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Beim Experten nachgefragt

Darum gehören kompostierbare Müllbeutel nicht in den Bioabfall

Auch wenn es auf der Verpackung steht, kompostierbare Müllbeutel dürfen in vielen Fällen nicht in den Biomüll.
Auch wenn es auf der Verpackung steht, kompostierbare Müllbeutel dürfen in vielen Fällen nicht in den Biomüll. Foto: iStock/black-lollipop
Franka Kruse-Gering
Redakteurin

22. Dezember 2022, 14:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Jeder möchte seinen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Der ein oder andere setzt inzwischen auf kompostierbare Müllbeutel aus Bioplastik. Doch sind sie so sinnvoll, wie wir denken? Tun wir der Umwelt etwas Gutes, wenn wir sie nutzen?

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Kompostierbare Müllbeutel bekommt man inzwischen in fast jedem gut sortierten Supermarkt. Die Hersteller werben damit, dass sie sich nach geraumer Zeit auflösen und keine Rückstände hinterlassen. Allerdings warnen Experten und raten von der Nutzung ab. myHOMEBOOK weiß, warum.

Was sind kompostierbare Müllbeutel?

Angepriesen werden die Beutel mit „zu 100 Prozent kompostierbar“ oder „biologisch abbaubar“. Es wird damit geworben, dass diese Müllbeutel ganz normal in den Eimer eingehängt, befüllt und über den Komposthaufen oder die Biotonne entsorgt werden können. Zumeist bestehen diese Beutel aus Maisstärke oder Kartoffelstärke, es gibt allerdings auch erdölbasierte kompostierbare Produkte.

Dazu passend: Was man im Restmüll entsorgen darf – und was nicht

„Plastiktüten gehören nicht in den Bioabfall!“

Eine ganz klare Haltung zur Entsorgung von kompostierbaren Müllbeuteln hat der Verband kommunaler Unternehmen e. V. Egal, ob es sich um Beutel aus Bioplastik oder Bio-abbaubare Kunststoffe handelt. Auch andere als abbaubar angebotene Produkte wie Einkaufsbeutel, Einweggeschirr oder To-Go-Becher sollen nicht im Biomüll entsorgt werden.

Biokunststoff wird in den kommunalen Kompostierungs- und Vergärungsanlagen nicht immer vollständig abgebaut, bestätigt auch Patrick Hasenkamp, Vizepräsident des VKU und Leiter der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster. „Die neuen ‚Biokunststoff‘-Produkte wie Verpackungen, Kaffeekapseln oder Sammeltüten sind, auch wenn die Beschriftung dies suggeriert, eben nicht biologisch abbaubar bzw. sie zersetzen sich zu langsam. Sie müssen deswegen aufwendig aussortiert werden und verursachen damit in den Bioabfall-Behandlungsanlagen einen erheblichen zusätzlichen Aufwand. Für den Klimaschutz wollen wir immer mehr Torf durch Bioabfallkompost substituieren, um die Moore als Kohlenstoffsenken zu schützen. Hierbei stören aber jegliche Fremdstoffe – niemand will Plastikschnipsel in seiner Blumenerde oder auf dem Acker haben.“

Biologisch abbaubare Müllbeutel dürfen nicht in die Biotonne – warum gibt es diese dann?

Die biologisch abbaubaren Müllbeutel sollen in erste Linie den Alltag erleichtern und den Verbraucher zur Mülltrennung anregen, meint der VKU. Aber da es bisher noch keine einheitlichen Regelungen zur Abbaubarkeit gibt, sind auch nicht alle örtlichen Kompostieranlagen auf solche Beutel ausgerichtet. „Wenn diese Tüten unter den Bedingungen der örtlichen Kompostierungsanlage nicht ausreichend abgebaut werden, darf der örtliche Entsorger sie von der Miterfassung ausschließen.“

Der Grundgedanke des Bioplastiks ist nicht verkehrt. So gab es in Deutschland im Jahr 2019 6,28 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle, schreibt das Umweltbundesamt. Dieses Problem muss angegangen werden – es dauert allerdings, wie so oft, bis es dafür einheitliche Regelungen gibt.

Dazu passend: Feuchtes Toilettenpapier auf keinen Fall im WC herunterspülen

Wie sollte man Bioplastik entsorgen?

Das ist die große Frage, der sich sogar die Europäische Kommission angenommen hat. „Dazu hat aktuell am 30.11.2022 die Europäische Kommission den zweiten Teil des Kreislaufwirtschaftspakets im Green Deal veröffentlicht. Darin ging es unter anderem um die politische Rahmensetzung und Gesetzesvorschläge zum Umgang mit sogenannten ‚biologisch abbaubaren und kompostierbaren‘ Kunststoffen, um eine Überarbeitung der Verpackungsrichtlinie sowie einen Vorschlag zur Zertifizierung der klimaschonenden Kohlenstoffabscheidung“, sagt der VKU.

Es handelt sich also hoffentlich nur um ein vorübergehendes Problem mit der Entsorgung von Bioplastik. „Die optimale Art der Entsorgung dieser Werkstoffe kann sich zukünftig ändern, wenn diese Materialien andere Eigenschaften haben. Momentan widersprechen sich biologische Abbaubarkeit und Recyclingfähigkeit, Reparierbarkeit usw. Meistens handelt es sich sogar um Einwegprodukte. Hier besteht ein Zielkonflikt, der durch die Hersteller und Designer gelöst werden muss“, fordert der VKU.

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Wie soll man seinen Biomüll entsorgen?

Da biologisch abbaubare Müllbeutel nicht in Frage kommen, es bisher aber auch keine sinnvollen Alternativen gibt, bleibt nur eine Möglichkeit übrig, meint der VKU: „Unser Appell an Verbraucherinnen und Verbraucher lautet: Bioabfälle bringen Sie am besten in einem Vorsortiergefäß, also etwa einem kleinen Eimer oder zum Beispiel eingewickelt in ein bisschen Zeitungspapier zur Biotonne, nicht in einer Plastiktüte. Das häufigere Herausbringen schützt auch vor Geruch, Essigfliegen usw. in der Küche“.

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