17. Januar 2020, 14:19 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere haben besondere Ansprüche an ihr Zuhause. Bevor man also mit dem Gedanken spielt, sich einen tierischen Mitbewohner anzuschaffen, sollten grundlegende Fragen geklärt werden. myHOMEBOOK hat beim Tierschutzbund nachgefragt, wie eine tierfreundliche Wohnung beschaffen sein sollte.
Immer wieder hört man von sogenannten „animal hoarding“-Fällen, bei denen etliche Haustiere in einer kleinen Wohnung zusammengepfercht leben – oft unter schlimmen hygienischen Bedingungen. Glücklicherweise sind dies die Ausnahmen und ein Fall für den Tierschutz. Denn auch wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen eine Tierhaltung in der Wohnung zulassen, heißt das noch lange nicht, dass es auch ethisch vertretbar ist, Haustiere unter unwürdigen Bedingungen zu halten. Worauf es vor allem bei einer tierfreundlichen Wohnung für Hunde oder Katzen ankommt, erklärt Dr. Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund e. V. auf Nachfrage von myHOMEBOOK.
Wie sollte eine tierfreundliche Wohnung beschaffen sein?
„Das Tierschutzgesetz gibt vor, dass ein Tier verhaltensgerecht untergebracht sein muss und dass der Tierhalter die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken darf, dass dem Tier Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden“, erklärt Gerlach. Für Hunde gilt zudem die Tierschutz-Hundeverordnung: „Die Vorgaben sind aber als absolute Mindestvorgaben anzusehen.“ Die Anforderungen an das Halten in Räumen ist im § 5 der Tierschutz-Hundeverordnung geregelt.
Wie viel Platz sollte in einer tierfreundlichen Wohnung sein?
„Pauschal lässt sich nicht beantworten, wie viel Platz ein Hund oder eine Katze in der Wohnung brauchen“, erklärt die Tierschützerin. Wie groß eine Wohnung sein muss, damit sie auch tierfreundlich ist, hängt beispielsweise von der Rasse, der Größe und dem Gesundheitszustand des Tieres ab.
Für Katzen und andere Heimtiere gibt es keine gesetzlichen Vorgaben zur Haltung. Eine gute Grundlage bieten aber zum Beispiel die Haltungsbroschüren des Deutschen Tierschutzbundes zu Katzen und Hunden, sowie die Merkblätter der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT).
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Was bei der Hundehaltung in der Wohnung wichtig ist
„Da Hunde sehr soziale Lebewesen sind, fühlen sie sich am wohlsten, wenn sie im engen Kontakt zu ihren Sozialpartnern oder zu ihrer Familie leben können“, weiß Gerlach. Wird ein Hund nicht rechtzeitig daran gewöhnt, zumindest über begrenzte Zeiträume auch einmal alleine zu bleiben, so kann es zur Ausbildung von sogenannten Trennungsängsten kommen. Diese Ängste äußern sich beispielsweise in langanhaltendem Bellen oder Jaulen – oder auch in Zerstörungswut: „Für vollberufstätige Personen, bei denen auch sonst niemand tagsüber die Betreuung des Hundes übernehmen kann, scheidet daher ein Hund als Haustier in der Regel aus.“
Welche Ansprüche Hunde an die Wohnung haben
Außerdem haben Hunde unterschiedlicher Rassen oft auch sehr unterschiedliche Haltungsansprüche. „So gibt es beispielsweise sehr bewegungsfreudige Rassen wie etwa Setter, Windhunde oder andere Laufhunde, die viel Auslauf brauchen“, sagt Gerlach. Kleinere Hunde wie Dackel oder Westhighland-Terrier können nicht so viele Treppen steigen. Hunde wie Bordercollie oder sonstige Hütehunde wollen sehr abwechslungsreich beschäftigt werden.
Ein großer, lebhafter junger Hund, der gerne rennt, braucht ausreichend Bewegung – im Gegensatz zu einem älteren Tier, welches die Couch vorzieht. Sofern man einen Garten hat oder regelmäßig mit Hunden spazieren geht, kann man sie auch auf einer geringeren Wohnfläche halten. In der Wohnung braucht es für eine tiergerechte Gestaltung im Grunde nur einen Schlafplatz oder Schlafkorb für den Hund. Außerdem etwas Spielzeug, mit dem er sich auch mal in der Wohnung beschäftigen kann.
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Wie sieht eine tierfreundliche Wohnung für Katzen aus?
„Anders sieht es bei Katzen aus – hier braucht es eine besondere Einrichtung, zumindest bei Wohnungskatzen, die nicht nach draußen können oder dürfen“, erklärt Gerlach. Dazu gehören Versteck- und Klettermöglichkeiten, ausreichend Katzentoiletten und Kratzbäume. Auch ein Zugang zu einem Balkon ist empfehlenswert, damit die Katze mit frischer Luft und Wetter in Kontakt kommt. Dieser sollte jedoch unbedingt ausreichend gesichert sein.
„Wohnungskatzen sollten auch – wenn möglich – zu zweit gehalten werden, damit sie sich miteinander beschäftigen können“, fügt die Tierexpertin hinzu. Auch der Mensch sollte sich mit Wohnungskatzen intensiver beschäftigen und mit ihnen spielen und kuscheln. Eine Zweizimmerwohnung ist als Minimum bei der reinen Haltung von Wohnungskatzen anzusehen.
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Was kann passieren, wenn Tiere in der Wohnung zu wenig Platz haben?
„Haben die Tiere nicht genug Platz in der Wohnung und werden sie nicht genug ausgelastet, so kann das grundsätzlich zu Verhaltensstörungen führen“, warnt Gerlach. Besonders bei Katzen kann es zum Beispiel durch Stress oder Unwohlsein zu Unsauberkeit kommen. Katzen sollten außerdem in der Wohnung ausreichend Kratzmöglichkeiten haben. Üblicherweise markieren Katzen durch Kratzen ihr Revier, vor allem an den Grenzen. Ist in der Wohnung kein Kratzbaum oder etwas Ähnliches vorhanden, werden auch gerne mal Möbel oder andere Gegenstände markiert. Auch eine tägliche Beschäftigung mit dem Menschen und geistige Auslastung sind sehr wichtig für das Wohlbefinden von Katzen.
DIY-Tipp: Sogenannte Fummelbretter sind beispielsweise eine gute Möglichkeit, die Katze auszulasten, da sie sich ihr Futter dabei selbst erarbeiten muss. Die Bretter kann man schnell selbst bauen. Dazu einfach auf einem Holzbrett verschiedene Gefäße wie beispielsweise leere Plastikflaschen, Eierkartons oder Klopapierrollen befestigen. Darin versteckt man dann Futter, das sich die Katze herausfischen muss.