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12 Tipps vom Experten

Härtegrad, Material, Größe – wie man die richtige Matratze findet

Härtegrad, Größe, Material – worauf kommt es beim Matratzen kaufen an?
Beim Kauf einer Matratze spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie Vorerkrankungen und Schlafgewohnheiten Foto: iStock / AndreyPopov
Annelie Neumann
Annelie Neumann Autorin

6. Oktober 2020, 14:04 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Der Mensch verbringt ein Drittel seines Lebens schlafend. Damit diese Zeit auch möglichst erholsam ist, sollte man sich gut betten. Die Grundlage für erholsame Stunden im Bett legt die richtige Matratze. Worauf es beim Matratzenkauf ankommt und warum optimales Liegen nicht immer sofort als angenehm empfunden wird.

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Die Suche nach der passenden Matratze gleicht der Nadelsuche im metaphorischen Heuhaufen. Oft kann diese jedoch gar nicht gefunden werden. „Es fehlt grundlegendes Allgemeinwissen zum gesunden Liegen“, kritisiert der Matratzenspezialberater und Schlafsystementwickler Walter Braun gegenüber myHOMEBOOK. Dieser Umstand mache es Verkäufern ausgesprochen leicht, mangelhafte Ware in die Schlafzimmer zu bringen und Kunden im Gegenzug sehr schwer, eine qualitativ hochwertige und optimal passende Matratze zu finden. Im Gespräch mit myHOMEBOOK verrät er, worauf es beim Matratzenkauf ankommt und wie jeder unkompliziert die für sich passende Matratze finden kann.

1. Tipp: Das Bewusstsein für gesundes Schlafen wecken

Wer auf der Suche nach einer neuen Matratze ist, sollte dabei einige Aspekte im Hinterkopf haben. Der wohl größte Wunsch vieler ist es, den Erfahrungen des Experten nach, „möglichst gut und gesund zu liegen“. Was vielen dabei jedoch wenig bewusst ist: „Das gesamte Knochengerüst, die Muskeln und Bandscheiben regenerieren sich während des Schlafens. Eine schlechte Liegeposition, eine zu harte oder zu weiche Matratze oder auch ein durchhängender, schlecht stützender Lattenrost können jedoch dazu führen, dass sich der Körper im Schlaf nicht ideal erholen kann. Im schlimmsten Fall steht man morgens auf und fühlt sich wie ‘gerädert‘. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das psychische Befinden. Auch körperliches Unwohlsein, Schmerzen, Bandscheibenprobleme, Muskelverspannungen oder schmerzende Druckstellen können ihre Ursache in der falschen Lage des Körpers im Schlaf haben.“

2. Tipp: Ein gutes Gefühl ist kein Indikator für gesundes Liegen!

Schnell einmal Probeliegen im Möbelhaus und schon soll man beurteilen, ob die Matratze passt? Von dieser Vorstellung darf man sich getrost verabschieden. Ein Laie kann nur äußerst schwer beurteilen, worauf es beim gesunden Liegen wirklich ankommt. „Sie merken, was Ihnen guttut, ob aber Ihre Wirbelsäule auf der Matratze optimal liegt und ob sich Ihr Körper in der idealen Position befindet, muss Ihnen beim Probeliegen der Berater des Geschäfts aufzeigen“, so der Experte.

3. Tipp: Bei einer fachkundigen Beratung steht der Kunde, niemals die Matratze im Fokus

Beim Matratzenkauf ist eine kompetente, individuelle Beratung wichtig. Diese dauert laut Braun zwischen 20 und 40 Minuten: „Ein fachkundiger Berater wird Ihnen alle notwendigen ergonomischen Fakten erklären. Er wird Sie selbst spüren lassen, welche Matratze die optimale ist. Dazu ist es notwendig, dass er mögliche Beschwerden, Schmerzen und Schlafgewohnheiten erfragt, den Kunden berührt und ihn über verschiedene Matratzen führt. Das Probeliegen erfolgt auf Matratzen ohne Plastikverpackung. Dabei sollte er Ihnen genau die Unterschiede darlegen und erklären, warum in Ihrem individuellen Fall ein Modell vielleicht besser geeignet ist als ein anderes. Auf diese Weise wird sich schnell zeigen, welche Matratze beziehungsweise welches Material ideal für Ihren Körper geeignet ist.“

4. Tipp: Die Figur ist das wichtigste Kriterium bei der Matratzenauswahl

Die Geschichte einer Matratze beginnt mit der Figur des Käufers. Dabei ist jedoch nicht etwa das Gewicht, sondern die Körperproportionen sind ausschlaggebend. Beim Matratzentest sollte deshalb immer das Bild der Wirbelsäule im Fokus stehen. Personen mit einer, wie Braun es formuliert, „Litfasssäulenfigur“, also mit gerader Haltung und gleichmäßig verteilten Proportionen, haben es leichter, die passende Matratze zu finden. Bei Frauen mit einer anspruchsvolleren Figur, beispielsweise leichtem Gewicht, aber sehr weiblichen Körperformen, sei die Suche anspruchsvoller.

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5. Tipp: Beschwerden, Vorerkrankungen und Schlafangewohnheiten berücksichtigen

Ein wichtiger Baustein bei der Matratzensuche ist die Befragung hinsichtlich bestehender Beschwerden und Allergien sowie Vorerkrankungen. Auch Schlafgewohnheiten spielen eine wichtige Rolle. Auf diese Weise kann ermittelt werden, in welchen Bereichen die Matratze den Körper besser und sinnvoll stützen oder entlasten kann. „Wird die Liegehaltung durch eine individuell angepasste Matratze optimiert, wird der Körper buchstäblich wieder in seine richtige Form gebracht. Dies wirkt sich positiv auf die Muskulatur, die Bandscheiben und letztendlich auf den gesamten Stütz- und Bewegungsapparat aus. Oft sind die Schmerzen bereits nach wenigen Tagen verschwunden.

6. Tipp: Das Matratzenmaterial individuell auswählen

Ob Federkern, Kaltschaum, Latex, Viscoschaum oder Naturmaterialien: Welches Matratzenmaterial Einzug ins Schlafzimmer hält, hängt nicht nur von persönlichen Vorlieben ab. Ausschlaggebend ist immer die Ergonomie und deshalb die Frage: Was muss ich tun, damit ich im optimalen Falle acht Stunden schlafen und mich regenerieren kann? Die unterschiedlichen Materialien haben zum Teil erhebliche Nachteile:

Matratzenmaterialien im Überblick

  • Federkern: Er gehört zu den härteren Materialien. Das in diesen Matratzen enthaltene Eisen hat jedoch einen enormen Nachteil. So passt es sich immer der Raumtemperatur an. Schläft man in einem kühlen Raum bei beispielsweise 16 Grad Celsius, kühlt sich auch das Eisen in der Matratze ab. Dies kann die Muskulatur während des Schlafs irritieren und zu Beschwerden führen. Auch bei sehr üppigen Figuren oder für Personen mit sehr ausgeprägter Taille ist eine Federkernmatratze nicht die beste Wahl. Die Matratze muss den Körper so begleiten, wie er gebaut ist. Das ist bei einer Federkernmatratze nicht der Fall.
  • Kaltschaum und Latex: Sind für Allergiker empfehlenswert. Beide Materialien durchlüften gut, wobei Kaltschaum qualitativ hochwertiger ist als Latex. Kaltschaum ist allerdings wiederum nicht so langlebig wie Latex.
  • Viscoschaum: Dieses Matratzenmaterial wurde ursprünglich einst für die Patientenpflege genutzt. „Das Material gaukelt einem vor, man liege auf Wolken. Allerdings hat es keine Stützeigenschaft. Der Körper benötigt aber Stützen. Wird er falsch gelagert, können Verspannungen und Nackenschmerzen entstehen“, so Braun.
  • Matratzen aus Naturmaterialien wie Schafwolle, Rosshaar oder Kokos: Sie sind für Allergiker nicht geeignet. Bereits nach relativ kurzer Nutzung werden diese Matratzen hart und sind somit nicht mehr ergonomisch.

„Für welchen Matratzentyp man sich auch immer entscheidet, grundsätzlich gilt: Die gewählte Matratze muss passen wie ein Maßanzug. Sie soll den Körper insgesamt entlasten, Taille und Hohlkreuz jedoch deutlich stützen. Die Schultern, das Becken und die Hüfte müssen einsinken, sodass der Körper gleichmäßig in Balance gehalten wird.“

Walter Braun, Matratzenspezialberater und Schlafsystementwickler

7. Tipp: Die Matratzendicke ist nicht unbedingt ausschlaggebend

Je dicker eine Matratze ist, desto besser schläft man auf ihr. Diese vermeintliche und weit verbreitete Annahme entpuppt sich leider als Matratzenmythos. Um gesund und erholt zu schlafen, muss man sich längst nicht wie die Prinzessin auf der Erbse betten: „Was eine Matratze kann, hängt nicht von ihrer Dicke, sondern der Figur ab. Es ist Unsinn, eine dickere Matratze zu kaufen, in der Hoffnung dann gut schlafen zu können. Tests haben bewiesen, dass auch dünnere Matratzen viel leisten können.“ Lediglich bei sehr schmalen oder gewichtigeren Personen sei es sinnig, nach einer dickeren Matratze zu schauen. Auch der Matratzenunterbau spiele eine nicht zu unterschätzende Rolle.

8. Tipp: Auf Liegezonen für ergonomisches Liegen achten

„Die ‘richtige‘ Matratze gibt durch ihre elastischen Eigenschaften dem ganzen Körper, aber speziell der Wirbelsäule in der Rücken- ebenso wie in der Seitenlage den richtigen Halt. Sie unterstützt bestimmte Körperzonen, vor allem die Körperhohlräume wie Taille und Lendenwirbelsäule, während sie die prominenten Körperpartien (Schulter, Becken, Kreuzbeinbereich) entlastet“, betont der Experte.

Möglich wird dies durch spezielle Liegezonen. Da jeder Mensch anders gebaut ist, bedarf er auch unterschiedlicher Liegezonen. Ein 190 cm großer Mann braucht andere Zonen als eine 160 cm große Frau. Ein breitschultriger Typ muss anders liegen als der schmalschultrige Typ. Fülligere empfinden eine Zonenmatratze ganz anders als Schlankere.

Gerade für Frauen können Liegezonen sinnvoll und empfehlenswert sein. Die Universallösung für jedermann seien Zonen allerdings nicht unbedingt. Ebenso wenig übrigens wie ausführliche Warentests, wenn man auf diesen Matratzen selbst nicht optimal liegt.

9. Tipp: Boxspringbetten sind schick, aber nicht empfehlenswert

Um Boxspringbetten grassiert seit einiger Zeit ein regelrechter Hype. Sie bestechen mit ihrem ansprechenden, luxuriösen Design und versprechen ein komfortables Schlafvergnügen. Doch wirklich gut gebettet ist man auf dieser Art Bett nicht: „Boxspringbetten machen etwas her, aber ich muss vor ihnen warnen. Sie haben eine Tendenz zum Durchhängen und sind ergonomisch schlecht konzipiert.“ Die Folgen: Man fühlt sich auf Dauer unwohl, das Becken hängt beim Schlafen durch. Es kann zu Beschwerden wie Steifheit und Muskelproblemen kommen.

10. Tipp: Anpassungsprobleme bei einer neuen Matratze sind nicht ungewöhnlich

Viele Menschen schlafen jahrelang auf einer unpassenden Matratze. Dass die neue und ergonomisch stimmige Matratze in den ersten Nächten dann als unbequem empfunden wird, ist keine Seltenheit: „Ein Körper, der jahrelang falsch gebettet wurde, reagiert häufig erst einmal mit Umstellungsproblemen. In den meisten Fällen ist diese Umgewöhnung jedoch nach ein paar Tagen abgeschlossen“, beruhigt Braun.

Auch interessant: Matratze reinigen – wie oft und womit?

11. Tipp: Genügend Budget einplanen

„Bei einer 200-Euro-Matratze darf man leider ergonomisch betrachtet nicht sehr viel erwarten. Eine sehr schöne und teure Matratze ist aber auch kein Garant dafür, hochwertig und optimal zu liegen, wenn die entsprechenden ergonomischen Kriterien nicht stimmen“, mahnt der Profi. Im Preissegment von 450 bis 1000 Euro bekommen Kunden eine Vielzahl an guten, ergonomisch wertvollen Matratzen. Wer gesund liegen möchte, sollte zwischen 450 und 700 Euro für eine neue Matratze einplanen.

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12. Tipp: Die Matratze rechtzeitig austauschen

Eine Matratze ist keine Anschaffung fürs Leben. Feuchte und Wärme setzen ihr zu. Stiftung Warentest empfiehlt, die Matratze nach etwa acht Jahren auszutauschen. So würde beispielsweise die Härte von Kaltschaummatratzen nach dieser Zeit abnehmen und es würden sich dadurch Kuhlen bilden. Vor allem für schwere Menschen würde dies die Schlafqualität beeinflussen. Bei Matratzen aus Latex konnte die Kuhlenbildung in Tests nicht festgestellt werden.

Auch Matratzenexperte Braun begrenzt die durchschnittliche Lebenserwartung einer Matratze auf sieben bis elf Jahre: „Spätestens, wenn sich Beschwerden anhäufen, der Nacken verspannt ist, es sich sichtlich unangenehm schläft, das System durchhängt oder gar kaputt ist, sollte die Matratze ausgetauscht werden.“

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