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Meinung

Interior Designerin verrät: „Darauf achte ich in fremden Wohnungen besonders“

Interior Designerin
Für welchen Stil wurde sich entschieden? Wie ist die Lichtsetzung im Raum? Und wie sind Möbel und Accessoires angeordnet? Fragen, die myHOMEBOOK-Autorin und Interior Designerin Odett Schumann beim Betreten einer fremden Wohnung als Erstes interessieren. Foto: Getty Images
Odett Schumann
Autorin und Interior Designerin

15. August 2024, 10:52 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wenn unsere myHOMEBOOK-Autorin und Interior Designerin Odett Schumann fremde Räume betritt, ist mal ihre private Meinung, mal ihre berufliche Expertise gefragt. Auf welche Aspekte ihr Fachauge dann meist als Erstes fällt, verrät sie uns hier.

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Im Grunde bringt jeder Beruf eine gewisse Expertise auf einem bestimmten Gebiet mit sich. Abseits der Arbeit wird man dann häufig auch im privaten Raum um Rat gebeten. Gerade, wenn ich als gelernte Interior Designerin zum ersten Mal das neue Zuhause von Freunden betrete, die entsprechend um meine berufliche Qualifikation wissen, kommt es nicht selten vor, dass ich nach wenigen Momenten schon nach einem Urteil zur Einrichtung gefragt werde. Häufig tue ich mich schwer, denn es sind immerhin liebe Menschen aus meinem Umfeld, die ich keinesfalls mit der vollen Bandbreite meiner fachlichen Meinung überschütten möchte. Gern halte ich mich zurück und stelle primär das in den Fokus, was gut umgesetzt wurde. Das, was mir missfällt oder allgemeinen Einrichtungsvorgaben widerspricht, lasse ich höflich unerwähnt. Für myHOMEBOOK erkläre ich, auf welche Punkte ich beim Betreten einer fremden Wohnung besonders achte.

1. Der Einrichtungsstil einer fremden Wohnung

Zunächst schaue ich beim Betreten einer mir fremden Wohnung natürlich auf das Offensichtlichste: die Einrichtung. Und zwar genauer gesagt, welcher Stil für das Zuhause gewählt wurde. Hat sich die Person in jedem Raum für einen anderen Look entschieden, oder ist sie eher akribisch einer Linie in der gesamten Wohnung oder im Haus treu geblieben?

Mich interessiert, ob alles im Raum als auch in der gesamten Wohnung zusammenpasst. Aber vor allem: Passt es zu der Person, so wie ich sie kenne, oder – wenn ich sie nicht kenne – zu dem ersten Eindruck, den diese auf mich macht? Es kann schon mal vorkommen, dass jemand, der oder die gerade modisch eher unauffällig und wenig an Trends interessiert daherkommt, dann daheim viel Wert auf Individualität und Originalität legt. Hier ein Bett im DIY-Stil, da eine vererbte Kommode und dazwischen etliche Souvenirs und Mitbringsel aus aller Welt.

2. Die Ordnung

Natürlich fällt mir, wie jedem anderen Menschen auch, als Nächstes das Thema Ordnung auf. Lebt die Person eher in chaotischen Verhältnissen, wo gelegentlich etwas herumliegt und sich bereits Berge türmen, oder legt sie vielmehr Wert auf Sauberkeit? Doch damit noch nicht genug der Analyse: Geht es in dem Haushalt tendenziell unordentlich zu, scheint mir ein Bedarf an vielen Stauraummöglichkeiten groß und dringend notwendig zu sein. Ist es wiederum im Zuhause der Person auffallend sauber und aufgeräumt, sodass es fast schon steril wirkt und man lieber nichts berühren mag, überlege ich mir, wie man hier wieder mehr Gemütlichkeit einkehren lassen kann.

Chaos im Schlafzimmer
Unordnung löst Unbehagen aus, zu viel Reinlichkeit aber auch. Ein gesundes Mittelmaß ist hier durchaus okay, wie unsere Expertin weiß. Foto: Getty Images

Selbstverständlich ist gegen Ordnung und Reinlichkeit nichts einzuwenden, der wohnliche Charakter eines Zuhauses sollte dadurch dennoch nicht verloren gehen. Um diesen also wieder hervorzuholen, kann es beispielsweise helfen, ein paar persönliche Habseligkeiten (Erinnerungsstücke, Reisemitbringsel, Lieblingsteile) – natürlich wohldosiert – unter die bestehende Einrichtung zu streuen. Eine Kuscheldecke darf auch mal ungefaltet auf dem Sofa liegen und die Kissen nicht in Reih und Glied angeordnet sein.

3. Die Lichtsetzung

Leuchten im Wohnzimmer
Das richtige Lichtkonzept kann zu sehr viel mehr Wohlbehagen führen, wie unsere Autorin weiß Foto: Getty Images/Maskot

Gerade wenn man im Herbst oder Winter ein Zuhause betritt, fällt eine Sache natürlich besonders schnell ins Auge, nämlich die Lichtsetzung im Raum. Diese liegt mir persönlich sehr am Herzen, auch wenn ich kein großer Fan von Deckenbeleuchtung bin. Ein üppiger Lampenschirm ist in Ordnung, immerhin kann er im ausgeschalteten Zustand auch als Dekoration wahrgenommen werden.

Licht, das von oben in den Raum fällt und dabei schlimmstenfalls noch sehr blaustichig und kühl (ca. 5000 Kelvin) wirkt, löst bei mir pures Unbehagen aus. Stattdessen vertraue ich lieber auf andere, wie zufällig verteilte Lichtquellen im Raum. Eine Wandleuchte hier, da eine Tischleuchte und an der gegenüberliegenden Wandfläche vielleicht noch eine Lichterkette wirken für mich wesentlich gemütlicher. Daher schaue ich mir gern an, welches Lichtkonzept andere Menschen als angenehm empfinden.

Auch interessant: Die Unterschiede zwischen Interior Designer, Raumausstatter und Innenarchitekt

4. Die Möbel und Accessoires

Schaue ich genauer hin, fällt mein Blick natürlich auch immer auf die Möbel und Accessoires im Raum. Handelt es sich hierbei eher um bekannte Produkte wie zum Beispiel berühmte Ikea-Klassiker (etwa Klippan-Sofa), die man vergleichsweise häufig in Wohnungen sieht? Oder hat die Person hingegen ein Händchen fürs Einrichten und einen erlesenen Geschmack, weshalb sie sich für hochwertige Designobjekte entschieden hat, die natürlich nicht zwingend neu sein müssen, sondern auch für etwas weniger Geld vom Flohmarkt oder über Kleinanzeigen stammen können? Vielleicht aber setzt die Person auch komplett auf eine individuelle Einrichtung und war selbst handwerklich kreativ am Werk. Ob hier wohl möglicherweise sogar ein wenig Inspiration für mich schlummert?

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5. Die Lücken

Wohnzimmer mit etlichen Nischen
Auf den ersten Blick zwar ein schön eingerichtetes Wohnzimmer, doch in jeder Ecke und Nische befindet sich auch ein Gegenstand, wodurch der Raum schnell beengend wirkt. Foto: Getty Images

Und auf noch einen Aspekt fällt meine Aufmerksamkeit meist recht schnell beim Betreten einer mir fremden Wohnung: nämlich, ob einem Raum genügend Platz geschenkt wurde. Was meine ich damit? Ich schaue, ob alle Möbelstücke nahtlos miteinander verbunden sind und Kante an Kante sitzen oder ob sich zwischen den einzelnen Möbeln und größeren Accessoires noch Lücken befinden.

Ebenso interessant ist, ob Nischen leer sind oder mit Pflanzen, Deko-Objekten und dergleichen gefüllt wurden. Besser nicht, lautet mein Vorschlag hier! Auch der Wohnraum muss atmen, sonst wirkt er schnell beengend und ungemütlich. Doch weil Stauraum häufig Mangelware beim Einrichten ist, neigen viele Menschen dazu, alle zur Verfügung stehenden Lücken und Zwischenräume zu nutzen und den Raum so allmählich zu verschließen. Wenn sich dies vermeiden ließe, würde das die Wohnqualität deutlich heben.

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