17. April 2023, 12:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kondenswasser bildet sich nicht nur auf der Fensterscheibe, sondern kann auch zwischen den Scheiben entstehen. Das ist nicht nur ein unschöner Anblick, sondern kann auch auf Baumängel hinweisen. Deshalb sollte man der Sache auf den Grund gehen. myHOMEBOOK hat bei einem Profi nachgefragt.
Viele Fenster bestehen heutzutage aus mehreren Fensterscheiben. Bildet sich zwischen den Glasscheiben Kondenswasser, ist dies ein Indiz für undichte Fenster. Die isolierende Wirkung ist dann – egal ob bei Zweifach- oder Dreifachverglasung – nicht mehr ausreichend gegeben. Vor allem im Altbau kann dieses Phänomen auftreten, da ältere Fenster nicht so gut abgedichtet oder isoliert sind wie Fenster nach aktuellen Standards.
Wie gelangt Kondenswasser zwischen die Fensterscheiben?
„Bei beschlagenen Fenstern unterscheidet man grundsätzlich zwischen Isolierglas, das von der Raumseite beschlägt oder zwischen den Scheiben“, erklärt der Handwerksmeister Ulrich Opitz im Gespräch mit myHOMEBOOK. Eine winzige undichte Stelle bei der Verklebung der Scheiben kann ausreichen, damit feuchte Luft einen Weg in das Fenster findet und zu Kondenswasser wird. „Vor allem bei alten Fenstern, die luftgefüllt sind, kann das vorkommen“, weiß Opitz, der auch Sachverständiger für Bauschäden und Trainer bei der DIY Academy ist. „Der Randverbund wird durch UV-Strahlung zersetzt oder verändert“, sagt der Experte. „Natürlich geht dabei auch die Wärmedämmung kaputt.“
Gelangt erstmal Feuchtigkeit zwischen die Scheiben, ist es auch eigentlich schon zu spät. Das Wasser kann von alleine nur schwer wieder entweichen. Wenn nun Temperaturunterschiede auftreten, entsteht Kondenswasser zwischen den Scheiben. Anders als bei Feuchtigkeit auf der Innen- oder Außenseite hilft bei den störenden Tröpfchen kein Abwischen mit dem Lappen.
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Was sagt Kondenswasser zwischen den Scheiben über das Fenster aus?
Neue Fenster mit Doppel- oder Dreifachverglasung besitzen eigentlich eine ausgezeichnete Isolierwirkung. Vor allem im Vergleich zu alten Holzfenstern mit dünnen Scheiben, wie man sie aus dem Altbau kennt. Auch bei alten Fenstern – aus Holz oder Kunststoff – gibt es Modelle mit mehreren Scheiben. Sind diese Fenster undicht, sind sie besonders anfällig für Feuchtigkeit. Sie entsprechen oft nicht mehr den aktuellen Energiestandards und isolieren nur mit mäßiger Wirkung. Der störende Anblick von Kondenswasser im Fenster ist dann eher das kleinere Problem.
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Was tun bei Kondenswasser im Fenster?
Da durch die mangelhafte Isolierwirkung auch Mehrkosten beim Heizen entstehen, ist es ein guter Rat, die undichten Fenster gegen neue Modelle zu tauschen. Das übernimmt am besten ein professioneller Fensterbauer. Je nach Stundensatz, Arbeitsdauer und Anzahl sollten Sie dabei mit einigen Hundert Euro pro Fenster rechnen. In manchen Fällen kann es aber auch schon ausreichen, nur die Verglasung auszutauschen, wenn etwa der Rahmen noch in gutem Zustand ist.
Eine Spezialbehandlung wäre auch das fachmännische Anbohren der Scheibe, damit die feuchte Luft abgesaugt werden kann. Danach wird das Loch wieder verschlossen. Das aufwendige Prozedere kann jedoch ähnlich teuer werden wie der komplette Austausch. „Viele Hersteller geben eine Garantie auf freie Durchsicht“, weiß Opitz. Das bedeute jedoch nicht automatisch, dass die Garantie auch bei blinden Stellen oder Beschlag im Randbereich greift.
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Wer kommt für die Kosten auf?
„Der Eigentümer ist verantwortlich“, antwortet Opitz auf die Frage, wer bei einem undichten Fenster die Kosten trägt. Mieter sollten sich dabei an ihren Vermieter wenden, wenn das Problem in der Mietwohnung auftritt. Eigentümer können dabei auch Förderprogramme nutzen: Die KfW erstattet mit einem Investitionszuschuss bei energetischen Einzelmaßnahmen zehn Prozent der förderfähigen Kosten bis zu 5000 Euro pro Wohneinheit. Aber auch regionale Förderprogramme können – je nach Bundesland – Teile der Kosten übernehmen.
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4 Tipps gegen Kondenswasser
Damit es erst garnicht zu Kondenswasser im Fenster kommt, sollten Sie Feuchtigkeit in der Wohnung vermeiden. Dabei ist Luftaustausch wichtig. Mit diesen Tipps vermeiden Sie Kondenswasser- und auch Schimmelbildung:
- Gut lüften: Öffnen Sie mindestens dreimal pro Tag für rund fünf Minuten die Fenster und lassen frische Luft in die Wohnung. Achten Sie darauf, dass ein Durchzug entsteht.
- Lüften bei Kondenswasserbildung: Bemerken Sie Feuchtigkeit an den Scheiben, sollten Sie durchlüften. Vor allem nach dem Duschen oder Baden ist dies nötig.
- Heizung aus: Während Sie lüften, sollte die Heizung nicht laufen.
- Türen schließen: Sorgen Sie für geschlossene Türen zu kühleren Räumen, zum Beispiel zum Schlafzimmer.
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Verschiedene Arten von Fenstern
Fenster ist nicht gleich Fenster. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten:
- Isolierglas: Diese Fensterscheiben, auch Mehrscheiben-Isolierglas genannt, bestehen aus mindestens zwei fest verbundenen Scheiben. Der Randverbund war früher aus Metall, heute ist er auch aus Kunststoff. Experten wie Opitz bezeichnen ihn als „Warme Kante“. Isolierglasfenster mit Luftfüllung gibt es in Deutschland seit 1978. Der Abstand der Scheiben bemisst sich auf 12 Millimeter. Ist er breiter, entstünde laut Opitz eine Thermik innerhalb des Fensters. Da der Randverbund aus Metall schnell undicht werden kann, entsteht bei diesen Modellen schnell Kondenswasser zwischen den Scheiben.
- Wärmedämmglas: Seit 1995 werden Fenster mit Wärmedämmglas verbaut. Thermisch isolierende Edelgase wie Argon, selten auch Krypton oder Xenon befinden sich dabei zwischen den Scheiben. „Sind die Edelgase raus, ist der Effekt dahin“, erklärt Opitz. Dreifachverglasung ist hier die Regel, zudem ein wärmetechnisch verbesserter Randverbund, da am Rand die meiste Wärme entweicht.
- Funktionsglas: Hierbei handelt es sich um beschichtete Glasscheiben. Die aufgedampfte Schicht schützt beispielsweise vor Wärme- oder UV-Strahlen. Zudem gibt es spezielle Scheiben für Brand-, Schall-, oder Einbruchsschutz.