18. Januar 2022, 19:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das Auge entscheidet mit! Möchte man eine Wohnung verkaufen oder vermieten, sollte man sie für die Bebilderung ansprechen inszenieren. Interior Designerin und myHOMEBOOK-Autorin Odett Schumann erklärt, worauf es dabei ankommt.
Geht es auf Reisen, entscheidet neben den Serviceleistungen meist der Look einer Unterkunft über den bevorstehenden Aufenthaltsort. Ähnlich ist es auch bei Wohnungsinseraten. Auch hier ist eine schmeichelnde Optik ausschlaggebend für eine entsprechende Nachfrage. Bilder, die ein aufgeräumtes und ästhetisches Zuhause präsentieren, stoßen erfahrungsgemäß auf deutlich mehr Interesse. Sollen die eigenen vier Wände mit einem Wohnungsinserat zum Verkauf, zur Nach- oder Zwischenmiete angeboten werden, ist es hilfreich zu wissen, wie man diese ansprechend inszenieren kann.
Auf die Perspektive kommt es an
Beim Fotografieren eines Möbels spielt die richtige Perspektive eine entscheidende Rolle. Große, für den Wohnalltag relevante Möbelstücke wie Bett oder Esstisch sollte man bestenfalls in ihrer Gesamtheit darstellen. Weil das aber aufgrund der Größenverhältnisse dieser Möbel nicht möglich ist, empfiehlt es sich, diese nicht frontal, sondern über Eck zu fotografieren.
Außerdem sollte die Aufnahme eher von oben nach unten erfolgen. In Form einer Draufsicht lassen sich sämtliche Dimensionen deutlich besser erfassen und es fällt leichter, sich eine genaue Vorstellung von Bett oder Tisch zu machen. Durch diese Art der Darstellung erhält man zudem eine bessere Ansicht von Besonderheiten wie Möbelbeinen, Oberflächenstrukturen, aber auch der genauen Form eines Möbels.
Im richtigen Moment, im richtigen Licht
Wesentlich für gute Aufnahmen ist bekanntermaßen auch der Faktor Licht. Dafür muss manchmal auch der richtige Moment abgepasst werden, um das eigene Zuhause so in schönstes Sonnenlicht tauchen zu können. So kommt eine Küche mit Balkon oder ein Wohnzimmer mit großzügiger Fensterfront im aufsteigenden Morgenlicht oder bei Sonnenuntergang besonders gut zur Geltung. Lichtdurchflutete Räume wie diese wecken Assoziationen an ein gemütliches Frühstück oder ein geschmackvolles Dinner.
In Räumen, wo es hingegen mehr auf Funktion ankommt wie im Badezimmer oder auch im Homeoffice, sollte man am besten mit dem kompletten Tageslicht oder mit künstlicher Ausleuchtung arbeiten. Nur so bekommt die meist karge, farbarme Einrichtung dieser Räume eine warme Facette verliehen.
Aufnahmen vom Schlafzimmer wirken besonders mit viel indirektem Licht ausgesprochen gemütlich. Künstliche Lichtquellen wie Nachttisch- oder Wandleuchten, aber auch Lichterketten über dem Betthaupt kreieren eine entsprechende Atmosphäre. Aber Vorsicht: In allen Räumen, wo sich große, dunkle Möbel befinden, die viel Licht schlucken, muss beim Fotografieren gegebenenfalls zusätzliches künstliches Licht verwendet werden.
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Keine halben Sachen
Seien Sie nicht sparsam beim Fotografieren von Möbeln und Räumen. Einzelne, noch dazu abgeschnittene Bilder können eine dubiose Wirkung erzeugen und den Verdacht einer betrügerischen Anzeige wecken. Deutlich vertrauenserweckender wirkt es, wenn man Möbel und Räume aus verschiedenen Winkeln und möglichst im Ganzen ablichtet. Nur so entsteht ein aussagekräftiger Anblick vom gesamten Ambiente. Zusätzliche Fotos mit Detailaufnahmen von Griffen, Oberflächen oder speziellen Funktionen sind ebenso ratsam. Sie helfen dem potenziellen Käufer oder Mieter möglicherweise bei seiner Entscheidung.
Möbel in Funktion zeigen
Sollen Räume mit Stauraummöbeln fotografiert werden, empfiehlt es sich, diese auch in Funktion zu zeigen. Der Kleiderschrank im Schlafzimmer, das Sideboard im Wohnzimmer oder auch die Regale im Homeoffice gilt es beim Wohnungsinserat mit ein wenig Inhalt zu inszenieren. Idealerweise sind Schubladen, Klappen oder (Schiebe-)Türen dabei einen Spalt (ca. 25 cm) geöffnet. So gewährt man einen kleinen Einblick und gibt doch nicht zu viel der Privatsphäre preis.
Möbel, die dagegen „nackt“ präsentiert werden, können eventuell den Eindruck erwecken, dass es sich bei der geschalteten Annonce um einen Betrug handelt. Ein befülltes Möbelstück wirkt nicht nur vertrauter und wohnlicher, es demonstriert einem Interessenten auch gleichzeitig potenzielle Verwendungszwecke.
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Wohnungsinserat inszenieren und Atmosphäre schaffen
Will man die eigenen vier Wände für ein Wohnungsinserat geschmackvoll inszenieren, ist es wichtig, die richtige Atmosphäre zu schaffen. Zugegeben – ein bewohntes, aber gleichzeitig auch ansprechend wirkendes Zuhauses zu zeigen, kann ein schmaler Grat zwischen chaotischem Look und Katalog-Ambiente bedeuten. Deswegen ist es hier ratsam, eine „ordentliche Wohnszene“ zu kreieren, besser gesagt, anzudeuten. So wirkt ein teilweise gedeckter Esstisch mit Platzsets und ein wenig Geschirr gleich viel ansprechender.
Noch besser kommt der Tisch allerdings im stimmigen Ensemble mit passenden Stühlen, Hockern oder Bänken zur Geltung. Denken Sie hierbei auch an Textilien wie gemütliche Sitzkissen sowie einen rahmenden Teppich. Auch im Schlafzimmer lassen sich einige Punkte berücksichtigen: Ratsam ist es, ein Bett nicht nur mit seiner blanken Matratze, sondern idealerweise frisch bezogen und dekoriert mit dem einen oder anderen textilen Accessoire wie Kissen und Decken abzulichten. Wem das zu viel Einblick in die Privatsphäre ist, der kann auch auf eine ansprechende und gleichzeitig praktische Tagesdecke zurückgreifen.