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Betrug bei der Wohnungssuche! Betroffener verliert 4000 Euro

Betrug Wohnungssuche
Plötzlich war die angebliche Hausverwaltung nicht mehr zu erreichen und 4.000 Euro einfach weg (Symbolfoto) Foto: Getty Images
Katharina Regenthal
Redakteurin

29. Oktober 2024, 14:38 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Wer schon einmal eine Wohnung in einer deutschen Großstadt gesucht hat, wird bemerkt haben: Es ist gar nicht so einfach, etwas Bezahlbares zu finden. Genau diesen Umstand machen sich Betrüger immer häufiger zunutze und bringen Wohnungssuchende um viel Geld. myHOMEBOOK berichtet von der aktuell wohl dreistesten Masche beim Wohnungsbetrug.

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Rechtschreibfehler, kein direkter Telefonkontakt oder keine Besichtigung der Wohnung: All das sind Hinweise, bei denen bei der Wohnungssuche die Alarmglocken schrillen sollten. Doch so stümperhaft gehen Betrüger heutzutage gar nicht mehr vor, ganz im Gegenteil. Sie agieren hochprofessionell und ergaunern sich auf diese Weise viel Geld. So musste es auch Hasan (33) erfahren, der in Köln auf einen Wohnungsbetrug hereingefallen ist und dabei um 4.000 Euro gebracht wurde. Dabei gehört er, so hat er es im Gespräch mit myHOMEBOOK erzählt, zu den Menschen, die eher misstrauisch sind und alles überprüfen. Und trotzdem wurde auch er Opfer von Betrug bei der Wohnungssuche.

Betrüger und gefälschte Anzeigen werden immer besser

Wie viele Menschen suchte auch Hasan in Köln eine neue Wohnung. Nachdem er zig Nachrichten auf dem Immobilienportal Immoscout geschrieben hatte, kam irgendwann endlich die Zusage für eine Wohnungsbesichtigung. „Die Besichtigung sollte kontaktlos stattfinden. Im Zuge von Corona hat sich das ja etabliert“, erzählt Hasan. Per Mail informierte die angebliche Hausverwaltung darüber, dass der Schlüssel in einem sogenannten Schlüsseltresor hinterlegt sei – so wie es häufig auch bei Airbnb-Vermietungen üblich ist.

Schon da fiel ihm auf, dass das Dokument mit den Infos sehr professionell wirkte – ein gutes Design, keine Rechtschreibfehler. Wäre dem nicht so gewesen, hätten das schon erste Hinweise auf einen möglichen Betrug sein können, erklärt Polizeihauptkommissar Christoph Gilles vom Polizeipräsidium Köln myHOMEBOOK. „Ein Indiz für Betrugsobjekte können Sätze in schlechtem Deutsch oder eine Anhäufung von Grammatik- und Rechtschreibfehlern sein. Da Betrüger oftmals aus dem Ausland agieren, nutzen sie häufig Übersetzungsprogramme“, so Gilles.

Lennart Dannenberg vom Immobilienportal Immoscout erklärt im Gespräch mit myHOMEBOOK, dass die Betrüger beziehungsweise die gefälschten Anzeigen auch immer besser werden. „Betrüger lassen die Anzeigen inzwischen von KI-Tools schreiben und dann ist es eben nicht mehr auffällig, wenn in der Anzeige die Sätze keine Zusammenhänge haben oder die Objektbeschreibung nicht passt beziehungsweise Kalt- und Warmmiete nicht passen“, so Dannenberg.

„Dieser Betrug ist besonders dreist“

Bei der dreisten Masche in Köln wurden solche Fehler ebenfalls nicht gemacht. Stattdessen wurde auf höchstem Niveau betrogen. Als Hasan nach der Besichtigung einen Anruf erhielt, dass er als Bewerber infrage käme, aber noch eine Abschlagszahlung für Küche und einige Möbel fällig sei, wollte er noch einmal auf Nummer sicher gehen.

Er überprüfte sowohl die Hausverwaltung als auch die angeblichen Mitarbeiter. Besonders dreist: Die Hausverwaltung, die angeblich in Braunschweig ansässig war, wurde auf einer Website als achtbeste Hausverwaltung der Stadt angegeben. „Das war anscheinend auch eine Seite, wo man sich irgendwie einkaufen konnte“, so Hasan. Und auch die Mitarbeiter googelte er. „Ich habe die LinkedIn-Profile der Geschäftsführung gefunden mit mehreren Hundert Verlinkungen“. Die Seiten waren zumindest scheinbar nicht erst kurzfristig erstellt worden.

„Dieser Betrug ist besonders dreist“, so Dannenberg. Allerdings kämen solch professionelle Betrugsmaschen dann doch seltener vor, erklärt er weiter. „Die Anzahl an Betrug hat nicht zugenommen, aber die Betrüger werden immer professioneller“.

Plötzlich war keine Kontaktaufnahme mehr möglich

Um den Zuschlag für die Wohnung zu bekommen, zahlte Hasan 4.000 Euro an die Betrüger – die zu dem Zeitpunkt und auch nach der Zahlung weiterhin telefonisch und per Mail erreichbar waren. Erst als der 33-Jährige wegen eines Internetanschlusses schon eher in die Wohnung wollte, in der angeblich gerade Handwerker waren, die ihn hereinlassen sollten, wurde er stutzig. Denn vor Ort waren keine Handwerker. Von da an war eine Kontaktaufnahme mit der angeblichen Hausverwaltung nicht mehr möglich. E-Mails konnten nicht zugestellt werden, Anrufe gingen nicht durch.

„In meiner Pause bin ich noch einmal zur Wohnung gefahren und habe dort geklingelt, geklopft, bis irgendwann eine Nachbarin aufgemacht hat“, erzählt Hasan. Diese habe ihm dann erzählt, dass er nicht der Erste sei. Offenbar hatten die Betrüger gleich mehrere Wohnungen in Köln mit falschen Unterlagen angemietet und dann auch von mehreren Wohnungssuchenden hohe Geldsummen abgezockt.

„Täter nutzen Wohnungsmangel in Ballungsgebieten aus“

Für die Polizei ist diese dreiste Betrugsmasche nicht neu. „Das beschriebene Phänomen ist beim Polizeipräsidium Köln hinlänglich bekannt. Die professionell und überörtlich agierenden Täter nutzen hierbei den Wohnungsmangel in Ballungsgebieten aus“, erklärt Polizeihauptkommissar Gilles. Die Täter mieteten hierfür vorübergehend Wohnungen unter Verwendung von Falschpersonalien über Portale wie beispielsweise Airbnb kurzzeitig an und inserierten diese Wohnung dann zum dauerhaften Vermieten auf bekannten Internetportalen wie Immoscout.

„Nach Kontaktaufnahme durch das vermeintliche Opfer wird durch eloquent geführte Telefonate und/oder Mails bzw. professionelle Internetpräsenzen vermeintlicher Immobilienmakler Vertrauen aufgebaut“, so Gilles weiter. Zu einem persönlichen Kontakt zwischen Opfer und Täter komme es jedoch zumeist nicht. Bei Hasan gab es immerhin telefonischen Kontakt.

„Das so aufgebaute Vertrauen veranlasst die Opfer zu Vorab-Überweisungen für Kautionszahlungen, erste Monatsmieten oder Abschlagszahlungen. Nach Geldeingang brechen die Täter den Kontakt zum Opfer ab und leiten die erhaltenen Gelder unmittelbar auf ausländische Konten bzw. Kryptokonten weiter“, erklärt der Polizeihauptkommissar myHOMEBOOK.

Betrüger gehen hochprofessionell vor

„Aufgrund der aktuell hohen Fallzahlen dieser Betrugsmasche hat die Kriminalpolizei Köln eigens eine Ermittlungsgruppe eingerichtet“, so Gilles. In jedem Fall sollten Betrugsopfer umgehend Strafanzeige erstatten, so der Hauptkommissar.

So hat es auch Hasan getan. Gleich nachdem ihm der Betrug aufgefallen war, ging er zu einem Polizeirevier in Köln und erstattete Anzeige. Seine 4.000 Euro wird er aber wohl nicht zurückbekommen. Die Ermittlungen gestalteten sich als herausfordernd, aufgrund der professionellen Vorgehensweise und der Anonymität des Internets, heißt es von der Polizei.

„Die erhaltenen Gelder werden unter Verwendung von betrügerisch eröffneten deutschen Bankkonten zeitnah weitergeleitet, sodass diese bereits auf im Ausland befindlichen Konten bzw. vermehrt auf Kryptokonten ankommen, bevor das Opfer den Betrug überhaupt realisiert und bei der Polizei angezeigt hat“, erklärt Gilles. Wie die Polizei genau arbeitet, will er nicht sagen. „Über das Vorgehen der Fahnder machen wir aus ermittlungstaktischen Gründen keine Detailangaben, um Tätern keine mittelbaren Handlungsanweisungen zu geben.“

Auch Lennart Dannenberg von Immoscout betont, wie wichtig es sei, dass die Fälle bei der Polizei zur Anzeige gebracht und auch beim Immobilienportal gemeldet werden. „Wir können auf unserer Seite Informationen sammeln und den Behörden dann zur Verfügung stellen“. Er empfiehlt außerdem, sollte man persönliche Daten preisgegeben haben, nicht nur den Betrug anzuzeigen, sondern zusätzlich auch noch Identitätsdiebstahl anzugeben. „Dann ist auch in Zukunft vermerkt, dass Betrüger hier persönliche Daten abgegriffen haben. Das wäre dann auch wichtig, sollte der Name irgendwie über Betrüger irgendwo anders für einen Vertrag oder so missbraucht werden“, so Dannenberg.

Auch interessant: Sensible Dokumente bei der Wohnungssuche auf keinen Fall weitergeben

Immobilienplattform warnt vor zwei Dingen

Aber kann man eine gefälschte Anzeige überhaupt erkennen? Es kommt darauf an. Bei Immoscout arbeitet etwa ein 40-köpfiges Team daran, dass Nutzer eben nicht auf dreiste Maschen hereinfallen. Mithilfe einer KI wird erkannt, wenn Betrüger etwa einen Treuhandservice einschalten wollen. Nutzer werden dann auf mögliche Unstimmigkeiten aufmerksam gemacht. Nähere Details will Dannenberg allerdings nicht nennen, damit die Betrüger keine Anleitung für die Umgehung der Schutzmaßnahmen bekommen.

Aber es gebe immer zwei Dinge, bei denen man hellhörig werden sollte: „Im ersten Schritt versuchen Betrüger immer erst einmal die Kommunikation von der Plattform wegzuführen. Dann können wir keine Warnmeldung an den Nutzer mehr herausgeben, wenn etwa von einem Treuhandservice gesprochen wird“, so Dannenberg. Außerdem werde dann schnell großes Vertrauen entgegengebracht und dann wiederum großer Zeitdruck aufgebaut, um schnell an Geld zu kommen.

Sollte man sich unsicher sein, ob eine Wohnung wirklich zur Vermietung angeboten wird, könne man im Zweifel im Haus klingeln. „Nachbarn bekommen in der Regel ja mit, wenn jemand auszieht“. Der Fall aus Köln sei aber schon sehr, sehr professionell gewesen.

Mehr zum Thema

Tipps der Polizei

Auch die Polizei hat Tipps, auf die Kauf- oder Mietinteressenten dringend achten sollten. Polizeihauptkommissar Christoph Gilles vom Polizeipräsidium Köln nennt folgende Punkte:

Zu günstige Preise

Ungewöhnlich niedrige Kauf- und Mietpreise sind ein Hinweis auf gefälschte Immobilienanzeigen. Genauso viel zu niedrig angesetzte Nebenkosten. Sein Rat: Man solle sich über den örtlichen Mietpreisspiegel informieren.

Vorkasse

Sobald man aufgefordert wird, Geld im Voraus zu bezahlen, sollte man skeptisch werden. Seriöse Makler oder Eigentümer verlangen kein Geld, bevor man die Immobilie besichtigt hat.

Widersprüche zwischen Bildern und Text

Immobilieninserate sollte man stets mit einer gesunden Portion Skepsis lesen und Wohnungsanzeigen auf mögliche Widersprüche zwischen Bild und Text überprüfen.

Bilder wie aus dem Prospekt

Bei Fotos handelt es sich oft um kopierte Bilder aus dem Internet, zum Beispiel aus digitalen Möbelhauskatalogen. Eine Masche, die leicht entlarvt werden kann: Dazu lädt man das Bild in der umgekehrten Bildersuche von Google hoch. Anschließend sieht man, ob und wo das Bild noch im Netz verwendet wurde.

Gut zu wissen: Auch die Verbraucherzentrale gibt Tipps, wie man gefälschte Immobilienanzeigen erkennen kann.

Schlechtes Deutsch und Anfragen auf Englisch

Anfragen auf Englisch könnten ein Indiz auf einen Betrug sein. Auch Grammatik- und Rechtschreibfehler oder Sätze in schlechtem Deutsch, sind Hinweise.

Kopierte Anzeigentexte

Häufig kopieren sich Immobilienbetrüger ihre Anzeigentexte aus realen, bestehenden Immobilienanzeigen zusammen. Zur Überprüfung kann man Teile des Textes oder die Überschrift einmal googeln.

Fehlende Angaben

Seriöse Anbieter geben in ihren Anzeigen in der Regel Auskunft über die Höhe der Warm- und Kaltmiete sowie den Energieausweis. Ist lediglich eine Warmmiete angegeben, kann das ein Indiz für eine Fake-Wohnung sein. Auch ein fehlender Ansprechpartner oder ein fehlendes Impressum sind Indizien. Aber selbst ein vollständiges Impressum bietet keine Sicherheit, denn es kann gefälscht sein. Ist eine Telefonnummer angegeben, sollte man prüfen, ob sie tatsächlich vergeben ist.

Auffällige Mails

Man sollte nie Datenanhänge in E-Mails öffnen, die auf „.exe“ enden. Sie könnten nämlich von Immobilienbetrügern stammen und Schadsoftware oder Trojaner enthalten. Zudem sollte man auf die E-Mail-Adresse des Absenders achten. Immobilienbetrüger nutzen zur Korrespondenz häufig E-Mail-Adressen mit auffälligen Domains, wie Name@günstige-traumwohnung.de.

Überweisung ins Ausland

Auch bei Überweisungen ins Ausland sollte man besonders vorsichtig sein. Man sollte die IBAN des Zahlungsempfängers prüfen und darauf achten, wo das Geld landet.

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