26. März 2022, 6:33 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Mit einem negativen Schufa-Eintrag muss man den Traum vom eigenen Haus begraben? Nicht unbedingt. Zugegeben: Der Vermerk wirft kein gutes Licht auf den Kreditnehmer. Trotzdem ist es möglich einen Baukredit zu bekommen.
Wenn es um den Schufa-Eintrag geht, schrillen bei den meisten Menschen die Alarmglocken. Was viele nicht wissen: Einträge bei der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) hat fast jeder. Denn sobald wir einen Kauf- oder Kreditvertrag abschließen, gibt es einen Vermerk in der Schufa. Solange man pünktlich bezahlt, ist der Eintrag positiv. Der sogenannte Schufa-Score sinkt erst, wenn Mobilfunkanbieter oder Onlinehändler trotz zahlreicher Mahnungen vergeblich auf ihr Geld warten – und das der Schufa melden. Wie man trotz Schufa-Eintrag an einen Baukredit kommt, erfahren Sie hier.
Schufa-Einträge vor Antrag für Baukredit prüfen
Es kommt immer wieder vor, dass Schufa-Einträge veraltet sind. Oder dass man gar nichts davon weiß – zum Beispiel, weil der Nachwuchs heimlich auf Kosten der Eltern etwas im Internet bestellt hat. Ärgerlich, wenn das erst im Gespräch mit dem Bankberater auffällt. Daher empfiehlt es sich, dem Kreditgeber zuvorzukommen: Jeder darf einmal im Jahr eine kostenlose Selbstauskunft anfordern (Art. 15 DSGVO). Diese Datenkopie listet alle Schufa-Einträge auf. Fallen bei der Überprüfung zuhause fehlerhafte Einträge auf, kann man diese noch rechtzeitig löschen lassen.
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Wie gehen Banken bei der Kreditvergabe vor?
Bevor die Bank ein Darlehen vergibt, nimmt sie die Kreditwürdigkeit (Bonität) des Antragstellers genau unter die Lupe. Schließlich will sie wissen, ob der Kreditnehmer in der Lage ist Zins und Tilgung langfristig zu bezahlen. Neben dem Schufa-Score sind insbesondere folgende Fragen relevant:
- Wie hoch ist das monatliche Einkommen?
- Wie viel Eigenkapital kann der zukünftige Eigentümer zur Finanzierung beisteuern?
- Besitzt er andere Vermögensgegenstände (etwa Immobilien oder Autos)?
- Hat er ein deutsches Bankkonto?
- Hat er einen festen Wohnsitz in Deutschland?
- Wie alt ist der Kreditnehmer?
Es fließen also verschiedene Faktoren in die Entscheidung der Bank mit ein. Das bedeutet: Ein negativer Schufa-Eintrag allein führt nicht automatisch zu einer Absage der Immobilienfinanzierung. Es kommt auf die gesamte wirtschaftliche Situation an.
Baukredit trotz Schufa-Eintrag: Welche Möglichkeiten gibt es?
Der Kreditnehmer muss die Bank also trotz negativem Schufa-Eintrag von seiner Zahlungsfähigkeit überzeugen. Wenn er in Sachen Schufa nicht mit einer weißen Weste glänzen kann, braucht er andere gute Argumente für den Baukredit – etwa ein solides Einkommen, einen Wohnsitz in Deutschland und ein (bereits abbezahltes) Auto. Die Chancen steigen weiter, wenn man zusätzlich eine der beiden folgenden Möglichkeiten in Betracht zieht:
1. Bürgschaft
Bürgt jemand für den Baukredit, drückt die Bank oft trotz negativem Schufa-Eintrag ein Auge zu. Denn ein Bürge dient als zusätzliche Sicherheit für die Baufinanzierung: Kann der Kreditnehmer seine Raten nicht mehr bezahlen, springt der Bürge ein. Allerdings bedeutet das für ihn ein hohes finanzielles Risiko. In einigen Fällen reicht es auch schon aus, wenn der Partner den Kreditvertrag für das gemeinsame Haus mitunterschreibt – vorausgesetzt er selbst hat keinen negativen Schufa-Eintrag.
2. Eigenkapital erhöhen
Je mehr Eigenkapital, desto besser. Dazu zählen nicht nur Bargeld oder das Guthaben auf dem Konto. Auch ein bereits bezahltes Baugrundstück, Wertpapiere oder Lebensversicherungen gehören zum Eigenkapital. Wer einen Baukredit trotz negativem Schufa-Eintrag haben will, verschafft sich zunächst einen Überblick über alle verfügbaren Mittel.
Normalerweise gilt: Das Eigenkapital sollte mindestens 20 bis 30 Prozent der Gesamtkosten für die Immobilie abdecken. Mit jedem Euro mehr reduziert sich die benötigte Kreditsumme, das Risiko für die Bank und die Kosten für die Immobilienfinanzierung.
Doch nicht jeder hat so viel Geld auf der hohen Kante. Und die Immobilienpreise steigen. Die Lösung: die sogenannte Muskelhypothek. Das bedeutet, dass der Kreditnehmer bei der Renovierung oder beim Bau der Immobilie selbst mitanpackt. Auch das gilt als Eigenkapital. Eventuell kann man auch auf staatliche Fördergelder – zum Beispiel von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – zurückgreifen.
Übrigens: Wer gar keine eigenen Mittel mitbringt, muss mit einer Absage rechnen. Erst recht, wenn er einen negativen Schufa-Eintrag hat. Das Risiko ist vielen Banken zu hoch.
Wie wirkt sich der Schufa-Score auf die Anschlussfinanzierung aus?
Ein Baukredit trotz negativem Schufa-Eintrag hat seinen Preis: In der Regel bezahlt der Kreditnehmer für seine Baufinanzierung höhere Zinsen über kürzere Laufzeiten. Der Schuldenberg schrumpft entsprechend langsam. Das führt dazu, dass früher oder später eine Anschlussfinanzierung notwendig sein wird. Wer beim auslaufenden Kredit seine Raten immer pünktlich bezahlt hat, muss sich normalerweise keine Sorgen machen: Der Schufa-Eintrag wird einem Folge-Darlehen bei derselben Bank vermutlich nicht im Wege stehen.
Bei einem anderen Kreditinstitut sieht die Situation anders aus. Hier braucht es in der Regel mehr, um den Berater zu überzeugen. Eine Möglichkeit wäre die Immobilie neu bewerten zu lassen. Ist das Haus oder die Wohnung mehr wert als beim Kauf? Das lassen viele Banken als Argument gelten. Schließlich gilt auch die Immobilie selbst als Sicherheit für den Kredit.
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Gibt es eine Immobilienfinanzierung ohne Schufa?
Nein, das ist hierzulande nicht möglich. Deutsche Banken sind dazu verpflichtet, eine Bonitätsprüfung durchzuführen. Die Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Sachsen warnen: Lock-Angebote wie „Kredit ohne Schufa“ oder „Kredit auch bei schlechter Bonität“ sollte man ganz genau prüfen. Dahinter stecken oft unseriöse Kreditvermittler aus dem Ausland. Einige nutzen die finanziellen Schwierigkeiten ihrer Kunden aus – und ziehen sie durch hohe Bearbeitungsgebühren und teure Zinsen noch tiefer in den Schuldensumpf. Bei manchen erhält man für die Finanzierung gar keinen Kredit, sondern sinnlose, teure Versicherungen, berichten die Verbraucherzentralen.