29. August 2021, 14:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Kanso ist ein neuer Einrichtungstrend, der keiner sein will, sondern sich als neue Lebensphilosophie versteht. Die praktische Umsetzung dessen scheint jedoch extrem, soll aber wirkungsvoll sein.
Das Thema Inneneinrichtung ist ein Bereich, der stark vom modischen Wandel geprägt ist und damit vom ständigen Aufkommen neuer Trends lebt. Auch Kanso ist ein neuer Trend, richtet sich in seinem Kerngedanken allerdings gegen sämtliche Trends. Denn Kanso setzt auf Reduktion, und zwar in stark ausgeprägter Form. Gemeint ist: Zum Wohnen braucht es nicht viel und was benötigt wird, sollte stets eine gewisse Wertschätzung erfahren. myHOMEBOOK-Redakteurin und Interior Designerin Odett Schumann stellt den neuen Einrichtungstrend Kanso aus Japan einmal genauer vor.
Was steckt hinter dem Einrichtungstrend Kanso?
Der aus Fernost stammende Trend Kanso, der von der Zen-Philosophie inspiriert ist, setzt auf eine extreme Form minimalistischen und puristischen Einrichtens. Kanso richtet sich ganz bewusst gegen das ständige Anhäufen von Dingen und dem permanenten Befolgen neuer Trends. Stattdessen soll der bestehende Besitz an Möbeln und Accessoires akzeptiert und wertgeschätzt werden. Außerdem möchte die Philosophie zum Nachdenken anregen, nämlich darüber, welche Dinge man zum Wohnen wirklich benötigt. Es soll sich auf das Wesentliche konzentriert und von all dem getrennt werden, was störend und ablenkend wirkt. Statt Chaos regiert bei Kanso also das Prinzip der Klarheit.
Wie wird nach Kanso eingerichtet?
Kanso sieht vor, ein Zuhause nur mit den nötigsten Dingen einzurichten. Es sollen entsprechend nur Möbel und Accessoires zum Einsatz kommen, die eine nützliche Funktion haben. Alles, was der Dekoration dient, gilt als überflüssig und zu viel materieller Besitz als überbewertet. Ein Wohnbereich braucht beispielsweise nicht mehr als einen Tisch und passende Sitzgelegenheiten. Als Ergänzung bedarf es maximal noch weniger, ausgewählter Accessoires. Im Fall von Küche und Bad sind mehr Utensilien wie etwa Geschirr gestattet, da wir dieses in unserer täglichen Routine benötigen. Eine ausgeprägte Sammelleidenschaft sieht Kanso hingegen nicht vor. Auch klare Formen und Linien sowie eine reduzierte, tendenziell eher natürlich anmutende Farbgebung sind Teil der japanischen Einrichtungsidee. Denn diese wirken sanft und beruhigend auf den menschlichen Geist. Laut Kanso ist genau das ein probates Heilmittel gegen das hektische, stets getriebene und laute Leben der modernen Welt.
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Ist Kanso auch umsetzbar?
Wirklich lebensnah mag Kanso nicht klingen. Was darin begründet sein kann, dass sich die Idee selbst mehr als ein Lebensentwurf denn eines Interior Prinzips versteht. Der Grundgedanke, dass die äußerliche Aufgeräumtheit zu mehr Ruhe im Inneren führt, klingt jedoch stimmig. Bevor man also an der – zugegeben – sehr übersichtlichen Anzahl an Möbeln und Accessoires, die Kanso beim Einrichten vorsieht, verzweifelt, wäre ein erster Schritt, das Konzept als Inspiration statt als Regelwerk zu betrachten. Übersetzt heißt dies: Weniger unnötige Dinge anhäufen, regelmäßiges Ausmisten und grundsätzlich mehr Ordnung in das eigene Zuhause bringen. Begonnen kann mit der Praxis in Problembereichen wie Küche oder Bad. Denn gerade in diesen beiden Räumen ist die Tendenz groß, dass sich mit der Zeit viel unnützer Kram ansammelt. Befreit man sich in diesen Bereichen von sämtlichen Störfaktoren, spricht Kanso nicht nur von einer Säuberung von Küche und Bad, sondern auch in den Gedanken. Schafft man es, die Methoden auch in allen anderen Wohnräumen konsequent umzusetzen, soll das schlussendlich zu mehr Klarheit und Ruhe im Leben führen.