9. Juli 2019, 8:18 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Es gibt Wohnungen, da kann ein Interior Designer nur mit dem Kopf schütteln. Es werden zahlreiche Fehler beim Einrichten begangen, die ohne Weiteres vermeidbar wären. myHOMEBOOK-Redakteurin Odett Schumann ist ausgebildete Interior Designerin und verrät ihre neun absoluten Tabus beim Einrichten.
1. Ziehen Sie Ihrer Wohnung etwas an
Ohne Gardinen am Fenster und Teppiche am Boden schaut ein Raum schnell karg und wenig einladend aus. Es fehlt ihm schlicht an Gemütlichkeit. Doch nicht nur das, Textilien können noch viel mehr. Im Winter sind Kissen, Decken, Vorhänge und Läufer der ideale Wärmespeicher, der die Kälte abfängt. Und auch auf die Akustik im Raum haben Textilien einen Einfluss. Sie schaffen es, zu laute Musik einzudämmen. „Nackte“ Räume hingegen erzeugen einen unangenehm klingenden Hall im Raum, der so vielleicht auch schneller für Ärger mit den Nachbarn sorgt.
Auch interessant: Wetten, dass Ihr Teppich falsch liegt?
2. Ein Tabu beim Einrichten: Dunkelheit
Nicht jedes Zuhause ist von seiner Lage so günstig gelegen, dass es nur so vom Tageslicht durchflutet wird. Gerade Wohnungen, die mehr nach Nord-Ost ausgerichtet sind oder nur über wenige Fenster verfügen, sind tendenziell recht dunkel im ihrem Erscheinungsbild. So wird schnell ein Gefühl der Beklemmung statt Behaglichkeit ausgelöst. Sorgen Sie mit Decken-Leuchten oder vereinzelten -Spots nicht nur für eine ausreichende Grundausleuchtung, sondern integrieren Sie zusätzlich auch noch einzelne Stimmungslichter im Raum. Platzieren Sie diese in unterschiedlichen Höhen und an verschiedenen Stellen im Raum, um so eine gleichmäßige Lichtwelle im Interieur zu erzeugen.
3. Mehr Persönlichkeit!
Ein Look wie aus dem Katalog sieht meist stylisch, aber nicht unbedingt gemütlich aus. Es will sich irgendwie kein Wohlgefühl einstellen. Persönliche Dinge wie Bilder, Mitbringsel aus dem letzten Urlaub oder Erbstücke schaffen Nähe sowie eine Verbindung zwischen Ihnen und Ihrer Wohnung. Für Besucher wirkt Ihr Zuhause so gleich viel authentischer wie auch wohnlicher. Für diejenigen, denen das zu kitschig ist: Auch hier gilt durchaus „weniger ist mehr“. Eine pointierte, reduzierte Platzierung reicht manchmal schon aus und kann Großes bewirken.
4. Kein Musterbeispiel
Punkte, Streifen, Karos, Fischgrat, Paisley, Floral, Geometrisch – die Welt der Muster ist schier unendlich. Diese miteinander zu kombinieren, ist grundsätzlich möglich, sollte aber mit Bedacht erfolgen. Übertreiben Sie es nicht, sonst entsteht schnell sehr viel Unruhe im Raum. Unterbewusst werden Nervosität und Stress ausgelöst. Beachten Sie bitte auch, dass großflächige natürliche Oberflächen von Tischen, Wandvertäfelungen oder Naturböden – auch, wenn sie nicht farbig sind – ebenfalls eine Textur mit sich bringen und somit auch als Muster im Raum gelten.
5. Küchenkrams vermeiden
Besonders in Küchen sammelt sich gern allerlei Kram an, den es so eigentlich nicht braucht und der stattdessen für reichlich Unordnung sorgt. Ein Tabu beim Einrichten! Es sammeln sich Flaschen an, da lagern zwei, drei Kräutertöpfe und was haben eigentlich die Bücher, die nichts mit Kochen und Backen zu tun haben, in der Küche verloren? Vielmals gilt dieser Ort auch als „Social Room“, wo sich gern ausgetauscht wird. Im Vorbeigehen werden mal eben Schlüssel, Briefe und Co. abgelegt. Und nur selten gelangt das Glas Wein vom Vorabend direkt in die Spülmaschine. Neben all den großen und kleinen Küchenutensilien bleibt so jedoch kaum noch Platz zum Vorbereiten des nächsten Mahls. Besonders in der Küche sollte regelmäßig für Ordnung gesorgt werden. Nutzen Sie sämtliche Möglichkeiten zum Verstauen, die Sie nur haben: Schränke, Schubladen, Wandregale.
6. Farben, bis es knallt
Was für Muster gilt, gilt natürlich auch für Farben. Auch hier darf es nicht ausarten, sonst droht ein kräftiges Farbgewitter. Bei Farben kann man sich an einer Faustregel orientieren. Es bedarf nur drei Farben im Raum: Wählen Sie zwei Farben als Grundfarben und setzen Sie diese etwa im ausgewogenen Verhältnis im Raum ein. Nutzen Sie die dritte Farbe zur Akzentuierung, das heißt schaffen Sie mittels kleiner Accessoires Highlights. Alles andere ist ebenfalls ein Tabu beim Einrichten!
7. Ein gutes Doppel: Minimalismus und Schönheit
Ein historisches Gemälde als Erbstück, ein altes Sofa als Fund vom Flohmarkt, ein ausgefallenes Mitbringsel von der letzten Urlaubsreise oder sogar etwas Selbstgefertigtes – von all diesen Teilen geht ein großer Charme aus und natürlich besteht meist auch ein persönlicher Bezug. Doch zu viel von alledem kann dem Interieur auch schaden. Solche Dinge sind schön, aber nicht, wenn sie mit zu vielen anderen schönen Dingen konkurrieren und so nicht weiter herausstechen können. Originelle Dinge sollten besser in einem ausgewogenen Verhältnis mit eher schlichten Möbeln und Accessoires kombiniert werden. Dann können Sie besser im Raum brillieren und erhalten die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt.
Auch interessant: Was ist eigentlich Interior Detox?
8. Die Kältekammer
Zu kaltes Licht, das meist eine starke Weißfärbung hat, kann in den eigenen vier Wänden entsprechend ein Kälteempfinden hervorrufen. Ein richtiges Interior-No-Go. Insbesondere dann, wenn das Interieur überwiegend in neutralen Tönen wie Weiß, Grau oder Schwarz eingerichtet ist und nur wenige bis gar keine farblichen Highlights hat. Wenn die Farbtemperatur, die in Kelvin gemessen wird, 5000K beträgt, gilt Licht als kalt. Es wirkt künstlich bis befremdlich und ruft ein Gefühl des Unbehagens hervor. Besser ist es, zu Lichtquellen mit 3000K zu greifen.
Interior-Tipps Mit den richtigen Farben und Formen wohnen wie in den 1970ern
Tipps von Interior Designerin In 8 Schritten zum eigenen Wohnstil
Interior Designerin erklärt Diese 6 Fehler beim Einrichten lassen einen Raum kleiner wirken
9. Wat ‘ne Wucht
In Zeiten von steigenden Mietpreisen, knappem Wohnraum und immer mehr Pendlern werden Wohnungen kleiner. Möbel braucht es aber dennoch. Doch bitte lassen Sie Platz zum Atmen und stellen Sie Ihr Zuhause nicht zu voll. Das ist das neunte Tabu beim Einrichten. Die vollständige Funktion der Möbel sollte immer noch gewährleistet sein. Hier erweisen sich vor allem Möbel, die gleich mehrere funktionelle Aspekte erfüllen, als ideal. Ein Schlafsofa erfüllt tagsüber wie nachts seinen Zweck und bietet im Bettkasten zusätzlich auch noch Platz zur Aufbewahrung. Tische sind als Modell zum Klappen an der Wand oder zum Ausziehen geradezu ideal bei wenig Fläche. Nutzen Sie auch die Höhe eines Raumes aus – beispielsweise mit hohen Schränken, Hochbetten oder Wandregalen.