7. Mai 2022, 12:54 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kompliziert geschnittene Räume stellen beim Einrichten oftmals eine Herausforderung dar. Mit Gestaltungsmitteln wie Tapeten können räumliche Makel jedoch geschickt ausgetrickst werden. Interior Designerin und myHOMEBOOK-Autorin Odett Schumann verrät, worauf es bei Mustertapeten ankommt.
Nicht jeder Raum bietet die perfekten Gegebenheiten. Ein stark verwinkelter Flur, ein schmal geschnittenes Bad oder ein Wohnzimmer mit auffallend niedriger Decke haben daher eine Sache klar gemeinsam: Sie fühlen sich meist nicht sonderlich gemütlich an. Doch ungünstige Grundrisse, Dimensionen und Lichtverhältnisse müssen das Wohlgefühl eines Raumes nicht zwingend negativ beeinflussen. Mit Gestaltungsmitteln wie Tapeten kann man gezielt Einfluss auf die Wirkung eines Raumes nehmen. Der Trick liegt hierbei in der optischen Täuschung. Und so gibt es für jeden problematischen Raum passende Muster und Farben, die den Makel visuell und harmonisch ausgleichen können.
Tapeten für kleine Räume
Aufgrund ihrer bedrückenden Enge fühlen wir uns in kleinen Räumen schnell unbehaglich oder gar unsicher. Einem solchen Raum gilt es, Weite zu verleihen und sämtliche Dimensionen etwas zu stretchen. Hier sollten Tapeten in hellen, leicht kühlen Farben wie Weiß, Hellgrau oder auch einem zarten Pastellton zum Einsatz kommen. Bei der Art des Tapetenmusters darf es gern ein eher kleinteiliger Dekor mit regelmäßigen Wiederholungen sein.
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Tapeten für große Räume
Große Räume haben zwar reichlich Platz zu bieten, doch diese Weite löst gewissermaßen auch ein Verlorenheitsgefühl aus. In diesem Fall lässt sich mit Tapeten Stabilität und Behaglichkeit herstellen. Hilfreich sind hier primär große Muster, gern auch in dunklen, warmen Farben. Ein maximiertes Blütendessin minimiert die Fernwirkung und verengt so den Raum optisch spürbar. Dieser Effekt lässt sich mit einem diagonal verlaufenden Muster sogar noch steigern. So werden scheinbar fliehende Außenwände ins Rauminnere gezogen.
Tapete für niedrige Räume
Insbesondere niedrige Räume lösen ein enorm beklemmendes und ungemütliches Gefühl aus. Es scheint ganz so als drohe einem, die sprichwörtliche Decke auf den Kopf zu fallen. In diesem Fall ist es besonders wichtig, den Raum vertikal auseinanderzuziehen, das Gewicht dabei am Boden zu halten und die Decke optisch in die Höhe zu stemmen. Am besten gelingt dies, wenn der Grund dunkelfarbig ist, die Wände mit längst gestreiften Tapeten versehen sind und die Decke hell bleibt. Bei einer dunklen Decke, die auch nicht verändert werden kann, kann alternativ eine nach oben gerichtete Beleuchtung wie Deckenstrahler helfen.
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Tapeten für hohe Räume
Grundsätzlich gelten Räume mit hohen Decken von drei bis zu fünf Meter als äußerst beliebt bei der Wohnungssuche. Doch derart extreme Raumdimensionen, wie man sie häufig im Altbau findet, haben auch so ihre Tücken: unangenehmer Hall, schlechte Wärme-Kälte-Regulierung und ein spürbarer Mangel an Gemütlichkeit. Um also eine scheinbar fliehende Decke visuell Richtung Boden zu ziehen, kann etwa der obere Wandabschluss dunkler gehalten sein als der Rest des Raumes.
Damit verlagert man das Gewicht an die Decke, was dem Gesetz der Erdanziehung und unserem Empfinden nach gen Bodenfläche strebt. Auch Querstreifen oder andere waagerecht verlaufende Muster sind ein probates Mittel, um einen hohen Raum optisch zusammenzuziehen.
Tapeten für dunkle Räume
Auch dunkle Räume bedeuten einrichtungstechnisch häufig eine Herausforderung. Entweder erhalten diese Wohnbereiche aufgrund ihrer Ausrichtung gen Norden kaum Tageslicht oder aber müssen aufgrund des gänzlichen Fehlens von Fenstern komplett auf natürliche Helligkeit verzichten. Fakt ist: Wo viel Dunkelheit, da braucht es deutlich mehr Licht, um diesen Mangel annähernd ausgleichen zu können.
Neben einer hohen Ration künstlicher Beleuchtung ist es zusätzlich ratsam, die allgemeine Raumgestaltung weitestgehend hell zu halten. Auf diese Weise werden sich die Gesetze der Reflexion zunutze gemacht, indem das Licht über sämtliche Projektionsflächen einfach in den Raum zurückgeworfen wird. Mit weißen, creme- oder sandfarbenen Tapeten, die gern auch warmstichig sind, wird einem dunklen Raum so auch zu spürbar mehr Gemütlichkeit verholfen.
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Tapeten für schmale Räume
Häufig trifft es den Flur, der auffallend lang und schmal ausfällt. In Altbauwohnungen sind sogar meist auch Küche und Bad von einem schlauchförmigen Schnitt betroffen. Solche Raumdimensionen können das Willkommensein-Gefühl gerade im Eingangsbereich erheblich mindern. Auch hier kann mit den richtigen Tapetenmustern gegengesteuert werden.
Zunächst einmal ist es ratsam, einen schmalen Raum in seiner Farbigkeit grundsätzlich hell statt dunkel zu halten. Für die Stirnseiten des Raumes können kontrastierende Töne gewählt werden. Ein Querstreifen-Muster an den Wänden hilft außerdem, den Raum visuell auseinanderzuziehen.