15. Januar 2024, 17:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Barrierefreie Küchen ermöglichen allen Familienmitgliedern, sie nutzen zu können – einschließlich älterer Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen. myHOMEBOOK-Autorin Daniela Matsuzaki erklärt, worauf es dabei ankommt.
In der Regel befasst man sich mit dem Gedanken einer barrierefreien Küche erst, wenn man älter wird. Wenn man jedoch ehrlich ist, wünscht man sich auch davor insgeheim, dass Hängeschränke leichter zu erreichen wären. Zudem wäre es bequemer, wenn man die Arbeitsplatte je nach Bedarf verstellen könnte, um beim Kochen auch mal sitzen zu können. All das ist mit einer barrierefreien Küche möglich. Wie geht man bei der Planung vor?
Übersicht
Was ist eine barrierefreie Küche?
Eine barrierefreie Küche im privaten Wohnbereich ist eine Küche, die primär von Menschen mit körperlicher Einschränkung genutzt werden kann. Wichtig dabei ist, dass keine Hindernisse vorhanden sind, die einem das Kochen erschweren können.
Für einen Menschen, der zum Beispiel an einen Rollstuhl angewiesen ist, muss die Arbeitsplatte problemlos erreichbar sein. Das heißt, sie muss niedriger sein, als es normalerweise der Fall ist. In einer barrierefreien Küche sollte man zudem ausreichend Platz einplanen, um eventuell mit dem Rollator gut durchzukommen. Das bedeutet, dass man beim Bauen darauf achten muss, dass eine bestimmte Freifläche vorhanden ist, um sich damit auch uneingeschränkt drehen und bewegen zu können.
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Barrierefreiheit nach DIN-Norm
Da das Wort barrierefrei auf vielerlei Art definiert wird, kommt es beim Bau einer barrierefreien Küche immer auf die individuelle Ausgangsposition an. Oftmals orientiert man sich jedoch an den spezifischen DIN-Normen, die eine Hilfestellung geben können.
Wenn man in seiner Küche ausreichend Platz zum Drehen und zum Wenden oder am Esstisch für die Beinfreiheit benötigt, kann man sich an die DIN 18040-2 halten. Darin werden „grundlegende Anforderungen an barrierefreie und rollstuhlgerechte Küchen für große und kleine Menschen sowie Rollstuhlfahrer“ vorgeschlagen. Außerdem findet man darin auch zumutbare Höhen für den Herd, die Arbeitsplatte und die Spüle.
Der Unterschied zwischen rollstuhlgerecht und barrierefrei
Es gibt einen großen Unterschied zwischen barrierefrei und rollstuhlgerecht. Wenn man barrierefrei hört, denkt man oft an rollstuhlgerecht. Aber das ist meist nicht der Fall. Bei einer barrierefreien Küche muss man nämlich noch an einiges mehr denken. Dazu gehören etwa rutschfeste Böden sowie eine barrierefreie Spüle, unter der auch ein Rollstuhl Platz hat.
Zudem gehören zu einer barrierefreien Küche auch Armaturen, die leicht zu bedienen sind. Armaturen mit Hebelgriffen wären etwa eine gute Lösung. Zum Kochen benötigt man in einem Rollstuhl auch unterfahrbare Kochgeräte. Ansonsten kann es beim Kochen mit einem Rollstuhl umständlich werden.
Kochen in allen Lebenslagen
Plant man eine barrierefreie Küche für die gesamte Familie, sollte man sich unterschiedliche Szenarien vorstellen. Denn es muss ja ausreichend Platz und auch entsprechend Arbeitsfläche und Stauraum vorhanden sein, den jeder gut erreichen kann. Wohnen die Großeltern noch im Haus, ist es wichtig, dass diese auch selbstständig darin kochen können, auch wenn man nicht zu Hause ist.
Es kann aber auch sein, dass ein Familienmitglied körperlich eingeschränkt ist und man die Küche umbauen möchte, damit die Person beim Kochen helfen und auch selbstständig in der Küche arbeiten kann. Wie die Küche letztendlich umgebaut wird, hängt immer von der individuellen Situation ab. Möchte man schon fürs Alter mit planen, ist es sinnvoll, neben dem barrierefreien Badezimmer auch die Küche barrierefrei zu gestalten.
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Barrierefreie Küche müssen nicht langweilig sein
Barrierefreie Küchen können genauso stylish sein wie andere moderne Küchen. Denn dank modernster Technik kann man Arbeitsplatten, Kochfelder, Hängeschränke und sogar komplette Kücheninseln in der Höhe verstellen. Man kann diese unabhängigen Einheiten nach Bedarf in eine passende Höhe per Smartphone oder Fernbedienung steuern. Muss der Herd tiefer sein, weil die Kinder mitkochen oder weil die Großmutter kommt, kann man diese Elemente ohne viel Aufhebens in die richtige Position bringen.
Heute sind motorisierte höhenverstellbare Schreibtische sehr begehrt, denn man kann im Stehen sowohl als auch im Sitzen arbeiten. Das bringt deutlich mehr Komfort beim Arbeiten. Ähnlich ist es mit höhenverstellbaren Hängeschränken, Arbeitsplatten und Waschbecken. Eine ergonomische oder barrierefreie Küchenplanung könnte schon bald zur Normalität gehören.
Küchenplaner oder Innenarchitekten beauftragen
Der beste Ansprechpartner bei der Küchenplaner ist entweder ein Innenarchitekt oder ein Küchenplaner. Küchenplaner haben viel Erfahrung, weil sie sich täglich damit befassen. Auch im Hinblick auf Barrierefreiheit kann einem professionell bei der Gestaltung geholfen werden.
Bei der Planung sollte man sich Zeit lassen. Am besten ist es, sich vorher schon Videos oder Bilder von barrierefreien Küchen anzusehen. Vielleicht gibt es ja in der Nähe einen Showroom, der genau eine solche Küche in seiner Ausstellung hat.
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Finanzierung
Eine barrierefreie Küche kann teuer sein. Bevor man mit dem Planen loslegt und sich einen Küchenplaner oder Architekten sucht, sollte man sich zunächst um eine Finanzierung kümmern.
Die Pflegekasse kann bei einem Umbau bis zu 4.000 hinzusteuern. Dazu muss man jedoch einen Pflegegrad nachweisen. Außerdem gibt es auch von der KfW-Bank niedrige Kredite für einen den DIN-Normen entsprechenden Umbau. Dieser sollte jedoch von einem zertifizierten Handwerksunternehmen realisiert werden.
Barrierefreie Küchen sind eine gute Investition
„Eine barrierefreie Küche zu planen, ist eine sinnvolle Investition – nicht nur im Alter. Man befasst sich während der Planung mit wichtigen Details, die man bei einer normalen Küchenplanung gar nicht mit einbezieht. Zudem hat man auch länger etwas von seiner Küche und muss im Alter nicht unbedingt umziehen. Denn mit einer altersgerechten Küche kann man lange selbstständig bleiben. Zudem sind barrierefreie Immobilien attraktiv und ziehen eine breite Zielgruppe an.“– Daniela Matsuzaki, myHOMEBOOK-Autorin