17. September 2021, 20:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Erbstücke und Flohmarktfunde liegen nach wie vor im Trend. Sie erzählen Geschichten, erinnern uns an geliebte Menschen und es heißt, sie würden ein Zuhause gemütlicher machen. Warum sich unsere Redakteurin dennoch gegen einige ihrer Vintage-Möbel und Accessoires entschieden hat und sie in den Keller gebracht hat, erklärt sie hier.
Es mag paradox klingen, aber statt mir neue Gemütlichkeit-bringende Dinge zuzulegen, habe ich mich schon vor einiger Zeit dafür entschieden eher etwas Ballast abzuwerfen. Dafür habe ich mich von vielen meiner geliebten Vintage-Möbel und Accessoires getrennt und sie in den Keller gebracht. Doch warum habe ich mich für diesen Weg entschieden und fühlt sich mein Zuhause jetzt wirklich gemütlicher an?
Vom Nach- zum Umdenken
Ich habe von meinen Großeltern jede Menge alter Möbel und Accessoires vererbt bekommen, die ich dann als geliebte Erinnerung sehr präsent in mein Zuhause integrierte. Mit den Jahren gesellte sich der ein oder andere Flohmarktfund hinzu. Ich habe all das lange nicht weiter hinterfragt, mich einfach jeden Tag an den „alten Stücken“ erfreut. Bis ich mich immer mehr mit Feng Shui, aber auch dem Minimalismus auseinandersetzte. Beide Ansätze haben mich zum Nach- und schließlich zum Umdenken gebracht. Denn schon seit einiger Zeit hatte ich unterbewusst das Gefühl, von allem viel zu viel zu besitzen, mich in meinen eigenen vier Wänden nicht mehr komplett frei – zum Beispiel für Yoga – ausbreiten zu können.
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Alter vor Schönheit? Nein!
Ich begann also allmählich, mich von Dingen zu lösen. Natürlich mussten zunächst neuere Habseligkeiten weichen, die ich mir beispielsweise von meinem ersten Gehalt gekauft hatte und die von minderer Qualität waren. Irgendwann ging es aber auch an meine eigentlich geliebten Vintage-Möbel und Accessoires. Im Kopf hatte ich den Gedanken an Feng Shui, im Herzen den an meine Großeltern. Ich war hin- und hergerissen, wusste aber nun mal, einzelne Möbelstücke hatten schon lange kaum noch Gebrauch und Beachtung gefunden. Und das wäre doch auch nicht im Sinne jener geliebter Menschen gewesen, oder? Solange ich mich weiter an sie erinnerte, tröstete ich mich selbst, sei alles gut. Zögerlich schaffte ich also die ersten Dinge in den Keller, rückte allerdings, zum emotionalen Ausgleich, andere Dinge wie alte gemeinsame Bilder wieder mehr in den Fokus.
Was sagt Feng Shui?
Auch wenn sich dies für manche Menschen nach Esoterik anhören mag, steckt für mich viel Nachvollziehbares in Feng Shui. So besagt die chinesische Einrichtungslehre in Bezug auf Erbschaften und andere antike Stücke, dass diese aufgrund ihres Alters viel negative Energien in sich tragen und die sie dann in einem Zuhause bündeln. Es entsteht eine Blockade, die Energien, vor allem aber den Lebensfluss ins Stocken geraten lässt. Oder anders ausgedrückt: Werden wir tagtäglich an die Vergangenheit erinnert, schwelgen wir unterbewusst in ihr, und hängen gewissermaßen dauerhaft an ihr fest. So ist es schwer möglich, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Es mag sich wie Hokuspokus anhören, aber – kleiner Spoiler – umso mehr man diesen Gedanken verinnerlicht, desto mehr wächst das Verständnis, geliebte Andenken im Herzen und nicht im Haus aufzubewahren.
Es war auch eine praktische Entscheidung
Natürlich gab es aber auch praktisch-motivierte Gründe, meine Vintage-Möbel und Accessoires in den Keller zu verbannen. An dieser Stellte spielt die Idee des Minimalismus eine wichtige Rolle. Wie schon erwähnt, hatte ich seit einiger Zeit das Gefühl, dass mein Zuhause viel zu viel Besitz beherbergte. Nüchtern betrachtet verhielt sich natürlich alles im Rahmen, aber es fühlte sich eben wie fortschreitendes Ersticken im eigenen Zuhause an. Also musste ein Teil nach dem anderen den Auszug oder wohl besser Weiterzug in meinen Keller antreten. Und da stehen sie nun bis heute: ein kleiner Beistelltisch, alte Keramikvasen, ein zerbeulter Koffer, ein gefühlt 100-teiliges Küchenservice und der viele Dinge mehr.
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Gemütlichkeit neu interpretiert
Auch wenn der Trennungsschmerz zunächst groß war, war es doch gewissermaßen auch eine Befreiung, und zwar in vielerlei Hinsicht. Ich habe jetzt deutlich mehr Platz, wodurch andere geliebte Teile viel besser zur Geltung kommen. Das Erfreuen und Wertschätzen, aber vor allem auch das Wissen darum, dass man gar nicht so viel braucht, um glücklich wohnen, nein, leben zu können, definiert Gemütlichkeit für mich neu. Ich habe meine Entscheidung bis heute nicht bereut. Allerdings sei an dieser Stelle auch gesagt, dass Vintage-Möbel und Accessoires im Keller zu parken, nicht der komplett richtige Lösungsweg ist. Denn die Energien stauen sich dann an diesem Ort. Und darum soll es demnächst auch zum Wertstoffhof gehen…