
6. Juni 2024, 14:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In vielen Gebäuden in Deutschland sind nach wie vor Rohre aus Blei verbaut. Das gesundheitsschädliche Metall ist für diese Verwendung schon seit langer Zeit verboten. Bald soll endgültig Schluss damit sein.
Bei Blei handelt es sich um ein äußerst bedenkliches Material. Eine Bleivergiftung kann tödlich enden, zudem können gewisse Bleiverbindungen krebserregend sein, wie das Bundesamt für Gesundheit informiert. Kaum vorzustellen, dass es sich dabei früher um das vorwiegende Material für Wasserleitungen handelte, das Trinkwasser in die Haushalte leitete. Spätestens bis zum Jahr 2026 müssen die letzten Bleirohre bis auf wenige Ausnahmen aus den Wänden. Leichter gesagt als getan, denn in vielen Fällen liegen sie im Fußboden, unter Decken oder hinter dem Fliesenspiegel.
Bis wann Bleirohre aus den Wänden verschwinden sollen
Experten gehen davon aus, dass es in rund 38.000 Gebäuden in Deutschland nach wie vor bleihaltige Wasserleitungen gibt. Laut der Trinkwasserverordnung, die am 24.06.2023 in Kraft getreten ist, sind bleihaltige Leitungen allerdings verboten. Demnach sollen bis zum 12.01.2026 sämtliche Bleileitungen und Teilstücke aus dem gesundheitsschädigenden Material aus den Wänden ausgetauscht werden.
An wen sich Eigentümer wenden können
In manchen Fällen ist den betroffenen Eigentümern mitunter gar nicht bewusst, dass zumindest Teilabschnitte der Leitungen aus Blei bestehen. Die Rohre verstecken sich in den Wänden, das Freilegen kann sich als äußerst kompliziert herausstellen – vor allem bei altbautypischer Bausubstanz.
Beim Austausch rät das Umweltbundesamt, darauf zu achten, dass sämtliche Rohrabschnitte aus Blei entfernt werden. Im Zweifel kann man sich an das Gesundheitsamt wenden, aber auch Fachbetriebe für Heizung- und Sanitärtechnik können helfen. Ansonsten empfiehlt das Umweltbundesamt, sich an Verbraucherzentralen, Mietervereine oder Eigentümerverbände zu wenden.
Wie erkennt man bleihaltige Leitungen?
Werden die bleihaltigen Leitungen nicht erneuert, kann das Material zu Gesundheitsschäden führen. Deswegen ist es ratsam, die Rohre so schnell wie möglich erneuern zu lassen. Doch wie findet man überhaupt heraus, aus welchem Material die Leitungen in der Wand bestehen?
Laut dem Umweltbundesamt könne man sichtbare Leitungen kontrollieren, etwa im Keller beim Wasserzähler. Bei Blei handelt es sich im Gegensatz zu Leitungen aus Kupfer oder Stahl um ein weiches Material, das man sogar mit einem Messer einritzen kann. Mieter sollten bei ihrem Vermieter oder ihrer Hausverwaltung nachfragen, woraus die Leitungen bestehen oder zumindest wann sie installiert wurden.
Die BHW Bausparkasse rät dazu, eine Trinkwasseruntersuchung durchführen zu lassen. „Geeignete Labore kann man beim örtlichen Gesundheitsamt oder dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW erfragen“, rät Krzysztof Pompa von der BHW. Für die Untersuchung sollte das Wasser mindestens vier Stunden vor der Probenentnahme in der Leitung stehen.
So viel kostet der Austausch von Bleirohren
Je nach Größe des Hauses, aber auch Länge und Machart der Leitungen und weiterer Faktoren können die Kosten höchst unterschiedlich ausfallen. „Wenn Rohre im ganzen Haus veraltetet oder auch Teilstücke schwer zugänglich sind, empfiehlt sich eine vollständige Neuinstallation“, sagt der BHW-Experte. Dabei bewegen sich die Kosten zwischen 40 und 70 Euro pro Quadratmeter. Bei 120 Quadratmetern Wohnfläche sollte man also mit mindestens 4800 Euro rechnen.
Kosten könnte man einsparen, wenn man etwa die Wände selbst wieder verschließt, wenn die Fachleute mit dem Austausch fertig sind. Allerdings ist dafür auch etwas handwerkliches Geschick nötig.

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Warum wurden überhaupt Bleirohre verbaut?
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde Blei als Material für Wasserrohre verwendet. Aufgrund seiner Eigenschaften galt es als robust und langlebig. Auch die Anschlussleitungen der Gebäude an die Verteilungsleitung unter der Straße bestanden zu einem Großteil aus Blei. In einigen Regionen Süddeutschlands wurden Bleirohre in der Wand bereits 1878 verboten. Generell wird Blei seit 1973 nicht mehr als Material für Wasserleitungen genutzt. Häuser, die danach errichtet wurden, sollten also in der Regel keine Bleirohre in der Wand verbaut haben.

Gefahr von Blei lange Zeit unterschätzt
„Die Konsequenzen für die Gesundheit waren lange Zeit unbekannt – auch die Tatsache, dass sich Blei langfristig im Trinkwasser anlagert. Kleinkinder sind übrigens besonders gefährdet. Heute liegt der Grenzwert für Blei im Wasser bei 0,005 Milligramm pro Liter und unterliegt strengen Kontrollen.“