7. September 2021, 21:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die „Smartifizierung“ der Wohnung macht auch vor dem Badezimmer nicht halt – und auch nicht vor der eigenen Toilette. Manche kennen vielleicht die intelligenten WCs aus Japan, die mit allerhand technischen Zusätzen aufwarten. Auch hierzulande werden Smart-WCs immer beliebter.
Smarte Heizung, smarte Beleuchtung, smarte Türklingel – und jetzt auch noch smarte Toiletten? Tatsächlich ist der Trend nicht allzu neu, Urlauber in Japan kamen womöglich schon mit den hoch-technisierten Toiletten aus Fernost in Kontakt. Oftmals als unnötige Spielerei abgetan und belächelt, bieten diese WCs durchaus einige praktische Vorteile im alltäglichen Gebrauch. myHOMEBOOK hat sich beim „Zentralverband Sanitär Heizung Klima“ (ZVHSK) nach dem Stand der Technik erkundigt.
Warum gibt es überhaupt smarte Toiletten?
Ein kurzer Exkurs vorab: „Bäder dienen der Hygiene“, erklärt Matthias Thiel vom ZVHSK auf myHOMEBOOK-Anfrage. „Menschen reinigen sich darin, sie waschen sich vom Gesicht bis hin zu den intimsten Stellen des Körpers.“ Dabei soll natürlich auch das Bad sauber und hygienisch sein. Allerdings ist das Empfinden und Bedürfnis von Hygiene recht subjektiv und unterscheidet sich durch individuelle Einstellungen zu Schmutz, Ausscheidungen oder Reinigung. Zudem kann sich die Einstellung dazu auch mit der Zeit verändern – etwa bei Erkrankungen, wenn Kinder im Haushalt leben oder in Pflegesituationen. Und natürlich spielt auch die Anzahl an Personen, die ein Bad nutzen, eine maßgebliche Rolle.
Aber was haben nun smarte Toiletten damit zu tun? Ganz einfach – laut Thiel geht es um die Befriedigung der beschriebenen und persönlichen hygienischen Bedürfnisse. Er nennt ein Beispiel: „Eine große Nachfrage erleben Toiletten ohne Spülrand, in dem sich Schmutz ansammeln kann.“ Diese Toiletten führen heute laut Thiel alle großen Sanitäranbieter im Sortiment. Richtig „smart“ sind diese allerdings noch nicht – hier geht es eher um eine andere Bauweise.
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Was können smarte Toiletten leisten?
Thiel nennt Beispiele für Funktionen, die richtig smarte Toiletten auszeichnen. Diese können unter anderem „schlechte Gerüche absaugen und danach auf Knopfdruck den Schambereich mit Wasser reinigen und mit warmer Luft trocknen“. Und was in der Lebensmittelverarbeitung Pflicht ist, fördert auch in privaten Badezimmern die Hygiene – etwa sensorgesteuerte Seifenspender, Wasserhähne und Händetrockner. „Einen weiteren Puzzlestein stellt eine berührungslose Lichtsteuerung dar“, ergänzt Thiel. Ferner gibt es auch Schaltersysteme, die antibakteriell oder antimikrobiell ausgerüstet sind.
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Was ist das besondere an Washlets oder Dusch-WCs?
Neben Toiletten ohne Spülrand gibt es auch sogenannte Washlets oder Dusch-WCs in unterschiedlichen Ausführungen. Dabei handelt es sich um smarte Toiletten mit eingebauter Bidet-Funktion. Thiel unterscheidet dabei folgende Merkmale:
- als Vollkeramik oder zum Nachrüsten
- mit oder ohne Trockenfunktion
- mit oder ohne Geruchsabsaugung
„Allen gemein ist, dass sie eine zusätzliche Wasserzufuhr und Strom benötigen“, erklärt der Sanitär-Profi. Übrigens: Ein Hand-Bidet für die Toilette kann man auch ganz leicht selbst nachrüsten – dafür braucht man auch keinen Stromanschluss.
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Worauf sollte man bei smarten WCs achten?
Generell können smarte WCs bei körperlichen Einschränkungen und bei der Pflege helfen. Allerdings sind Dusch-WCs wartungsintensiv, benutzt man sie über einen längeren Zeitraum, da Düsen und Schläuche verstopfen können. Außerdem braucht der Elektromotor hin und wieder Pflege und Wartung.
„Man sollte in jedem Fall präventiv einen Stromanschluss ans WC legen lassen, wenn man besonders im Alter Unterstützung bei der Körper-Intimpflege benötigt“, empfiehlt Thiel. Dann muss man nicht erst die Steckdose ans WC legen lassen, was zusätzliche Kosten verursacht.
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Was kosten smarte Toiletten?
Verschiedene Hersteller führen smarte Toiletten im Sortiment – mit einer Vielzahl verschiedener Ausstattungen. Manche lassen sich sogar per App mit dem Smartphone verbinden und steuern. Zu den typischen Merkmalen im gehobenen Preissegment zählen pulsierende oder temperierbare Intim-Duschen, Geruchsabsaugung, Warmlufttrocknung, Entkalkungsfunktionen – viele Funktionen auch mit berührungsloser Steuerung. Je mehr Gadgets, desto teurer das Hightech-WC, nach oben hin gibt es kaum preisliche Grenzen. In der Regel kostet eine smarte Toilette je nach Umfang zwischen 1000 und 1500 Euro.