte man zudem schon abziehen, solange der Lack noch feucht ist. Sonst kann es passieren, dass sich der Lack gleich wieder ablöst.
- Weitere Schicht(en) auftragen: Oft reicht eine einzige Schicht nicht aus. Zwei Schichten sorgen bereits für ein sauberes Ergebnis, aber auch mehr sind möglich. Davor sollte man die erste Schicht jedoch gründlich trocknen lassen, was einige Stunden dauern kann, am besten lässt man sie über Nacht trocknen. Auch hier sollte man die Angaben auf der Dose genau befolgen.
- Trocknen lassen: Erst nach einigen Tagen erreicht der Lack – je nach Verarbeitung – seine endgültige Festigkeit. In diesem Zeitraum sollte man vermeiden, dass er mit Wasser in Kontakt kommt. Unbedingt gut durchlüften!
- Versiegelung auftragen: Um die Lackschicht zu schützen, kann man sie noch versiegeln. Dabei sollte man auf ein Produkt des gleichen Herstellers zurückgreifen und „im System bleiben“, denn diese Produkte sind miteinander kompatibel. Bei manchen Lacken ist eine Versiegelung gleich enthalten.
- Neu verfugen: Hat man vorher die alten Silikonfugen ausgekratzt, kann man diese zuletzt neu ziehen. Das sollte man allerdings erst tun, wenn die Lackschichten komplett abgebunden sind.
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Welche Nachteile hat das Streichen von Fliesen?
Zunächst sollte man sich bewusst sein, dass das Streichen der Fliesen in Küche oder Bad nicht an einem Nachmittag – und wahrscheinlich auch nicht an einem Wochenende erledigt ist. Folgende Nachteile sollte man bedenken:
- Im Mietverhältnis muss der Vermieter unbedingt eingebunden werden, schließlich handelt es sich um sein Eigentum und den Lack kann man nicht wieder entfernen.
- Dabei handelt es sich auch gleich um einen weiteren Nachteil: Man sollte sich bei der Farbwahl sicher sein, denn das Ergebnis lässt sich nicht mehr rückgängig machen.
- Zudem wird man bei genauer Betrachtung feststellen, dass die Fliesen gestrichen sind. Die Oberfläche ist nicht mehr so glatt wie bei unbehandelten Fliesen.
- Oft werden die Fugen auch mit gestrichen, wenn man diese nicht aussparen oder auskratzen möchte. Das kann zu einem eigenwilligen Ergebnis führen.
Tipp: Alte Fliesen muss man nicht gleich komplett überstreichen. Man kann sie auch mit anderen und einfacheren Mitteln verschönern.
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Was ist beim Streichen von Bodenfliesen zu beachten?
Möchte man die Fliesen auf dem Boden streichen, sollte man berücksichtigen, dass dieser einer besonderen Belastung ausgesetzt. Aus diesem Grund sollte man einen Lack auf Epoxidharz-Basis auswählen, da sich dieser durch eine hohe Trittfestigkeit auszeichnet. Zudem sollte man den Boden unbedingt mit einer Schutzschicht versiegeln. Ansonsten ist die Vorgehensweise identisch wie beim Streichen von Wandfliesen.