26. Oktober 2022, 17:12 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Granit, Sandstein oder Marmor – diese Gesteinsarten sind in der Inneneinrichtung und Architektur allseits bekannt. Doch jetzt erfreut sich ein weiterer Naturstein großer Beliebtheit: Travertin. Dieses Gestein hat eine Jahrtausende alte Geschichte und prägt seither die Architektur.
Wer sich mediterranes Flair nach Hause holen möchte, der sollte keinesfalls Travertin außer Acht lassen. Der Naturstein ist im Mittelmeerraum weit verbreitet und somit der Inbegriff für den mediterranen Stil. Die helle Farbgebung, die besondere Haptik und das charakteristische Muster machen die poröse Kalksteinart so besonders. Gerade in der Architektur wird Travertin geschätzt und schon seit Jahrtausenden eingesetzt. Woher der Naturstein kommt, was ihn so besonders macht und wie man ihn einsetzen kann.
Übersicht
Was ist Travertin?
Travertin ist eine poröse Kalksteinart, die mit kleinen Hohlräumen gesäumt ist. Das Farbspektrum des Naturprodukts reicht von Sand-, Beige, Creme- bis hin zu Gelbtönen. Travertin besteht fast ausschließlich aus Calciumcarbonat und wird deshalb sowie aufgrund seines natürlichen Vorkommens in heißen Süßwasserquellen auch als Kalkgestein bezeichnet.
Ursprünglich trug das Gestein den Namen „Travertin Lapis Tiburtinus“ – übersetzt heißt das so viel wie „Stein von Tibur“. Tibur ist die frühere Bezeichnung der Stadt Tivoli in der italienischen Provinz Latium – die Gegend, in der Travertin unter anderem natürlicherweise vorkommt und abgebaut wird. Die dortigen heißen Süßwasserquellen bieten den idealen Nährboden für die Gesteinsart.
Trotz der Hohlräume und der Porosität gilt Travertin als resistent und frostsicher – und wird daher unter anderem auch gerne für Terrassensteine verwendet. Die offenen Poren sowie die gute Verdunstungsoberfläche eignen sich zudem ideal für Thermaleinrichtungen. Wie bei jedem Naturstein kann es über die Jahre im Außenbereich zu optischen Veränderungen kommen.
Seinen Namen verdankt Travertin zwar einer Stadt in Italien – das Gestein ist aber weltweit verbreitet. Bekannte Vorkommen sind etwa in Thüringen und Baden-Württemberg, in Frankreich, Kroatien, Bulgarien, Tschechien oder auch in der Türkei. Auch in den USA kommt die Gesteinsart vor – etwa im Yellowstone-Nationalpark.
Die Geschichte von Travertin
Travertin wird schon seit Jahrtausenden als Baumaterial verwendet. Schon die Römer haben den Kalkstein für Tempel, Amphitheater oder Badehäuser verwendet. So auch für das monumentale Kolosseum in Rom. Es wurde zwischen 72 und 80 n. Chr. errichtet und besteht größtenteils aus Travertinblöcken, die aus Steinbrüchen bei Tivoli gewonnen wurden. Insgesamt wurden im Kolosseum etwa 100.000 Kubikmeter Travertin verbaut. Auch die acht Säulen am Eingang des Petersdoms sowie der Trevi-Brunnen in Rom bestehen aus dem Kalkstein.
In den 1920er- und 1930er-Jahren erfährt Travertin dann erneut große Beliebtheit. Architekten wie Mies van der Rohe wagten sich an den Naturstein, wie etwa bei dem von ihm entworfenen Barcelona-Pavillon zur Weltausstellung 1929.
In Deutschland ist etwa die Sächsische Landesbibliothek aus Travertin, genauso wie die Marktkirche St. Bonifacius in Bad Langensalza in Thüringen oder auch die Fassade des Auswärtigen Amts in Berlin.
Travertin heute
Und auch heute liegt Travertin wieder voll im Trend. Insbesondere in modernen Bädern wird der Kalkstein verwendet – aber auch in Küchen sowie als Terrassenboden oder Wandvertäfelung. Auch im Innenbereich kommt der Naturstein etwa als Bodenbelag zum Einsatz.
Und auch Designermarken haben das Material für sich wiederentdeckt – und nutzen es als Kulisse für ihre Mode. So unter anderem Louis Vuitton. Das Label will seine Cruise-Collection 2023 im Salk Institute in Kalifornien in den USA präsentieren. Der ikonische Bau aus den 1960ern von Architekt Louis Kahn ist inzwischen eine Forschungseinrichtung für Biowissenschaftler. Das futurisch wirkende Gebäude wird von Travertin dominiert.
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Die Vor- und Nachteile von Travertin
Travertin hat eine lange Geschichte – und wurde wie bereits erwähnt schon von den alten Römern verwendet und geschätzt. Doch neben vielen Vorteilen gibt es auch ein paar Nachteile. Ein Überblick:
Vorteile
- Travertin eignet sich aufgrund seiner Großporigkeit ideal für den Sanitärbereich. Aufgenommenes Wasser verdunstet schnell wieder und das Gestein trocknet rasch.
- Aufgrund seiner natürlichen Struktur und der natürlichen Farbgebung harmoniert Travertin ideal mit anderen natürlichen Materialien wie Holz oder Glas.
- Da Travertin eine poröse Struktur hat, ist der Naturstein besonders leicht. Ein großer Vorteil sowohl beim Transport als auch beim Verlegen.
- Die offenporige Struktur ist nicht nur praktisch, damit Wasser schnell verdunstet – es macht das Gestein auch rutschfest. Deshalb eignet es etwa auch gut als Terrassenboden oder direkt am Pool.
- Zwar handelt es sich bei Travertin um ein Weichgestein, dennoch ist es stabil und langlebig. Bei der richtigen Pflege bleibt es über viele Jahre erhalten und frostsicher.
- Travertin wird häufig auch mit Marmor verwechselt, da sich die beiden Gesteinsarten je nach Farbgebung sehr ähneln können. Anders als Travertin ist Marmor aber nicht porös und hat auch keine Löcher. Trotzdem hat Travertin einen entscheidenden Vorteil: Im Handel ist das Gestein deutlich günstiger als Marmor.
Nachteile
- Wie auch andere Kalksteine ist Travertin nur wenig schmutzabweisend. Das Gestein eignet sich zwar für den Außenbereich, wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit sich optisch verändern.
- Die leichte Anfälligkeit für Schmutz sorgt auch dafür, dass der Kalkstein gut und intensiv gepflegt werden muss, um die ursprüngliche Optik so lange wie möglich zu erhalten.
- Bei Travertin handelt es sich um ein Weichgestein, das stabil ist, allerdings bei etwas Druck nachgibt, etwa mit einem Messer. Deswegen eignet sich der Naturstein auch nicht so gut für eine Küchenarbeitsplatte.
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Wo man Travertin überall einsetzen kann
Travertin lässt sich vielfältig in der Architektur und im Innenbereich einsetzen. Das Gestein ist nahezu für jeden Raum geeignet. Besonders gut macht sich das Material, wenn man dem eigenen Zuhause einen mediterranen Touch verleihen will. So vielfältig ist der Kalkstein einsetzbar:
- Im Bad, sowohl auf dem Boden als auch an der Wand. Inzwischen gibt aber sogar auch Badewannen aus Travertin.
- Auch in der Küche kommt das Material gut zur Geltung – ebenfalls auf dem Boden oder als Spritzschutz. Hierbei ist eine Versiegelung wichtig, um das Gestein zu schützen.
- Besonders gut eignet sich der Kalkstein auch in Verbindung mit einer Fußbodenheizung – der Boden speichert in der Kombination die Wärme noch besser als Holz und gibt die Wärme auch nur langsam wieder ab.
- Nicht nur als normaler Bodenbelag, sondern auch als Treppenstufen macht sich das Material gut.
- Und zu guter Letzt ist Travertin auch ideal für den Außenbereich einsetzbar – als Terrassenboden, Gehwegplatten, zur Mauergestaltung oder als Umrandung am Pool.