19. August 2023, 12:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das größte Risiko für Einbrecher, die Wohnungen in Mehrfamilienhäusern ausrauben wollen: Nachbarn, die skeptisch sind. Leider sind sie das nicht immer und drücken mitunter einfach den Türsummer.
In größeren Mehrfamilienhäusern machen sich Einbrecher Unachtsamkeit in der Nachbarschaft zunutze. „In Einfamilienhäusern hebeln Diebe meistens Fenster oder Türen auf. In Mehrfamilienhäusern müssen sie nur an der Haustür bei einem oder mehreren Bewohnern klingeln – und schon sind sie drin“, sagt Helmut Rieche, Vorsitzender der Initiative für aktiven Einbruchschutz „Nicht bei mir!“. Ein einfacher und guter Rat lautet daher für Bewohner von Mehrfamilienhäusern: Vor dem Öffnen der Haustür nachfragen, wer da ist. „Ein gesundes Misstrauen ist durchaus angebracht“, so Rieche.
Die Anonymität der Hochhäuser als Chance
Grundsätzlich besteht immer die Gefahr eines Einbruchs. „Einbrecher hoffen stets auf lohnende Beute und nutzen günstige Gelegenheiten wie schlecht gesicherte Türen, Fenster oder Terrassentüren rigoros aus. Auch die Anonymität in Hochhäusern oder Wohnanlagen kommt ihnen vielfach zu Gute“, sagt Polizeidirektor Joachim Schneider, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Daher lautet der zweite gute Tipp: Nachbarn sollte aufeinander achtgeben und ihre Umgebung im Blick behalten. „Wenn Nachbarn etwas verdächtig vorkommt, sollten sie sich nicht scheuen, die Polizei zu informieren – besser einmal zu viel als zu wenig“, sagt Schneider.
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Auf welche Zeichen man achten sollte
Genauer hinsehen sollte man laut dem Polizeidirektor bei folgenden Situationen:
- Fahren Autos mit auswärtigen Kennzeichen wiederholt langsam durch das Wohngebiet, könnte es sich um auskundschaftende Kriminelle handeln.
- Warten Unbekannte scheinbar grundlos auf der Straße, im Hausflur oder im geparkten Auto, könnten sie eventuell bei einer Straftat Schmiere stehen.
- Es wird im Haus bei mehreren Bewohnern geläutet. So wollen Einbrecher vielleicht herausbekommen, wo jemand zu Hauses ist und wo nicht.
- Wird irgendwo im Haus gebohrt und gehämmert oder splittert Holz, können Handwerksarbeiten dahinterstecken, aber eben auch ein Einbruch.
„Wenn Nachbarn etwas Verdächtiges auffällt, sollten sie sofort die Polizei über den Notruf 110 verständigen“, rät Joachim Schneider. Wenn möglich, sollten sie sich Kennzeichen und Beschreibungen verdächtiger Autos und Personen notieren. Folgende Informationen sind für die Polizei besonders wichtig:
- Was ist passiert?
- Wo und wann ist es passiert?
- Wer meldet den Vorfall?
Mechanische Sicherung als Schutz
Die Polizei empfiehlt darüber hinaus eine mechanische Sicherung aller Fenster und Türen. „Es bringt schon viel, die alten Rollenzapfen an den Fenstern gegen Pilzkopfzapfen auszutauschen, die rundum angeordnet sind und beim Verschließen in stabile, mit dem Rahmen verschraubte Stahlschließbleche greifen“, erklärt Helmut Rieche.
Ergänzende Sicherheit bietet eine Einbruch- und Überfall-Meldeanlage. Damit werden Einbruchversuche automatisch gemeldet und die Bewohner können den Alarm bei Gefahr auch selbst auslösen.
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Mieter müssen Vermieter fragen
Grundsätzlich haben Mieter laut Deutschem Mieterbund (DMB) aber keinen Anspruch auf den nachträglichen Einbau von einbruchshemmenden Fenstern oder Türen, Sicherheitsschlössern, Türspionen oder Gegensprechanlagen. „Wollen Mieter von sich aus in ihre Wohnungssicherheit investieren, müssen sie bei allen baulichen Änderungen der Mietsache die Erlaubnis des Vermieters einholen“, so der DMB.
Mieter sollte auch klären, was bei einem Auszug mit ihrer eigenen Investition passiert. Denn es kann sonst sein, dass der Vermieter fordert, dass der ursprüngliche Zustandes der Wohnung wiederhergestellt werden muss – sodass noch einmal hohe Kosten auf den Mieter zukommen könnten. Der Mieterbund empfiehlt, zu vereinbarn, dass es keinen solchen Rückbau beim Auszug geben muss.
Übrigens: Investiert der Vermieter in derartige Schutzmaßnahmen, handelt es sich um Modernisierungen, in deren Folge er die Miete erhöhen kann.
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Aber auch Mieter, die sich Umbauten nicht leisten können, sind nicht schutzlos. Oft sind es aber schon Kleinigkeiten, die Einbrechern im Mehrfamilienhaus ihre Tat erschweren oder diese gar verhindern.
So sollten Fenster, Wohnungs- und Terrassentüren bei Abwesenheit immer vollständig verschlossen sein. „Auch wenn man nur kurz die Wohnung verlässt, immer abschließen“, rät Joachim Schneider. Nicht nur einfach die Tür ins Schloss fallen lassen. „Und Fenster nie gekippt lassen. Gekippte Fenster sind offene Fenster.“ Außerdem sollte der Hauseingang auch tagsüber immer verschlossen sein, ebenso Keller- und Dachbodentüren.
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„Das A und O ist, Anwesenheit zu simulieren“, ergänzt Helmut Rieche. Die Bewohner sollten im Urlaub oder bei längerer Abwesenheit den Eindruck erwecken, dass trotzdem jemand zuhause ist. Das könne zum Beispiel mithilfe einer Zeitschaltuhr geschehen, die das Licht immer mal an- und ausschaltet.
Auch das regelmäßige Hoch- und Herunterlassen der Rollläden simuliert Anwesenheit – Nachbarn könnten dies etwa übernehmen. „Ist das nicht möglich, sollten die Rollläden lieber offengelassen werden statt ständig geschlossen zu sein“, sagt Polizeidirektor Joachim Schneider.
Aber: Die Einbrecher kennen diese Tricks. Sie orientieren sich zudem an Kleinigkeiten wie einen vollen Briefkasten oder der länger nicht gemähte Rasen im Vorgarten. Oder das offene Tor der Garage, in der kein Auto steht. Diese Indizien zeigen ihnen, dass die Bewohner unterwegs sind.
Die Polizei rät deshalb, den Briefkasten von Bekannten oder Nachbarn leeren zu lassen und sie auch zu bitten, ein wachsames Auge auf die Wohnung zu haben. Ein Mix aus Aufmerksamkeit, sicherer Technik und guter Nachbarschaft ist der sicherste Schutz vor Einbrechern.
mit Material der dpa