14. September 2020, 5:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Dem Sessel zur Couch gehört nicht mehr nur eine Nebenrolle. Da Sofas immer zierlicher und auch kleiner werden, wird die Sitzgruppe inzwischen gerne um einen oder mehrere Sessel erweitert.
Lange Zeit dominierte vor allem ein Möbelstück die eigenen vier Wände: die Sitzlandschaft. Doch mittlerweile gibt es einen Wohntrend, der den übergroßen Sitzgruppen den Rang abläuft. Es geht um kleine Sofas, die mit einem Sessel oder auch mehreren Exemplaren kombiniert werden.
Warum liegt der Sessel so im Trend?
Insgesamt werden die Möbelmaße kleiner und die Stücke an sich auch filigraner, erklärt Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie. „Genau diese Tendenz zeigt sich auch an dieser Kombination.“ Grund ist der schwindende Wohnraum: „Immer mehr Menschen möchten gern in der Stadt wohnen. Das bedeutet aber, dass Wohnungen generell kleiner werden – und wenn das Platzangebot nicht groß ist, müssen die Möbel ja auch zu den Räumen passen.“
Die kleineren Sitzmöbel sehen aber nicht nur im kleinen Wohnzimmer gut aus. „Wer es gern luftig und großzügig mag, ist mit diesem Wohntrend ebenso gut beraten“, findet Trendanalystin Gabriele Kaiser aus Landsberg am Lech.
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Welche Sessel-Arten gibt es?
Eine zentrale Rolle kommt bei diesem Wohntrend dem Sessel zu. Das Angebot ist so vielfältig wie der Geschmack, das macht die Auswahl nicht so einfach. „Am wichtigsten ist dabei zunächst die Frage, wozu der Sessel gedacht ist“, findet Kaiser. „Soll er tatsächlich zusammen mit dem Sofa platziert werden oder ist er als Lese- oder Relax-Sessel gedacht, der separat stehen soll.“
Die Antwort auf diese Frage bestimmt die zu wählende Sesselform. „Für eine Leseecke ist der Ohrensessel eine sehr gute Wahl“, erklärt Kaiser. „Weil er aufgrund seiner Bauweise eine Art Kokon bildet, in dem man in aller Ruhe ein Buch lesen kann. Wer dagegen einen Sessel kauft, um ihn mit einem Sofa zu kombinieren, sollte darauf achten, dass dieser nach allen Seiten offen ist, um ungestörte Kommunikation zu ermöglichen.“
Da es oft schwer fällt, die Maße eines Sessels im Möbelhaus oder im Onlinehandel nachzuvollziehen, rät Experte Kurth: Die Maße zu Hause mit ausgelegten Zeitungen oder Kartons auf den Boden zu übertragen. „So bekommt man ein Gefühl dafür, wie viel Platz er einnimmt und ob das zum Rest der Einrichtung passt.“
Die Fünf-Zentimeter-Regel für bequemes Sitzen
Aber der Sessel muss sich nicht nur stimmig in das Wohnkonzept einfügen, er muss auch den Menschen passen, die auf ihm Platz nehmen wollen. „Entscheidend ist dabei vor allem die Breite des Sitzes“, sagt Kaiser. „Sie sollte groß genug sein, damit man sich im Sessel nicht eingeengt fühlt. Bei eher stattlichen Menschen darf die Sitzfläche gern 60 Zentimeter und mehr betragen.“
Darüber hinaus sollte die Sitzfläche zur Beinlänge passen. „Das spielt beispielsweise beim Lounge-Chair eine große Rolle, der traditionell nach hinten geneigt ist“, erläutert Kaiser. „Als Faustregel hier gilt: Wenn man sich bis an die Lehne setzt, sollte von der Sesselkante bis zur Kniebeuge rund fünf Zentimeter Platz sein.“
Wer besonderen Wert auf Komfort legt, ist mit einer verstellbare Rückenlehne und einen zum Sessel dazu passenden Hocker gut beraten. „Hier muss man beim Ausmessen natürlich den Hocker separat einplanen“, so Kurth.
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Materialmix im Trend
Der Trend, einen oder gar mehrere Sessel zu einer filigranen Couch zu kombinieren, bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten. „Eine Idee der Kombination ist es zum Beispiel, unterschiedliche Materialien für Sofa und Sessel zu wählen. So kann man sich für ein Sofa in Leder entscheiden, dazu wählt man einen Sessel aus einem derberen Wollstoff“, schlägt Kurth vor. Dieser Materialmix ist nach wie vor ein trendiges Wohnthema.
Vielfach stellt sich die Frage Stoff oder Leder nicht nur wegen des optischen Konzepts, sondern auch unter dem Aspekt der Pflege. „Lange Zeit galt Leder als besonders pflegeleicht, weil man Flecken oft einfach abwischen konnte“, sagt Kaiser. „Heute aber sind die meisten Möbelstoffe technisch so bearbeitet, dass sie einen Anti-Flecken-Schutz bieten. Deshalb sind sie heute nahezu genauso pflegeleicht wie Leder.“
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Knalligen Sessel zum schlichten Sofa stellen
Neben den Materialien bieten sich auch verschiedene Farben zur Zusammenstellung an: „Hier kann man wahlweise Ton in Ton oder ganz bewusst mit Kontrasten arbeiten“, rät Kaiser. „Helle Töne wie Creme für ein Sofa sehen toll aus zu einem Sessel in kräftigem Rot oder Blau.“ Auch warme Nuancen von Honig oder Terrakotta sind aktuell angesagt. „Diese lassen sich schön mit einem klaren Blauton oder Grün kombinieren. Wer es dezenter mag, kombiniert ein beigefarbenes Sofa mit einem Sessel in einem warmen Schokobraun oder ein Sofa in Grau mit einem Sessel in Anthrazit.“
Sie rät grundsätzlich zu dieser Gestaltungsformel: Je kleiner das Möbelstück, desto kräftiger der Farbton – und umgekehrt. „Größere Möbelstücke wie ein Sofa sollten in einem eher neutralen Ton gehalten sein, der Sessel dazu darf Akzente setzen.“ Sonst sieht man sich zu schnell an der Kombination satt.