9. April 2024, 16:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Damit das Dach auf dem Haus über viele Jahre Schutz bietet und intakt bleibt, muss es entsprechend gepflegt und gewartet werden. Auch eine Dachreinigung ist dabei nicht zu unterschätzen. Aber darf diese eigentlich auch selbst vorgenommen worden? myHOMEBOOK hat beim Dachdeckerverband nachgefragt.
Auf dem Dach kann sich mit der Zeit allerhand Schmutz ansammeln. Da liegt eine gründliche Dachreinigung nahe. Wer da jetzt allerdings selbst Hand anlegen will, der sollte sich lieber zügeln. Denn auch, wenn viele Online-Portale genaue Anleitungen für die Dachreinigung geben – selbst sollte man das nicht erledigen. „Es sollte grundsätzlich nicht selbst aufs Dach gestiegen werden, sondern die Reinigung sollte Fachbetrieben überlassen werden. Die Gefahr, sich zu verletzen oder durch Unachtsamkeit etwas zu beschädigen, ist einfach zu groß“, erklärt Jan Redecker vom Zentralverband Deutsches Dachdeckerhandwerk (ZVDH).
Welche Dächer eine Reinigung benötigen
Geht es um das Thema Dachreinigung, kommt es vor allem darauf an, um welches Dach es sich überhaupt handelt. Laut dem ZVDH benötigen etwa Steildächer in der Regel keine Reinigung. „Weder Algen, Flechten noch Vogelkot oder andere Schmutzablagerungen beeinträchtigen die Schutzfunktion des Daches. Das sind lediglich optische Beeinträchtigungen“, erklärt Redecker. Sollte man sich daran stören, könne man einen Fachbetrieb mit der Beseitigung beauftragen.
Bei Flachdächern geht es dagegen weniger um die Optik. Sie sind je nach Gefälle erhöhten Belastungen ausgesetzt. Pflanzenreste könnten sich ansammeln, zum Abfluss gespült werden und diesen dann wiederum verstopfen. „Da es bei Flachdächern meist eine innenliegende Entwässerung gibt, kann das zum Problem werden. Deshalb ist eine regelmäßige Wartung unerlässlich“, so Redecker.
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Was wichtiger als eine Dachreinigung ist
Viel wichtiger als eine Dachreinigung ist für den Experten allerdings die Reparatur von Schäden, die im Herbst und Winter entstehen können. Das Dach sei teilweise heftigen Natureinflüssen wie Starkregen, Hagel oder Stürmen ausgesetzt. Vor allem der Wind setze den Häusern in unseren Breiten immer stärker zu – allerdings nicht unbedingt der Winddruck, sondern der Windsog, so der Experte. „Durch Verwirbelungen bei Stürmen ist besonders die dem Wind abgewandte Dachfläche gefährdet. So können sich Ziegel und andere Bauteile lockern oder Klammern gelöst haben.“
Ein besonderes Augenmerk legt der Verband auch auf die Reinigung der Regenrinne. „Denn dort siedeln sich Blätter, Vogelkot, Absandungen und andere Stoffe an. Durch den Belag verringert sich der Querschnitt der Rinne, das Wasser läuft nicht mehr richtig ab. In Kehlen, hinter Kaminen und Fenstern sind in der Regel besonders viele Pflanzenreste zu finden, die den Wasserfluss beeinträchtigen“, so Redecker.
Auch das Reinigen einer Regenrinne sei ein kompliziertes und unter Umständen auch ein gefährliches Unterfangen. Schließlich ginge es darum, Arbeiten in beachtlicher Höhe auszuführen. Der ZVDH empfiehlt daher auch, bei der Reinigung der Regenrinne einen Profi zu beauftragen.
Eignen sich Hochdruckreiniger für die Dachreinigung?
In vielen Online-Beiträgen liest man immer wieder von einer Dachreinigung mit einem Hochdruckreiniger. So soll die Arbeit sehr viel leichter und vor allem schneller von der Hand gehen. Doch der ZVDH warnt vor dieser Methode: „Der Einsatz von Hochdruckreinigern ist gefährlich: Je nach Deckwerkstoff können gesundheitsschädliche Fasern freigesetzt werden.“ Außerdem könne durch den starken Wasserstrahl Wasser in die Überdeckung eindringen, sodass die darunterliegende Wärmedämmschicht durchfeuchtet oder gar zerstört werden könnte. Das würde wiederum dazu führen, dass das Dach undicht wird.
„Wurden asbesthaltige Materialien auf dem Dach verbaut, ist es sogar verboten, mit Hochdruckreinigern, Drahtbürsten oder anderen Werkzeugen zu arbeiten, die die Dachplatten beschädigen. Das sieht die Gefahrstoffverordnung vor“, erklärt Redecker. Die feinen Asbestfasern würden schon bei Reinigungsarbeiten freigesetzt und könnten die Umwelt und die Gesundheit von Bewohnern und Nachbarn schädigen.
Gut zu wissen:
„Bei Häusern, deren Dächer zwischen den 50-er und der Mitte der 90-er Jahre mit Faserzementplatten gedeckt wurden, ist sehr wahrscheinlich Asbest auf dem Dach. Hier darf auch kein Fachmann Reinigungsarbeiten vornehmen. Die asbesthaltigen Platten können allerdings gegen asbestfreie Platten ausgetauscht werden, zum Beispiel wenn diese beschädigt wurden. Alle diese Arbeiten sind ebenfalls nur von Spezialisten auszuführen, vor allem, weil hier auch bestimmte Arbeitsschutzbestimmungen wie das Tragen von Schutzanzügen eingehalten werden müssen“, so Jan Redecker vom ZVDH gegenüber myHOMEBOOK.
Wie sinnvoll Versiegelungen von Dachziegeln sind
Einige Fachbetriebe bieten nach der Reinigung auch eine Versiegelung für die Dachziegel an. Hiervon hält der ZVDH allerdings nichts. „Von einer nachträglichen Dachbeschichtung raten wir ab, zumal diese keine Alternative zu einer Dachdeckung ist“, erklärt Redecker.
Vielmehr handle es sich bei Dachbeschichtungen um eine teure Kosmetik, die eine nach Jahren oder Jahrzehnten fällige Neueindeckung nicht ersetzen könne. Eine Dachbeschichtung fördere nicht die Funktionalität des Daches, die mache es weder dichter noch haltbarer, so der Experte.
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Dachreinigung mit Solaranlage
Hat man eine Solaranlage auf dem Dach installiert, fragt man sich vielleicht, wie man den Teil des Daches unter der Anlage reinigt. „Das hängt sehr stark von der Art der Anlage und der Dacheindeckung und Abdichtung ab. Um nichts zu beschädigen, sowohl an der Anlage selbst als auch an der Dacheindeckung darunter, sollten die Reinigungsarbeiten von einem Fachbetrieb ausgeführt werden“, erklärt Redecker. Er empfiehlt, einen sogenannten „DachCheck“ durchführen zu lassen.
Was ist der „DachCheck“?
Der „DachCheck“ wird von Innungsbetrieben angeboten. Seit einem Jahr beinhaltet er auch die Sichtprüfung auf Beschädigungen, Verschmutzungen, Korrosion, Befestigung und Unebenheiten speziell bei PV-Anlagen. Bei einem solchen „DachCheck“ werden relevante Verschmutzungen erkannt und der Fachbetrieb kann diese unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten beseitigen.