14. Oktober 2022, 14:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Bausparen galt lange als solide – sowohl als Sparform als auch zur Finanzierung einer Immobilie. Doch dauerhaft niedrige Zinsen haben das geändert. Gibt es trotzdem noch einen Grund zum Bausparen?
Allmählich steigen die Zinsen. Das freut Sparer, wird aber für all jene, die ihr Eigenheim mit einem Baukredit finanzieren wollen, eine teure Angelegenheit. Der durchschnittliche Bauzins für ein Bankdarlehen mit zehn Jahren Laufzeit hat sich zu Jahresbeginn von weniger als einem Prozent auf zwischenzeitlich fast drei Prozent Zinsen pro Jahr verdreifacht.
Wie funktioniert das Bausparen?
Grundsätzlich hat Bausparen in zwei Phasen: In der Ansparphase zahlt der Sparer monatlich einen Betrag ein. Für das Guthaben bekommt er Zinsen. Ist ein bestimmter Betrag erreicht, wird der Vertrag zuteilungsreif. Der Sparer kann sich das Geld dann auszahlen lassen.
Gleichzeitig beginnt die Finanzierungsphase: Der Kunde kann nun ein günstiges Darlehen beantragen. Die Konditionen dafür hat er bereits vor der Ansparphase vereinbart. Damit kann er eine Immobilie kaufen oder bauen. Er muss den Kredit aber nicht beantragen.
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Der Bausparvertrag wird wieder beliebter
Weil der Zinstrend anhalten könnte, wenden sich viele Menschen wieder dem lange Zeit abgeschriebenen Bausparvertrag zu. Denn die Darlehenszinsen der Bausparkassen sind mit in der Regel 1,5 bis 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Wer heute einen Bausparvertrag abschließt, hat diese Zinskonditionen auch noch in fünf oder zehn Jahren.
Knapp 24 Millionen Bausparverträge bestanden 2021 in Deutschland. Die Zahl der Neuabschlüsse lag im vergangenen Jahr nach Angaben von Christian König vom Verband der Privaten Bausparkassen branchenweit bei 1,4 Millionen Verträgen. In diesem Jahr sind zahlreiche dazugekommen. „Wir verzeichnen seit Mitte März einen deutlichen Anstieg der Nachfrage – zuletzt mit einem Plus im Neugeschäft von über 50 Prozent“, sagt er.
Welche weiteren Vorteile gibt es?
Durch seine regelmäßigen Sparleistungen zeige der Bausparer, dass er tatsächlich in der Lage ist, einer solchen langfristigen Zahlungsverpflichtung nachzukommen. Das helfe unter Umständen bei der späteren Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken. Außerdem biete ein Bausparvertrag Flexibilität durch die Möglichkeit der jederzeitigen Sondertilgung.
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Alexander Krolzik von der Verbraucherzentrale Hamburg bewertet Bausparverträge etwas kritischer. Ein Vertrag lohnt sich seiner Ansicht nach in den meisten Fällen nicht, weil die Guthabenzinsen deutlich unter Inflationsrate liegen. Nach Angaben der Stiftung Warentest zahlen viele Bausparkassen tatsächlich nur 0,10 bis 0,25 Prozent auf das Guthaben.
Eignet sich ein Bausparvertrag auch für eine Modernisierung?
Auch bei kleineren Modernisierungsvorhaben kann ein Bausparvertrag von Vorteil sein. „Durch die explodierenden Energiepreise rechnen sich energetische Sanierungen schneller“, so König. Die Bausparkassen erhielten damit einen zusätzlichen Impuls. Sie könnten Kredite bis zu 50.000 Euro als Blankodarlehen vergeben – ohne Kosten für Grundbucheintrag und Notar. Mit dieser Summe sei ein Großteil der typischen Energieeinsparinvestitionen abgedeckt.
Bausparsumme muss genau passen
Von den geringen Zinsen gehen zudem noch die Abschlussgebühr und oft Jahresgebühren ab. Diese Kosten seien häufig höher als der letztendliche Gewinn, erklärt Krolzik. Auch laufende Kosten wie Kontoführungsgebühren würden die Rendite schmälern.
Wichtig deshalb für Verbraucher: Bausparen lohnt sich nur, wenn der Vertrag optimal auf die eigenen Ziele abgestimmt ist, erklärt die Stiftung Warentest. Ist etwa die Bausparsumme im Verhältnis zur Sparrate zu hoch, muss der Bausparer lange warten, bis sein Vertrag zugeteilt wird. Wer hingegen mehr spart als nötig, läuft bei manchen Tarifen Gefahr, einen Teil des Darlehensanspruchs zu verlieren.
Generell gilt: Die derzeit niedrigen Zinsen eines Bausparvertrags scheinen auf den ersten Blick eine mögliche Finanzierung mit Bausparen attraktiv zu machen. Hierbei gilt es aber, Bausparverträge mit Annuitätendarlehen sorgfältig zu vergleichen. Interessierte sollten die Alternativen genau durchrechnen und sich objektiv beraten lassen – zum Beispiel bei einer Verbraucherzentrale. „Das hilft, Kosten zu sparen und die individuell beste Lösung zu erreichen“, sagt Roland Stecher.
Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht, da niemand weiß, wie sich die Zinsen in der Zukunft entwickeln. Ein Annuitätendarlehen punktet laut Stecher im Vergleich zu einem Bausparvertrag oftmals mit niedrigeren Gesamtkosten. „Bei größeren Summen ist ein Annuitätendarlehen mit langer Zinsbindung mindestens eine gute Option.“
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Staatliche Förderung macht Verträge interessant
Staatliche Förderung kann Bausparen für manche attraktiv machen. „Schließen Sparer einen Riester-Bausparvertrag ab, können sie für ihre Sparbeiträge und die Tilgung ihres Darlehens Zulagen erhalten“, erklärt Stefan Hüllen von der Stiftung Warentest. „Jeder Förderungsberechtigte kann außerdem Riester-Beiträge bis zu 2100 Euro im Jahr steuerlich als Sonderausgaben absetzen.“ Voraussetzung ist aber, dass der Vertrag tatsächlich für die Immobilienfinanzierung eingesetzt wird.
Anstelle der Riester-Förderung können Bausparer oft auch die staatliche Wohnungsbauprämie erhalten. Die bekommen Bausparer aber in der Regel nur, wenn der Vertrag für den Bau, den Kauf oder die Modernisierung einer Immobilie eingesetzt wird.
mit Material der dpa