23. August 2022, 17:01 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Begriff „Cohousing“ ist mittlerweile in aller Munde. Kein Wunder: Immer mehr Menschen sehnen sich nach Wohnformen, die nicht isolieren. Vielmehr ist bei diesem Trend das gemeinschaftliche und generationenübergreifende Miteinander gefragt.
Auch wenn man beim Begriff „Cohousing“ zunächst an die USA, vielleicht sogar an die Hippiebewegung denkt, sind die ersten gemeinschaftlichen Wohnsiedlungen tatsächlich bei unseren nordischen Nachbarn in Dänemark entstanden. Dort nannte man diese hybride Wohnform „Bofælleskaberi“, was so viel heißt wie Wohnverband. Dabei lebte man zwar getrennt in unterschiedlichen Wohneinheiten, im Fokus stand jedoch der Austausch mit Nachbarn und die Nutzung gemeinschaftlicher Räumen. Später wurde der Begriff von der amerikanischen Architektin Kathryn McCamant ins Amerikanische übersetzt und als „Cohousing“ etabliert. Die Architektin veröffentlichte zwei Bücher darüber und entwarf mehrere Cohousing-Projekte. Mittlerweile ist diese gemeinschaftliche Lebensform weltweit beliebt.
Übersicht
- Warum ist Cohousing gerade so beliebt?
- Wie entsteht ein Cohousing-Projekt?
- Wie wird das Cohousing geplant?
- Spart man sich bei Cohousing Kosten?
- Wie lassen sich Cohousing-Projekte finanzieren?
- Fördermittel für Wohnprojekte beantragen
- Welche Rechtsform ist für Cohousing geeignet?
- Ist Co-Living vergleichbar mit Cohousing?
Warum ist Cohousing gerade so beliebt?
In den letzten Jahren ist die Nachfrage des gemeinschaftlichen Wohnens deutlich gestiegen. Dabei spielen folgende Gründe eine wichtige Rolle:
- Hohe Mietpreise: Viele Stadtbewohner sind überlastet und geben mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete aus
- Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit
- Die Menschen haben weniger Ersparnisse
- Eigentum ist nicht mehr so wichtig, die Nutzung steht im Vordergrund
- Familienplanung und Heirat haben nicht mehr höchste Priorität
- Baukosten sind sehr hoch
- Freie Grundstücke sind rar
- Einsamkeit
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Wie entsteht ein Cohousing-Projekt?
Mittlerweile hat sich einiges in diesem Segment getan. Und es gibt ein vielseitiges, attraktives Angebot an Wohn- und Bauprojekten auf dem Land und in der Stadt. Viele Interessenten suchen auf Online-Portalen nach „Mitstreitern“.
Andere Gemeinschaftswohnprojekte inserieren auf Wohnprojekt-Börsen. Dort werden die unterschiedlichsten Formen und Projekte angeboten – von einer bezugsfertigen Wohnung bis hin zu einem neuen Gemeinschaftswohnprojekt.
Dieses setzt jedoch eine gewisse Frustrationstoleranz voraus. Denn ein neues Bauvorhaben ist immer mit Risiken behaftet. Das fängt schon bei der Objektsuche an. Schließlich ist es nicht immer einfach, eine geeignete Immobilie zu finden, die auch jedem Mitstreiter gefällt oder für Cohousing geeignet ist.
Wie wird das Cohousing geplant?
Eine aktive Beteiligung bei der Gestaltung wird selbstverständlich vorausgesetzt. Dabei spielt die Planung der eigenen Wohnung, aber auch die der Gemeinschaftsräume eine große Rolle. Wie bereits erwähnt, gibt es auch da individuelle Interessen und Vorstellungen. So können etwa neben einer gemeinschaftlichen Küche auch Coworking-Räume entstehen. Der individuelle Rückzugsort, sprich die eigene Wohnung oder das eigene Haus sind jedoch beim Cohousing ein wichtiger Bestandteil.
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Spart man sich bei Cohousing Kosten?
Die Kosten hängen immer vom jeweiligen Umfang des Projekts ab. Allerdings lassen sich bei einer Baugruppe Kosten einsparen. Eine Baugruppe, wie es beim Cohousing üblich ist, leistet einen verhältnismäßig größeren Umfang an das Bauprojekt. So können bis zu 20 Prozent gegenüber einem gewöhnlichen Hausbau eingespart werden. Hintergrund: Die Menge oder das Volumen sind dabei ausschlaggebend.
Bei der Wahl des Grundstücks können weitere Kosten eingespart werden. Und zwar auf der Grundlage des Erbbaurechts. Bei einer Erbpacht ist man nicht der eigentümliche Besitzer, sondern pachtet das Grundstück. Oft werden diese Grundstücke von sozialen Einrichtungen wie Kirchen und Gemeinden verpachtet. Es gibt aber auch Privateigentümer. Das Erbbaurecht bietet sich primär für Baugruppen mit finanziellen Engpässen an.
Wie lassen sich Cohousing-Projekte finanzieren?
Es gibt spezialisierte Banken, die Wohnprojekte und Baugruppen finanzieren – die GLS-Bank oder die Triodos-Bank als Beispiel. Diese und ähnliche Banken verfügen über eine jahrzehntelange Expertise auf diesem Gebiet. Schon einige Wohnprojekte konnten mithilfe einer Finanzierung ins Leben gerufen werden.
Weitere Banken:
- KfW-Förderbank
- Umweltbank Nürnberg
- Bank für Sozialwirtschaft
Fördermittel für Wohnprojekte beantragen
Nicht in allen Regionen sind Fördermöglichkeiten möglich. Deswegen sollte man sich bereits vorher in den Gemeinden erkunden, ob es eine Möglichkeit auf Förderung gibt. Man kann sich aber auch beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in der Förderdatenbank über diverse Programme informieren.
Stiftungen fördern ebenfalls Wohnprojekte, die sich sozial engagieren und nachhaltig bauen wollen. Wenn man mit seinem Wohnprojekt einen Beitrag zum Klimaschutz leistet, wäre es nicht uninteressant, bei etwaigen Stiftungen mal nachzufragen.
Tipp: Foerderdata ist die umfassendste und aktuellste Fördermitteldatenbank Deutschlands für alle Vorhaben im Bereich Bauen, Sanieren und Energie sparen. Dort befinden sich rund 5700 aktuelle Förderungen der Städte, Landkreise, Gemeinden, Energieversorger, Bundesländer und des Bundes.
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Welche Rechtsform ist für Cohousing geeignet?
Bei gemeinschaftlichen Wohnprojekten hat sich die Form der Genossenschaft oder eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) als geeignet erwiesen. Wenn man Mietwohnungen baut, ist die Rechtsform der Genossenschaft jedoch vorteilhafter, aber der Aufwand umso größer. Baugruppen entscheiden sich daher eher für die GbR als Rechtsform, da diese unbürokratischer verläuft.
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Ist Co-Living vergleichbar mit Cohousing?
Nicht nur Cohousing ist wieder im Trend, sondern auch moderne Konzepte wie das Co-Living. Mit dem Unterschied, dass es sich beim Co-Living um gemeinschaftliches Wohnen auf Zeit handelt – eine Mischung aus Wohngemeinschaft und Mietwohnung. Beim Co-Living hat man sein eigenes Schlafzimmer und teilt sich Küche, Arbeits- und Gemeinschaftszimmer. Vermietet werden möblierte Einheiten, bei denen man in der Regel eine Pauschalmiete zahlt.
In Deutschland steckt diese neue Form des Zusammenlebens und Arbeitens noch in den Kinderschuhen. Immobilieninvestoren haben sich diese Vermietungskonzepte jedoch schon zu eigen gemacht. Das Co-Living ist in jeder Hinsicht ein nachhaltiges Konzept, bei dem man kurzfristig und mit wenig Aufwand eine temporäre Bleibe mit Anbindung findet.