19. September 2021, 13:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Viele Jahre totgesagt, sieht man Tapete heute wieder auffallend oft an Wänden. Nicht ohne Grund, denn die Auswahl ist mittlerweile in Typ und Dekor beeindruckend gewachsen.
Weil die Tapete im Vergleich zur Farbe als aufwendiger in der Verarbeitung gilt, stellte sie lange Zeit keine wirkliche Alternative in Sachen Wandgestaltung dar. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Modelle bei den Tapetenarten, die alle mit Vor-, aber auch Nachteilen kommen.
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Wandgestaltung Warum ist Raufasertapete eigentlich so unbeliebt?
Heimwerken Was ist eigentlich besser – streichen oder tapezieren?
5 Tapetenarten und ihre Vor- und Nachteile
Vinyltapete
Die Vinyltapete besteht aus Polyvinylchlorid, kurz PVC, was sie sehr strapazierfähig und langlebig macht. Als Trägermaterial dient bei dieser Tapetenart meist Papier oder Vlies. Weil die Oberflächenstruktur der Vinyltapete oft mit hochwertigem Kunststoff dreidimensional geprägt ist, gilt sie außerdem als scheuerbeständig und wasserabweisend. Eine abwaschbare Tapete eignet sich entsprechend optimal für Feuchträume wie Bäder oder Küchen. Allerdings kann es hier auch zu einem Nachteil der Vinyltapete kommen: weil Kunststoff nicht sonderlich atmungsaktiv ist, besteht bei einem zu hohen Feuchtigkeitsaufkommen die Gefahr der Schimmelbildung. Um dem vorzubeugen, bedarf es einer regelmäßigen, ausreichenden Lüftung. Und weil die Vinyltapete äußerst robust und schwer entflammbar ist, wird sie auch gern in Eingangsbereichen und Fluren verwendet.
Papiertapete
Vor allem als Raufasertapete ist sie vielen bekannt, doch mittlerweile gibt es Papiertapete in vielen Varianten. Denn die Papiertapete lässt sich gut mit Dekoren, großen Motiven wie im Falle der Fototapete oder Prägungen versehen. Mit Papier als natürlicher, atmungsaktiver Hauptbestandteil gilt dieser Wanddekor als vergleichsweise umwelt- und gesundheitsfreundlich und ist noch dazu erschwinglich im Preis. Beim Tapezieren dagegen zeigt die Papiertapete ihre Tücken: so muss jede einzelne Bahn bis zu einer vorgegebenen Zeit auf dem Tapeziertisch im Kleister einweichen. Sobald die Tapetenbahn blasenfrei an die Wand angebracht wurde und zu trocknen beginnt, entsteht eine feste Bindung zum Untergrund. Die dünnen Bahnen offenbaren dabei häufig unschöne Unebenheiten. Insgesamt erfordert das Prozedere reichlich Geduld, wie auch eine gewisse Expertise.
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Vliestapete
Anders als bei anderen Tapetenarten, muss bei der Vliestapete nicht die Tapetenbahn, sondern als Erstes die Wandfläche eingekleistert werden. Minutenlanges Einweichen jeder einzelnen Bahn entfällt entsprechend. Damit lässt sich die trockene und dadurch auch deutlich leichtere Tapete auch ideal zum Verzieren von Decken verwenden. Als Trägermaterial dient der Vliestapete reißfester Zellstoffvlies, der allerdings nicht mit jeder Wandbeschaffenheit harmoniert. Bei falschem Untergrund kann die Haftung leider leiden. Auch bedarf es beim Tapezieren eines Spezialkleisters. Dafür lässt sich die Vliestapete später leichter wieder entfernen: einfach im trockenen Zustand abziehen. Diese eher moderne und strapazierfähige Tapetenart ist aufgrund ihrer leichten Verarbeitung äußerst belieb, hat aber auch ihren Preis. Vliestapeten sind in zahlreichen Dessins und Strukturoptiken erhältlich.
Textiltapete
Die Textiltapete gilt als eine hochwertige Tapetenart, die Deckschicht besteht aus Stofffasern wie Wolle, Jute, Seide, Hanf, Leinen, aber auch aus Bast oder Blättern. Alle diese Materialien verschaffen der Textiltapete nicht nur eine besondere Optik, sondern auch eine Haptik, die man fühlen kann. Je nach Stärke des Gewebes wirkt diese Tapetenart auch wärme- und schalldämmend. Häufig zieren feine Lurexfäden oder Effektgarne die Textiltapete, was ihr einmal mehr eine Portion Eleganz und Wohnlichkeit verpasst. Derartige Veredelungen führen allerdings auch zu einem deutlich höheren Preis. Die strukturierte Oberschicht wird mit Vlies oder Papier als Trägermaterial verbunden. Vlies gilt dabei als strapazierfähiger und lässt sich zudem auch leichter anbringen sowie später wieder entfernen.
Flüssigtapete
Bei der Flüssigtapete handelt sich hierbei um einen Baumwollputz, der entsprechend überwiegend aus Baumwolle oder Seidenfasern besteht. Mit ihren vielen pflanzlichen, schadstoffarmen Bestandteilen trägt der antistatische Wandbelag zu einem verbesserten Raumklima bei. Zudem kann Flüssigtapete nicht nur viel Feuchtigkeit aufnehmen, sie gilt auch noch als resistent gegenüber Schimmel. Wärmespeicherung und Schallabsorption sind weitere positive Eigenschaften. Auch die Verarbeitung gilt als denkbar einfach, zieht allerdings eine lange Trocknungszeit von mehreren Tagen nach sich. Kleine Macke, Flecken und Unebenheiten lassen sich mit einer Flüssigtapete gut korrigieren oder kaschieren. Diese Tapete eignet sich besonders gut bei schwierigen Flächen wie gebogenen Wänden, Vorsprüngen oder Gewölbedecken und aufgrund ihrer hohen Atmungsaktivität auch für Feuchträume wie Bäder. Weil die Flüssigtapete jedoch Gerüche gut speichert, sollte sie nicht in der Küche oder in Raucherwohnungen eingesetzt werden. Der besondere Wandbelag lässt sich leicht wieder entfernen und kann an anderer Stelle erneut verwendet werden. Die Flüssigtapete ist vergleichsweise teuer.