22. November 2024, 11:18 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Blei im Leitungswasser ist gesundheitsgefährdend und kann vor allem in älteren Häusern vorkommen. Es handelt sich dabei um ein unsichtbares Risiko, das Millionen Haushalte in Deutschland betrifft.
Trink- bzw. Leitungswasser unterliegt in Deutschland strengen Kontrollen. Dennoch können gelegentlich Probleme auftreten, die häufig auf veraltete Installationen in Wohnungen oder Häusern zurückzuführen sind. Ein besonders relevantes Problem sind Bleirohre, die vor allem für Kinder und Schwangere ein erhöhtes Risiko darstellen. myHOMEBOOK bietet einen Überblick über diese Problematik, erläutert die Ursachen und zeigt, welche Maßnahmen ergriffen werden können, wenn Blei im Leitungswasser ist.
Wie kommt Blei eigentlich ins Leitungswasser?
Blei ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol „Pb“. Konkret handelt es sich um ein Schwermetall, das für viele Zwecke genutzt wurde – so auch früher für Wasserleitungen. Blei ist weich, formbar und widerstandsfähig gegen Korrosion. Allerdings ist Blei im Leitungswasser gesundheitsschädlich. Das Problem tritt meist in Häusern auf, die vor 1973 gebaut wurden, erklärt das Umweltbundesamt. In diesen Häusern verlegte man damals mitunter Bleirohre für die Wasserversorgung.
Die Versorgung mit Leitungs- bzw. Trinkwasser wird hierzulande streng kontrolliert. Bis zum Übergabepunkt, also dort, wo das Wasser ins Gebäude gelangt, ist die Wasserqualität in der Regel einwandfrei. Eine Belastung tritt meist erst innerhalb der Hausinstallation auf, besonders in Altbauten oder schlecht gewarteten Systemen.
Das Umweltbundesamt weist zudem darauf hin, dass in den südlichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg Bleileitungen bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr eingesetzt wurden. In Nord- und Ostdeutschland hingegen kamen sie bis in die 1970er-Jahre noch zum Einsatz.
Wie man Blei im Leitungswasser erkennt
Blei ist ein unsichtbares Risiko: Man kann es weder schmecken, sehen noch riechen. Daher empfiehlt sich ein Test, insbesondere, wenn man in einer älteren Wohnung lebt. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte eine professionelle Wasseranalyse durchgeführt werden. Diese können zertifizierte Labore oder das Gesundheitsamt vornehmen. Heimtests sind zwar erhältlich, liefern jedoch meist nur grobe Orientierungshilfen.
Eine kurzfristige Möglichkeit, die Belastung zu reduzieren, besteht darin, das Wasser vor der Nutzung einige Minuten laufen zu lassen. Dadurch wird das stehende Wasser aus den Leitungen gespült, das häufig stärker mit Blei belastet ist. Diese Methode bietet jedoch keine dauerhafte Sicherheit und sollte lediglich als vorübergehende Maßnahme dienen, bis grundlegende Lösungen wie der Austausch von Bleileitungen umgesetzt werden können.
Neues Gesetz regelt
Die sogenannte „Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung – TrinkwV)“ regelt künftig den Umgang mit Blei im Leitungswasser. In Paragraf 17 „Trinkwasserleitungen aus Blei“ heißt es, dass Betreiber von Wasserversorgungsanlagen, in denen noch Wasserleitungen aus Blei verbaut sind, diese Leitungen bis spätestens 12. Januar 2026 entweder entfernen oder außer Betrieb nehmen müssen. Dieses Gesetz ist seit dem 20. Juni 2023 in Kraft.
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Die Risiken durch das Schwermetall im Wasser
Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) warnt, dass selbst geringe Mengen Blei insbesondere für Ungeborene, Kleinkinder und Schwangere gefährlich sein können, da es die Blutbildung sowie die Entwicklung der Intelligenz beeinträchtigt. Bei Erwachsenen kann Blei aus den Knochen ins Blut übergehen, besonders während der Schwangerschaft.
Die Verbraucherzentrale Hamburg betont: „Für Menschen ist Blei ein toxisches Schwermetall. Bereits Spuren können die Blutbildung, die Nierenfunktion und das Nervensystem beeinträchtigen.“ Außerdem wird darauf hingewiesen, dass in Deutschland der Grenzwert für Blei im Trinkwasser bei maximal 0,01 Milligramm (10 Mikrogramm) pro Liter liegt (gilt seit 2013). Das Umweltbundesamt ergänzt, dass ab dem 12. Januar 2028 ein strengerer Grenzwert von 0,005 mg/l (entspricht 5 µg/l) gelten wird. Gebäudeeigentümer und Wasserversorger haben hierfür eine Übergangsfrist bis zum 12. Januar 2026.
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Was kann man am besten dagegen tun?
Wenn man von Bleileitungen in der Wohnung oder im Haus betroffen ist, sollte man zügig handeln. Wie bereits erwähnt, eignet sich ein Test zu Beginn am besten. Auch das Abklopfen der Leitungen kann hilfreich sein: Bleirohre klingen dumpf und nicht typisch metallisch. Eine Untersuchung durch ein Labor oder das Gesundheitsamt ist ebenfalls empfehlenswert.
Eine weitere sinnvolle Maßnahme ist der Einbau von Wasserfiltern als Übergangslösung. Dabei ist es wichtig, ausschließlich zertifizierte Modelle zu verwenden, die nachweislich Schwermetalle wie Blei filtern. In akuten Fällen kann auch der Kauf von abgefülltem Trinkwasser eine praktikable Alternative sein.
Langfristig müssen die Bleirohre jedoch ausgetauscht werden. Mieter haben die Möglichkeit, den Vermieter schriftlich zur Überprüfung der Leitungen aufzufordern und bei Bedarf Mängel dem Gesundheitsamt zu melden. Hausbesitzer sollten spezialisierte Sanitärfirmen kontaktieren. Zusätzlich sollten auch Armaturen und Wasserhähne auf mögliche Belastungen geprüft werden. Jedenfalls sollte man es unbedingt vermeiden, bleibelastetes Leitungswasser zu trinken.