11. September 2020, 21:10 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Die Hände sind das wichtigste Werkzeug des Menschen. Bei Heimwerkerarbeiten in Haus und Wohnung oder Gartenarbeiten sollte man sie deshalb besonders gut schützen. Welche Arbeitshandschuhe es gibt, wann man sie nutzt und bei welchen Tätigkeiten sie Heimwerkern jedoch auch schnell gefährlich werden können.
Bei Heimwerkerunfällen werden am häufigsten die Hände in Mitleidenschaft gezogen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie müssen so jährlich rund 300.000 Heimwerker wegen Handverletzungen verarztet werden. Besonders häufig sind dabei Daumen und Zeigefinger betroffen – die wichtigsten Finger, ohne die nicht nur das Heimwerken nicht mehr möglich ist. Um den wortwörtlichen blauen Daumen, aber auch Schnitt- und Hautverletzungen zu vermeiden, ist nicht nur die richtige Handhabung der Geräte wichtig. Auch der korrekte Hand- und Hautschutz durch passende Arbeitshandschuhe ist unerlässlich.
Wann Arbeitshandschuhe sinnvoll und wichtig sind
Es gibt viele Situation beim Gärtnern und Heimwerkern, bei denen das Tragen von Arbeitshandschuhen wichtig und sinnig ist. Dazu zählen:
- Gartenarbeiten, vor allem bei Tätigkeiten, bei denen man mit Dornen, Spitzen, Erde oder den Komposthaufen in Kontakt kommt. Hier bieten die Handschuhe auch Schutz vor Infektionen
- bei länger dauernden Arbeiten mit rauen, scharfkantigen, spitzen Utensilien
- das Hantieren mit Chemikalien, Gefahrenstoffen, Klebstoffen
- Malerarbeiten
- Löten
- Arbeiten mit dem Winkelschleifer
- Schweißen
- Tätigkeiten bei widrigen, nassen, kühlen Temperaturen
- Arbeiten mit heißen Materialien, z. B. Metall
Bei welchen Tätigkeiten Handschuhe gefährlich sein können
Doch nicht immer ist der Griff zum Handschuh empfehlenswert. Im Gegenteil. Vor allem beim Heimwerken wird der vermeintliche Arbeitsschutz rasch zur gefährlichen Falle für Hände und Finger: Schnell könnten sich die Handschuhe in beweglichen Geräteteilen verfangen und die Hände in Gefahr bringen. Auch beeinträchtigen Handschuhe mitunter den Tastsinn und das Griffvermögen vor allem bei feinmotorischen Arbeiten. Um das Verletzungsrisiko deshalb gering zu haben, sollte man bei folgenden Tätigkeiten keine Arbeitshandschuhe tragen:
- beim Arbeiten mit drehenden Maschinen
- bei Kreissägearbeiten
- beim Bedienen von Bohrmaschinen
Welche Handschuharten gibt es?
Ein Blick in die Regale der Baumärkte zeigt: Arbeitshandschuh ist nicht gleich Arbeitshandschuh. Vielmehr gibt es diverse Handschuhe mit unterschiedlichen Eigenschaften, abgestimmt auf die jeweiligen Einsatzbereiche:
Gartenhandschuhe
Ob beim Umgraben, Eintopfen von Pflanzen oder beim Beschneiden von Bäumen und Sträuchern: Mit einem Montagehandschuh sind Hobbygärtner in der Regal für die vielfältigsten Tätigkeiten im Garten gut beraten. Die Handschuhe halten die Hände bei der Gartenarbeit sauber, schützen aber auch vor Dornen und Stacheln, ebenso wie vor Kälte und Nässe. Meistens ist diese Art der Arbeitshandschuhe aus atmungsaktiven Latex oder Nylon gefertigt. Handschuhe aus Leder bieten noch einmal besseren Schutz. Vor allem bei Verschnittarbeiten mit Dornen und Ästen sind sie sehr sinnvoll. Für Gartenhandschuhe sehr charakteristisch sind Noppen auf der Handinnenseite. Sie sollen den Grip verbessern.
Malerhandschuhe
Bei Malerarbeiten benötigen Hobbyhandwerker viel Feingefühl, gutes Tastempfinden und Griffsicherheit. Für genügend Grip, aber auch den notwendigen Schutz vor bedenklichen Farben, Stoffen und Lacken sorgen Malerhandschuhe. Diese sind wasser- und ölbeständig und bestehen oft aus Nylon und einer Polyurethan-Beschichtung, wie man sie auch bei Outdoor-Kleidung findet.
Chemikalienschutzhandschuhe
Chemikalienschutzhandschuhe schützen bei vielfältigsten Tätigkeiten mit chemischen Stoffen, Klebstoffen und Lacken. Um zuverlässig Schutz vor gefährlichen Stoffen zu bieten, bestehen sie in der Regel aus mehrere Schichten Latex, verschiedenen Kautschukarten, Laminaten, PVC oder auch Neopren. Die Stärke dieser Arbeitshandschuhe variiert. Pauschal gilt: Je dicker das Material, desto höher ist das Rückhaltevermögen des Handschuhs gegenüber den Chemikalien.
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Wichtig: Diese Arbeitshandschuhe sollten entsprechend der vom Hersteller bekanntgegebenen Tragedauer und Durchdringungsdauer genutzt werden.
Schweißerhandschuhe
Keine Schweißarbeiten ohne Schweißerhandschuhe! Greifen Heimwerker zum Schweißgerät, ist guter Arbeitsschutz unerlässlich. Dabei müssen diese Schutzhandschuhe so einiges aushalten. Guten Schutz bieten Schweißerhandschuhe, die aus Leder gefertigt und beständig gegenüber Hitze und Feuer sind. Umherspritzende Metallteile sind beim Schweißen keine Seltenheit. Zudem sollten sie schnitt-, reiß- und abriebresistent sein. Für Schweißerhandschuhe charakteristisch ist die Handstulpe. Sie schützt auch die Unterarme vor fliegenden Funken.
Lederhandschuhe für Arbeiten mit Metall
Nicht nur beim Schweißen ist es ratsam, zu Leder zu greifen. Auch wenn Arbeitshandschuhe aus Kunststoffen viele Vorteile haben und in vielen Bereichen eine gute Wahl sind, muss es manchmal Leder sein. Gerade beim Heimwerken mit Metall sind beispielsweise robuste Handschuhe unerlässlich. Sie trotzen Funkenflug, Abrieb und scharfen Kanten.
Montagehandschuhe
Sie sind der Allround-Handschuh unter den Arbeitshandschuhen: die Montagehandschuhe. Immer dann, wenn es knifflig wird und Beweglichkeit auf Arbeitsschutz trifft, sind sie gefragt. Bei dieser Art handelt es sich in den meisten Fällen um Handschuhe, die aus Nylon und dünnem Leder gefertigt sind. Mitunter werden in ihnen auch High-Tech-Fasern verarbeitet. Montagehandschuhe gelten als durchstich- und reißfest. Zugleich sind sie aber auch atmungsaktiv.
Elektriker-Schutzhandschuh
Ganz besonders wenn es spannend wird, sollten Hobbyheimwerker an den Arbeitsschutz denken. Spezielle Antistatikhandschuhe, auch als ESD-Handschuhe oder Spannungsschutz-Handschuh betitelt, schützen bei Elektroarbeiten. Diese Elektriker-Schutzhandschuhe bestehen meistens aus Gummi oder mit Kohlenstofffasern durchwebten Polyamid. Mitunter sind die Fingerkuppen zusätzlich mit Polyurethan behandelt. Auch mit diesen Handschuhen ist ein flexibles und genaues Arbeiten möglich.
Schnittschutzhandschuhe
Gerade für knifflige Arbeiten eignen sich spezielle Schnittschutzhandschuhe. Sie schützen die Finger und Hände zuverlässig, ermöglichen zugleich aber auch ein präzises Arbeiten. Mitunter gibt es innovative Materialzusammenstellungen: schnittfeste Stahlfasern schützen beispielsweise die Hände, Bambusfasern sorgen für ein angenehmes Tragegefühl.
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Winterarbeitshandschuhe und Kälteschutzhandschuhe
Gerade für Arbeiten bei kalten Temperaturen sind Kälteschutzhandschuhe, auch als Winterarbeitshandschuhe bekannt, empfehlenswert. Sie verhindern, dass Kälte und Nässe den Händen zusetzen und das Heimwerken dadurch erschwert, was wiederum auch das Verletzungsrisiko erhöhen würde.
Hitzeschutzhandschuhe
Geht es beim Heimwerken heiß her, schützen spezielle Hitzeschutzhandschuhe zuverlässig. Je nach Modell sind damit die Hände vor Temperaturen bis zu 100 Grad Celsius geschützt. Viele schützen auch den empfindlichen Pulsadernbereich, ermöglichen jedoch zugleich präzises Arbeiten und absorbieren Schweiß.
Einweghandschuhe
Nicht gerade umweltfreundlich, jedoch bei manchen Arbeiten sehr praktisch sind Einweghandschuhe. Sie schützen die Hände allerdings nur bedingt, sind sie doch nicht so robust wie andere Arbeitshandschuhe. Nach einmaligem Gebrauch sind sie reif für die Mülltonne.
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4 Tipps für den Kauf von Arbeitshandschuhen
Jedes Heimwerkerprojekt birgt andere Gefahrenquellen. Um seine Hände und Finger so gut wie möglich zu schützen, ist es sinnig, Arbeitshandschuhe entsprechend den Anforderungen auszuwählen. Darüber hinaus gibt es einiges, was man beim Kauf beachten kann, um qualitativ hochwertige und vor allem sichere Arbeitshandschuhe auszuwählen:
1. Tipp: Auf Hinweise zu DIN-Normen, Schutznorm und Piktogramme achten
Arbeitsschutzhandschuhe unterliegen der DIN-Norm, in diesem Falle der EN 420. Entsprechend dieser Norm müssen sie hinsichtlich verschiedener Kriterien wie Hersteller, Artikelbezeichnung und Größe gekennzeichnet sein. Zudem unterteilen die Hersteller ihre Produkte entsprechend der Schutzkategorien:
- 1. Kategorie: geringer Schutz: beispielsweise für Handschuhe, die man beim Putzen oder der Gartenarbeit tragen kann
- 2. Kategorie: mittlerer Schutz: gilt für alle Handschuhe, die nicht in die erste oder dritte Kategorie fallen
- 3. Kategorie: hoher Schutz: gilt beispielsweise für Handschuhe mit Chemikalienkontakt und sehr hohen Temperaturen
Auch auf den Arbeitshandschuhen selbst oder deren Verpackung sollten sich Piktogramme wiederfinden lassen. Insbesondere Hitzeschutzhandschuhe und Kälteschutzhandschuhe sollten hinsichtlich Grad und Umfang ihrer Schutzfunktion gekennzeichnet sein.
2. Tipp: Auf Bequemlichkeit und Passgenauigkeit achten
Damit Arbeitshandschuhe auch wirklich schützen und nicht das Arbeiten behindern, ist es wichtig sie vor dem Kauf anzuprobieren.
3. Tipp: Arbeitshandschuhe zu den Tätigkeiten passend auswählen
Man muss nicht unbedingt eine große Sammlung an Arbeitshandschuhen sein eigen nennen. Trotzdem empfiehlt es sich zu schauen, ob die Handschuhe für die jeweilige Arbeit oder das Heimwerkerprojekt geeignet sind und ausreichend Schutz bieten.
Tipp: Für gelegentliche Tätigkeiten in Haus und Garten sind Montagehandschuhe oft eine gute Wahl.
Tipp 4: Auf Schadstoffe achten
Arbeitshandschuhe treten in direkten Kontakt mit der Haut. Wichtig ist es daher vor dem Kauf darauf zu achten, aus welchen Materialien der Handschuh besteht. In der Vergangenheit fielen vor allem Gartenhandschuhe gehäuft in Tests aufgrund giftiger Weichmacher negativ auf.